Rheinische Post Krefeld Kempen
Hazard mit Pfiffen verabschiedet
Dabei hat er großen Anteil an der Europa-Qualifikation der Borussia.
Als Thorgan Hazard nach seinem letzten Spiel für Borussia Mönchengladbach in die Katakomben stapfte, trat er nicht gleich den Weg in die heimische Kabine an, sondern ging in Richtung der auswärtigen Umkleide. Diese Route wird er zukünftig immer einschlagen, wenn er im Borussia-Park zu Gast ist, denn Hazard wechselt zu Borussia Dortmund, dem Gegner von Samstag, der Gladbach 2:0 besiegte. Doch der Belgier wollte in diesem Moment nicht in die Kabine seiner neuen Kollegen, sondern musste zur Dopingprobe.
In den ersten 30 Minuten ließ Hazard mit seinen Dribblings, seiner Schnelligkeit und guten Pässen erahnen, warum die Dortmunder für ihn mehr als 30 Millionen Euro bezahlen werden. Dadurch wird der 26-Jährige nach Granit Xhaka, der 2017 für 45 Millionen Euro zu Arsenal London wechselte, der zweitteuerste Verkauf der Gladbacher Geschichte. In der ersten Halbzeit waren die heimischen Borussen spielbestimmend, vor allem, weil Hazard die BVB-Defensive vor Probleme stellte.
Es war eine Leistung, die an die Darbietungen erinnerte, die der Belgier in der Hinrunde geboten hatte. Vor der Winterpause erzielte er in der Bundesliga neun Tore und bereitete sechs Treffer vor. In der Rückrunde kam aber nur noch das Tor vergangene Woche in Nürnberg dazu, fünfmal war erVorlagengeber. Diesen Leistungsabfall verbanden viele mit seinen gereiften Planungen, „den nächsten Schritt“gehen zu wollen, wie es Sportdirektor Max Eberl formuliert hatte.
Als diesen „nächsten Schritt“sieht Hazard den BVB an. Das gepaart mit einigen Mythen, die um ihn entstanden, sorgten für ein unrühmliches Ende seiner fast fünfjährigen Zeit in Mönchengladbach, in der er in 182 Pflichtspielen 46 Tore schoss und 44 Assists gab. All das war aber vergessen, als Hazard bei seiner Auswechslung gegen die Dortmunder vom Gladbacher Publikum ausgepfiffen wurde. „Solche Sachen sind sehr unverständlich. Man sollte sich überlegen, was er für den Klub geleistet hat. Wir respektieren ihn sehr als Spieler und Mensch“, sagte Keeper Yann Sommer.
Doch was führte zu diesem Unfrieden in der Anhängerschaft? Zunächst hatte Hazard in der Rückrunde das Problem, dass sich kein Spieler im Kader fand, der seine Schwächephase auffing. Deshalb waren die Hoffnungen sehr auf Hazard konzentriert. Der Belgier versuchte es stets, war meistens der laufstärkste Gladbacher.
Dazu kam, dass in der Öffentlichkeit Themen aufkamen, die ihm nicht gerecht wurden. Es gab Berichte, seine schlechten Leistungen würden die Transfersumme verringern und sein Handgeld erhöhen. Außerdem wurde behauptet, Hazard werde notfalls auch sein letztes Vertragsjahr in Mönchengladbach durchziehen und kostenfrei nach Dortmund kommen, sollten sich die Vereine nicht einigen. Obwohl er weiß, wie sehr Gladbach auf das Geschäft mit hohen Ablösesummen angewiesen ist.
Bei vielen Fans scheint sich durch den Leistungsabfall und die Berichte ein Bild von Hazard gebildet zu haben, das ihn als Söldner darstellt. Auch die Mannschaft und Trainer Dieter Hecking ließen keine Zweifel an Hazard aufkommen.