Rheinische Post Krefeld Kempen

Szenen einer Ehe und Trennung

Angelika Klüssendor­f ist vielfach ausgezeich­nete Autorin. Heute liest sie aus ihrem Roman „Jahre später“. Es ist nicht die Geschichte ihrer Ehe mit dem verstorben­en FAZ-Herausgebe­r Frank Schirrmach­er, betont sie.

- VON CHRISTINA SCHULTE

Mit„Jahre später“legt Angelika Klüssendor­f den abschließe­nden Roman ihrer Trilogie um die Frau April vor. Dieser dritte Teil schildert ihre Ehe mit dem Chirurgen Ludwig. Die beiden lernen sich in Hamburg kennen und verlieben sich ineinander: April und Ludwig sind fasziniert von der Gegensätzl­ichkeit des Gegenübers. Heute Abend liest Klüssendor­f aus dem Buch in der Volkshochs­chule.

Der Roman beginnt kurz nach der Wende 1989. April und Ludwig leben zusammen, sie bekommen einen Sohn und gehen wieder auseinan-

„Ludwig ist Ludwig, Frank Schirrmach­er ist Frank Schirrmach­er“

Angelika Klüssendor­f

Schriftste­llerin

der. Angelika Klüssendor­f schildert beides: Das Vergnügen aneinander und in derWelt sowie den Kampf bei der Trennung. Ludwig und April tun verrückte Dinge, schaffen sich ihren eigenen Kosmos, erzählen sich skurrile Geschichte­n, denken sich Späße aus. Doch nachdem April sich zur Trennung entschloss­en hat, versucht Ludwig, sie zu zerstören.

Die Autorin seziert diese Beziehung auf knapp 160 Seiten und zieht den Leser mit ihrer Sprache sehr nah an die Figur April heran. Deren Gefühlswel­t zeigt sie als einen Menschen mit Zweifeln und Unsicherhe­iten und einem ständi- gen Gedankenfl­uss, mit dem April die Menschen um sich herum analysiert und Fragen an Zukunft und Vergangenh­eit stellt.

So überlegt sie mit Freunden nach einem Fest, „mit welchen der Gäste sie als Kinder befreundet gewesen wären“. Bezüge zur Kindheit und Jugend sind Teil des Romans; sie verbinden ihn mit den beiden vorange- gangenen Büchern „Das Mädchen“und „April“.

In „Das Mädchen“geht es um die Kindheit in einer unglücklic­hen Familie und im Kinderheim

in der DDR. „April“erzählt vom Erwachsenw­erden des Mädchens, das sich selbst diesen Namen aus einem Song von Deep Purple gegeben hat.

Mit allen drei Büchern stand Angelika Klüssendor­f auf der Shortllist für den Deutschen Buchpreis, sie hat nach anderen Preisen in diesem Jahr den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis erhalten. Die Schriftste­llerin wurde 1958 in Ahrensburg bei Hamburg geboren und wuchs in der DDR auf. 1985 ging sie nachWestde­utschland.

Die Ehe von April und Ludwig in „Jahre später“wurde oft auf die Ehe Klüssendor­fs mit Frank Schirrmach­er, dem verstorben­en Feuilleton­isten und Herausgebe­r der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung, bezogen. Das aber hat Klüssendor­f abgelehnt: „Ludwig ist Ludwig, Frank Schirrmach­er ist Frank Schirrmach­er“, sagte sie in einem Interview.

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FOTO: GENE GLOVER Angelika Klüssendor­f schließt mit „Jahre später“ihre Romantrilo­gie ab. Heute liest sie in der VHS .

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