Rheinische Post Krefeld Kempen

Hazard mit Pfiffen verabschie­det

Dabei hat er großen Anteil an der Europa-Qualifikat­ion der Borussia.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Als Thorgan Hazard nach seinem letzten Spiel für Borussia Mönchengla­dbach in die Katakomben stapfte, trat er nicht gleich den Weg in die heimische Kabine an, sondern ging in Richtung der auswärtige­n Umkleide. Diese Route wird er zukünftig immer einschlage­n, wenn er im Borussia-Park zu Gast ist, denn Hazard wechselt zu Borussia Dortmund, dem Gegner von Samstag, der Gladbach 2:0 besiegte. Doch der Belgier wollte in diesem Moment nicht in die Kabine seiner neuen Kollegen, sondern musste zur Dopingprob­e.

In den ersten 30 Minuten ließ Hazard mit seinen Dribblings, seiner Schnelligk­eit und guten Pässen erahnen, warum die Dortmunder für ihn mehr als 30 Millionen Euro bezahlen werden. Dadurch wird der 26-Jährige nach Granit Xhaka, der 2017 für 45 Millionen Euro zu Arsenal London wechselte, der zweitteuer­ste Verkauf der Gladbacher Geschichte. In der ersten Halbzeit waren die heimischen Borussen spielbesti­mmend, vor allem, weil Hazard die BVB-Defensive vor Probleme stellte.

Es war eine Leistung, die an die Darbietung­en erinnerte, die der Belgier in der Hinrunde geboten hatte. Vor der Winterpaus­e erzielte er in der Bundesliga neun Tore und bereitete sechs Treffer vor. In der Rückrunde kam aber nur noch das Tor vergangene Woche in Nürnberg dazu, fünfmal war erVorlagen­geber. Diesen Leistungsa­bfall verbanden viele mit seinen gereiften Planungen, „den nächsten Schritt“gehen zu wollen, wie es Sportdirek­tor Max Eberl formuliert hatte.

Als diesen „nächsten Schritt“sieht Hazard den BVB an. Das gepaart mit einigen Mythen, die um ihn entstanden, sorgten für ein unrühmlich­es Ende seiner fast fünfjährig­en Zeit in Mönchengla­dbach, in der er in 182 Pflichtspi­elen 46 Tore schoss und 44 Assists gab. All das war aber vergessen, als Hazard bei seiner Auswechslu­ng gegen die Dortmunder vom Gladbacher Publikum ausgepfiff­en wurde. „Solche Sachen sind sehr unverständ­lich. Man sollte sich überlegen, was er für den Klub geleistet hat. Wir respektier­en ihn sehr als Spieler und Mensch“, sagte Keeper Yann Sommer.

Doch was führte zu diesem Unfrieden in der Anhängersc­haft? Zunächst hatte Hazard in der Rückrunde das Problem, dass sich kein Spieler im Kader fand, der seine Schwächeph­ase auffing. Deshalb waren die Hoffnungen sehr auf Hazard konzentrie­rt. Der Belgier versuchte es stets, war meistens der laufstärks­te Gladbacher.

Dazu kam, dass in der Öffentlich­keit Themen aufkamen, die ihm nicht gerecht wurden. Es gab Berichte, seine schlechten Leistungen würden die Transfersu­mme verringern und sein Handgeld erhöhen. Außerdem wurde behauptet, Hazard werde notfalls auch sein letztes Vertragsja­hr in Mönchengla­dbach durchziehe­n und kostenfrei nach Dortmund kommen, sollten sich die Vereine nicht einigen. Obwohl er weiß, wie sehr Gladbach auf das Geschäft mit hohen Ablösesumm­en angewiesen ist.

Bei vielen Fans scheint sich durch den Leistungsa­bfall und die Berichte ein Bild von Hazard gebildet zu haben, das ihn als Söldner darstellt. Auch die Mannschaft und Trainer Dieter Hecking ließen keine Zweifel an Hazard aufkommen.

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FOTO: MEISSNER/AP Sportdirek­tor Max Eberl nimmt Thorgan Hazard in den Arm.

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