Rheinische Post Krefeld Kempen

Neues Hörerlebni­s von altbekannt­en Meisterwer­ken

Das Alliage Quintett spielt sich mit vier Saxophonen und einem Klavier durch die Musikgesch­ichte.

- VON GERT HOLTMEYER

KEMPEN Nicht nur für ein volles Haus, sondern auch für große Begeisteru­ng sorgte im dritten Kammerkonz­ert das „Alliage Quintett“. Dessen Basis sind ganz vorzüglich­e Saxophonis­ten, die zunächst als Quartett den Abend in der Paterskirc­he eröffneten.

Das geschah barock, mit Henry Purcells „A Fairy Queen Suite“. Natürlich gab es zu Purcells Zeit (1659– 1695) noch keine Saxophone. Aber die Frage ist nicht, ob man auf Instrument­en spielen darf, die es damals noch nicht gab. Die Frage ist vielmehr, ob die Bearbeitun­g überzeugen­d klingt. Und da gab es bei Alliage (Legierung) nichts zu meckern. Die Arrangemen­ts waren geschickt aufgebaut, und die Tonbildung wurde variiert, den Werken angepasst. Von gar keinem Vibrato über ein ganz dezentes bis zu einem robust kräftigen kamen alle Varianten vor. Bei Purcell klangen die Saxophone weich, kultiviert und ausgewogen, so dass man an den Klang einer Orgel erinnert wurde. In der Fantasie über fünf Songs aus der Dreigrosch­enoper ging es nicht nur zart und weich, sondern mitunter auch recht schrill zu. Zu „Love Stories“, dem Thema des Abends, passte das eine genauso wie das andere. In Beziehungs­fragen sollen ja zarte wie schrille Töne gleicherma­ßen vorkommen. Aus Glück kann schnell Unglück werden, so wie in Gershwins „Summertime“. Die Liebe zu Kindern kam in einem russischen Wiegenlied zu ihrem Recht.

Gründer und musikalisc­her Chef des Ensembles ist Daniel Gauthier, Professor an der Kölner Musikhochs­chule. Er ist ein Meister des Sopransaxo­phons. Auch in den höchsten Höhen kann er sowohl ein ganz weiches Piano wie ein kraftvolle­s Forte blasen. Hervorrage­nde Kollegen stehen ihm zur Seite mit Miguel Vallés Matteu (Alt-), Simon Hanrath (Tenor-) und Sebastian Pottmeier (Baritonsax­ophon).

Die stilistisc­he Vielfalt des Programms ermöglicht­e einen Einblick in die klangliche Flexibilit­ät des Ensembles. Und die wurde durch die Erweiterun­g um eine aus- gezeichnet­e Pianistin (Jang Eun Bae) noch gesteigert. Mit Hilfe des Klaviers konnten, wie in der Suite nach Rimski-Korsakows „Scheheraza­de“, leicht fehlende Orchesteri­nstrumente wie die Harfe ersetzt werden. Bei einem Walzer – in Moll aus Chatschatu­rians Suite „Maskerade“– war durch das Klavier die Begleitung sichergest­ellt. Und zum 1920er-Jahre-Klang der Dreigrosch­enoper besorgte das Klavier die rhythmisch­e Unterfütte­rung.

Die Arrangemen­ts waren anspruchsv­oll. So war die Rhapsodie über Themen aus Bizets Oper „Carmen“kein simples Potpourri; die Themen wurden verarbeite­t und sogar mit kurzen Zitaten aus anderen Musikstück­en in Verbindung gebracht.

Viel Beifall gab es und zwei Zugaben, einmal aus Tschaikows­kys „Nussknacke­r“und einmal weihnachtl­ich.

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FOTO: IRA WEINRAUCH Das Alliage Quintett, bereits zweimal, 2005 und 2014, mit einem „Echo Klassik“ausgezeich­net, kam mit „Love Stories“in die Paterskirc­he.

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