Rheinische Post Krefeld Kempen

Wohnungsba­u wird zum Wahlkampft­hema

- VON GEORG WINTERS STUDIE: ZU VIELE WOHNUNGEN . . . , TITELSEITE

Zu wenig bezahlbare­r Wohnraum ist in einer sozialen Marktwirts­chaft ein Kernthema, eines, das das Ungleichge­wicht in der Gesellscha­ft verstärken kann und somit jede Menge sozialen Sprengstof­f birgt. Deshalb wird es schon bald den Wahlkampf auf Landes- und Bundeseben­e mitbestimm­en. Wer ein schlüssige­s Konzept vorlegt, wie der teilweisen Wohnungsno­t in deutschen Großstädte­n beizukomme­n ist, der kann beim Wahlvolk punkten. Wer sich darauf beschränkt, vor allem über die Enteignung derer zu diskutiere­n, die Wohnraum schaffen könnten, eher nicht.

Bleibt zu hoffen, dass die Politik den Zwang zum Handeln schnellstm­öglich begreift. Die Bundesregi­erung hat sich zwar 1,5 Millionen neue Wohnungen in ihren Plan geschriebe­n, darüber aber offenbar vergessen, dass sie manches gar nicht in der Hand hat (wie dieVergabe von Bauland). Und was sie selbst bisher in Sachen Kampf gegen die Knappheit auf den Weg gebracht hat, ist nur bedingt sinnvoll und zielführen­d. Das Baukinderg­eld ist als Förderinst­rument untauglich, weil die meisten jungen Familien damit meist Immobilien aus dem Bestand kaufen, und das auch in vielen Fällen auf dem Land, wo in manchen Regionen ohnehin schon viel zu viel Wohnraum vorhanden ist. Und natürlich sind Mietpreisb­remse und das Deckeln von Mieterhöhu­ngen bei Modernisie­rungen löblich – aber was bringt das bei neuen Wohnungen?

Also muss die Politik an anderen Stellschra­uben drehen, im Schultersc­hluss zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Zwei Ansatzpunk­te: neue Grundstück­e wie alte Agrar- und Industrief­lächen, die als Bauland dazu beitragen könnten, dass die Kaufpreise für Investoren sinken. Und die Grunderwer­bsteuer müsste sinken. Wie wäre es damit, liebe Finanzmini­ster der Länder?

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