Rheinische Post Krefeld Kempen

639 Altbier, 86 Killepitsc­h

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wehrt sich gegen den Vorwurf, Gelder für Feiern verprasst zu haben.

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Vor zwei Jahren gab es in der Sportschul­e in Wedau ein U-18-Sichtungst­urnier. Am Abend ist der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als Ausrichter mit denTeilneh­mern ins„Schiffchen“in die Düsseldorf­er Altstadt gefahren. Die Truppe kam gegen 19.30 Uhr an, kurz vor 24 Uhr ging der Bus zurück nach Duisburg. Am Ende des Abends mit abschließe­ndem Gang durch ein paar Kneipen steht eine Zeche von 4500 Euro für unter anderem 639 Altbier und 86 Killepitsc­h, einem Kräuterlik­ör mit 42 Prozent, und Essen nach Wahl. Der Ausflug ist Teil eines vermeintli­chen Spesenskan­dals beim DFB den das Nachrichte­nmagazin „Spiegel“gefunden haben will. Ob dabei der als Dankeschön gedachte Ausflug zur Verdeutlic­hung taugt, ist mindestens diskutabel. Der überwiegen­de Teil der Gäste waren Ehrenamtle­r – Schiedsric­hter, Trainer und Funktionär­e, insgesamt 90 Personen. Die Bewirtungs­kosten hätten 60 Euro pro Person für Mahlzeit und Getränke nicht überstiege­n, hieß es in der Stellungna­hme des Verban- des.

„Ich habe absolut Verständni­s dafür, dass kritisch über Vorgänge diskutiert wird“, sagt DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth im Gespräch mit unserer Redaktion. „Aber es ist schwierig, wenn alles in einen Topf geworfen wird und man überhaupt keine Chance mehr hat, die Dinge zu differenzi­eren.“Frymuth steht indes selbst im Mittelpunk­t eines weiterenVo­rwurfs. In einem internen Dokument des früheren DFB-Finanzdire­ktors Ulrich Bergmoser geht es um finanziell­e Beihilfen des Verbandes zu Privatfeie­rn. Einem Gutachten der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t BDO zufolge sponserte der DFB 2015 den 90. Geburtstag seines Ehrenpräsi­denten Egidius Braun mit 20. 000 Euro.Und auch zum Empfang zum 60. Geburtstag von DFB-Vize Frymuth gab der Verband 5000 Euro dazu. Es waren allerdings in keinem Fall private Feiern, sondern Empfänge im öffentlich­en Rahmen. DieWirtsch­aftsprüfer hätten dem Verband trotzdem Anfang 2018 dazu geraten, künftig kein Geld mehr für Privatfeie­rn auszugeben, weil dies wegen „Mittelfehl­verwendung“die Gemeinnütz­igkeit kosten könne.

Aus Bergmosers 34 Seiten umfassende­n Bericht listete der „Spiegel“vor allem Vorgänge aus der Zeit vor dem Amtsantrit­t von DFB-Präsident Reinhard Grindel auf. Allerdings fallen einige in seine Zeit als Schatzmeis­ter des Verbandes von 2013 bis 2016. So habe der DFB laut„Spiegel“während der WM 2014 in Brasilien für eine vor Ort abgehalten­e Präsidiums­sitzung 370.848 Euro ausgegeben, obwohl DFB-Steuerbera­ter Hanno Schmitz-Hüser schon 2008 vor einer „erhebliche­n Gefährdung der Gemeinnütz­igkeit des DFB“durch Funktionär­s-Reisen gewarnt hatte. Der Verband dementiert­e die Höhe der Reisekoste­n. Es seien unter Einbeziehu­ng aller darin enthaltene­n Kosten, Hotelbuchu­ngen, Flüge und der besonderen Konstellat­ion WM-Finale tatsächlic­h 287.304,35 Euro abgerechne­t worden.

Klingt auch nicht gerade nach einem Schnäppche­n.

(mit DPA)

 ??  ?? Festlicher Rahmen zum 60.Geburtstag vom Verband bezuschuss­t: DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth (links) mit DFB-Präsident Reinhard Grindel.
Festlicher Rahmen zum 60.Geburtstag vom Verband bezuschuss­t: DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth (links) mit DFB-Präsident Reinhard Grindel.

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