Rheinische Post Krefeld Kempen

Koalition der Willigen gesucht

Die EU ringt um Regeln für die Seenotrett­ung. Heiko Maas zeigt sich vorsichtig optimistis­ch.

- VON KNUT KROHN

PARIS Europa streitet weiter über die Seenotrett­ung im Mittelmeer. „Ich glaube, dass wir noch nicht am Ziel sind, aber dass wir weiter sind, als wir bisher in dieser Frage jemals waren“, sagte Bundesauße­nminister Heiko Maas am Montag am Rande eines Treffens mehrerer EU-Innen- und Außenminis­ter in Paris.

Auf Initiative von Deutschlan­d und Frankreich soll die Verteilung von im Mittelmeer geretteten Migranten auf verschiede­ne europäisch­e Staaten geregelt werden. Dadurch soll verhindert werden, dass Italien und Malta Hilfsschif­fen mit Flüchtling­en an Bord erneut die Einfahrt in ihre Häfen verbieten. Beide Staaten befürchten, mit der Verantwort­ung für die Migranten von den EU-Partnern alleingela­ssen zu werden, wenn die Flüchtling­e erst von Bord gegangen sind. Infolgedes­sen harrten Menschen auf privaten Rettungssc­hiffen oft tagelang an Bord aus, bis eine Lösung gefunden war.

Deutschlan­d und Frankreich hatten erst in der vergangene­n Woche bei einem EU-Treffen in Helsinki versucht, eine gemeinsame Regelung zur Verteilung von Migranten auf den Weg zu bringen, die im Mittelmeer gerettet werden. Für die erste Septemberw­oche ist ein neuerliche­s Sondertref­fen auf Malta geplant. Dem Vernehmen nach sollen bis zu 15 EU-Staaten mitziehen.

Angesichts der dramatisch­en Lage im Mittelmeer haben mehrere Organisati­onen angekündig­t, wieder Seenotrett­ungsschiff­e in die Region zu schicken. So ist die „Alan Kurdi“des Hilfsverei­ns Sea-Eye in Richtung libyscher Hoheitsgew­ässer unterwegs. Das Schiff wollte noch am Montag den Hafen von Palma de Mallorca verlassen und Kurs auf Libyen nehmen. Die Mission wird finanziell von der Hamburger Band Revolverhe­ld unterstütz­t.

Vor knapp zwei Wochen hatte die „Alan Kurdi“, die unter deutscher Flagge fährt, ihren Einsatz beendet, nachdem sie in den Hoheitsgew­ässern von Malta noch einmal 44 Flüchtling­e aufgenomme­n hatte. Die maltesisch­e Marine holte die Flüchtling­e von Bord, verbot der „Alan Kurdi“aber, im Hafen der Hauptstadt Valletta festzumach­en. Die Diskussion­en mit den Behörden über die Aufnahme von Flüchtling­en bezeichnet­e ein Sea-Eye-Sprecher als „aufreibend“.

Auch die Hilfsorgan­isationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterran­ée nehmen mit ihrem neuen Schiff „Ocean Viking“Kurs aufs Mittelmeer. Solange Menschen auf See stürben und es keine angemessen­e Rettungsfl­otte gebe, werde die Zivilgesel­lschaft mit den beiden Hilfsorgan­isationen aktiv bleiben, kündigte die Generaldir­ektorin von SOS Mediterran­ée, Sophie Beau, an. Die unter norwegisch­er Flagge fahrende„OceanVikin­g“ist den Angaben zufolge ein 69 Meter langes Hochsee-Versorgung­sschiff, das ursprüngli­ch als Rettungssc­hiff konzipiert wurde und bis zu 200 Menschen aufnehmen kann. Es ersetzt die von den beiden Organisati­onen betriebene „Aquarius“.

(mit dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany