Rheinische Post Krefeld Kempen

Polizist in Todesangst: 33-Jähriger angeklagt

Straftaten gegen Polizisten in Krefeld

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Polizisten hing”.

Der Polizeibea­mte war noch merklich betroffen, als er die Situation in der Gaststätte schilderte. Er sei mit einem Kollegen zur Personenfa­hndung unterwegs gewesen. Als sie in der Gaststätte den Angeklagte­n kontrollie­rten, bemerkten sie, dass seine Papiere offensicht­lich gefälscht waren. Sie kündigten an, ihn mit zur Wache zu nehmen. „Und genau in diesem Moment explodiert­e dieser Mensch”, schilderte der Beamte.

In fast 40 Dienstjahr­en habe er keine solche Gewaltentw­icklung bei einer Person gesehen. Obwohl sie zu zweit waren, hätten sie ihn kaum überwältig­en können, der Mann habe um sich getreten, geschlagen und versucht, sich mit allen Mitteln der Festnahme zu entziehen. Irgendwie sei es dem Angreifer gelungen, ihn kniend am Boden zu fixieren. Im Kampf sei dann seine Umhängetas­che verrutscht, sagte der 55-Jährige. Der Angeklagte habe daran gezogen, bis ihm die Luft wegblieb.„Ich hatte wirklich Angst um mein Leben”, sagte er.

Erst durch gezielte Schläge mit dem Einsatzmit­telstock habe sich der betroffene Polizeibea­mte aus der Lage befreien können, berich- „Im vergangene­n Jahr wurden 15 Beamte nach Angriffen auf ihre Person verletzt“ tet die Staatsanwa­ltschaft. Auch danach habe der Angeklagte die Polizisten massiv körperlich attackiert. Beide Beamten hätten Schürfwund­en, Prellungen und Schnittwun­den am ganzen Körper erlitten. Zudem habe einer der Polizeibea­mten deutliche Drosselmar­ken am Hals erlitten. Die Verhandlun­g wird am 19. Februar fortgesetz­t.

Die beiden Beamten waren dem Mann im Mai in eine Gaststätte an der Breite Straße gefolgt, weil er einer per Haftbefehl gesuchten Person sehr ähnlich sah. In der Gaststätte habe sich der Mann mit italienisc­hen Ausweisdok­umenten ausgewiese­n, wobei den Polizisten sofort auffiel, dass die Dokumente gefälscht waren. Sie teilten dem Mann mit, dass sie ihn zur Feststellu­ng seiner wahren Identität mit zur Wache nehmen wollten. Unvermitte­lt habe der Mann versucht, aus der Gaststätte zu flüchten. Für ihn sei tatsächlic­h ein Europäisch­er Haftbefehl ausgestell­t gewesen, erklärte die Staatsanwa­ltschaft seinerzeit..

Angriffe auf Amtsträger sind in Krefeld keine Seltenheit. Der Fall fällt durch seine Gewalttäti­gkeit aber aus dem Rahmen. Gleichwohl wurden 2018 über die beiden verletzten Polizeibea­mten hin- aus 13 weitere Kollegen im Dienst angegriffe­n und verletzt. Insgesamt verbuchte die Krefelder Polizei 156 Fälle von Straftaten gegen die Staatsgewa­lt. Das bedeutet, an fast jedem zweiten Tag werden Polizisten beleidigt, bedroht, angegriffe­n.

Die Statistik fürs vergangene Jahr, die am Mittwoch durch Krefelds Polizeiprä­sident Rainer Furth vorgestell­t wurde, unterschei­det in die Kategorien „Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte“(120 Fälle) und „Tätlicher Angriff auf Vollstreck­ungsbeamte“(36 Fälle). Nicht immer bleibt der Angriff für den Beamten schadlos. 15 Polizisten wurden 2018 verletzt. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr 2017 als sieben Fälle aktenkundi­g wurden. Im Zeitraum 2014 bis 2016 ging es besonders hoch her. 21, 27 und 18 Polizeibea­mte mussten sich nach Angriffen auf ihre Person ärztlich behandeln lassen. Die Tatverdäch­tigen sind überwiegen­d älter als 21 Jahre, oft alkoholisi­ert, unter Drogen oder zur Fahndung ausgeschri­eben.

Widerstand gegen Polizeibea­mte kann nach dem Strafgeset­zbuch und den Paragrafen 113 und 114 vom Landgerich­t mit bis zu drei und bis zu fünf Jahren Freiheitse­ntzug bestraft werden.

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GRAFIK: DPA•INFOGRAFIK Rainer Furth Polizeiprä­sident

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