Rheinische Post Krefeld Kempen
21 Tierrettungen im Januar
Mit großer Sorge sah der Tierschutzverein Krefeld dem Januar entgegen. Denn seit Anfang 2019 ist das Tierheim Moers für Krefelder Fundtiere verantwortlich. Doch allen Unkenrufen zum Trotz verlief bisher alles reibungslos.
Der 1. Januar war ein Termin, der dem Tierschutzverein Krefeld aus mehreren Gründen Kopfschmerzen bereitete. Wie jedes Jahr sorgte das Feuerwerk für verschreckteVierbeiner. In der Folge laufen stets viele Hunde und Katzen fort. Doch in diesem Jahr sorgte auch der Wechsel der Verantwortlichkeiten für die Fundtiere nach Moers für Sorgenfalten bei den Krefeldern. Sie befürchteten, in großem Umfang Bürger mit solchen Tieren wieder fortschicken zu müssen. Die Erfahrung des ersten Monats zeigt aber: Die Krefelder zogen hervorragend mit und passten sich den Gegebenheiten an.
„Anders, als wir befürchtet hatten, mussten wir bisher niemanden wieder wegschicken. Die Bürger haben die neue Situation hervorragend mitgetragen. Das hat uns in der Tat überrascht“, sagt Dietmar Beckmann vom Tierheim auf dem Flynnertzdyk. „Wir hatten nur einige Anrufe, in denen sich Menschen erkundigt haben, wie alles genau läuft. Aber das war kein Problem“, erzählt er.
Und auch auf der Moerser Seite lief der Übergang reibungslos. „Es hat sich wirklich niemand aufgeregt. Die Menschen haben die Situation mitgetragen“, stimmt auch Nicola Kreuzmann, Teamleitung im Moerser Tierheim, zu. „Wir hatten insgesamt 21 Einsätze zur Tierrettung oder für Fundtiere im Krefelder Gebiet. Die meisten davon erwartungsgemäß am 1. und 2. Januar. Da sind allein vier Hunde wegen der Böller weggelaufen“, fährt sie fort.
Eingefangen wurden sie von der Tierrettung Schütz. Sie arbeitete zuvor bereits mit dem Krefelder Tierheim zusammen. Entsprechend sagt Carsten Schütz: „Für uns war es keine Umstellung. Wir haben die Tiere jetzt nur zu einem anderen Ort gebracht.“Außergewöhnliche Fälle gab es für ihn im Januar ebenfalls wenige. „Der ungewöhnlichste Fall war der eines Hundes, den wir eingefangen haben. Über den Chip konnten wir sehr schnell herausbekommen, zu wem er gehört. Die Überraschung war: Er war rund eine Woche zuvor in Kleve entlaufen. Dort war er zur Pflege bei einer Familie. Dass Hunde sich 80, 90 Kilometer entfernen, ist schon ungewöhnlich“, erzählt er.
Besagte an Silvester entlaufene Hunde fingen die Tierretter sehr schnell wieder ein und brachten sie gleich zu ihren Herrchen zurück. „Wir konnten auch hier jeweils die Chips auslesen und die Tiere sofort nach Hause bringen. In diesen Fällen fahren wir das Tierheim gar nicht erst an“, sagt er und fährt fort: „Entsprechend wichtig ist es, dass Tiere nicht nur gechippt werden, sondern die Nummern auch registriert werden. Wenn das der Fall ist, können wir sehr unbürokratisch helfen. Wir hatten aber in diesem Monat auch einen Fall, bei dem wir einen Hund eingefangen haben, der zwar einen Chip hatte, dieser aber nicht registriert war. Das Tier hatte eine Steuermarke, aber amWochenende ist darüber nichts herauszufinden, weil bei der Stadt niemand da ist. So blieb der Hund zunächst im Tierheim, und der Besitzer, der sich später meldete, musste ihn dort abholen.“
Besonders erfreulich verlief für das Moerser Tierheim die Vermittlung zweier West-Highland-Terrier. „Beide waren krank. Sie haben eine Futterunverträglichkeit und wurden bei uns abgegeben. Solche Tiere setzen wir sofort auf unsere Homepage. Eine Familie aus Kiel verliebte sich auf den ersten Blick“, erzählt Kreuzmann. Es folgten Skype-Gespräche nebst einer Begehung des Hauses. Dann reisten die Interessenten nach Krefeld, verbrachten unter Aufsicht zwei Tage mit den Hunden und knüpften gleich Freundschaft. „Am nächsten Tag haben sie die beiden Tiere mit nach Hause genommen.
Das war schon großartig, dass sich Menschen nicht nur für kranke Tiere entscheiden, sondern sogar noch durch die halbe Republik dafür fahren“, sagt die Teamleiterin.
Diese Vermittlung war zweifellos der Höhepunkt eines sehr ruhigen und entspannten ersten Monats der geänderten Verantwortlichkeiten. Lediglich das Telefon klingelt in Moers nun ununterbrochen. „Viele Krefelder rufen an, um sich über unser Tierheim zu informieren. Auf der anderen Seite haben wir dadurch mehrere Ehrenamtler gewonnen, die nun als Katzenkuschler oder Gassigeher hier arbeiten“, sagt Kreuzmann. Auf diese Art ist derWechsel sogar ein Gewinn für das heim und seine Tiere.