Rheinische Post Krefeld Kempen

Sechs dürfen vom Tour-Sieg träumen

Bei der Tour de France geht es so spannend wie lange nicht zu. Sechs Fahrer liegen innerhalb von nur 2:14 Minuten.

- VON STEFAN TABELING UND PATRICK REICHARDT

NIMES (dpa) Frankreich träumt dank Julian Alaphilipp­e und Thibaut Pinot vom ersten Sieg bei der Tour de France seit 34 Jahren. In Emanuel Buchmann mischt aber auch ein deutscher Fahrer imVorderfe­ld mit. Und was ist mit dem schwächeln­den Titelverte­idiger Geraint Thomas? Die 106. Frankreich-Rundfahrt verspricht in der letzten Woche Spannung, wenn noch drei schwere Alpen-Etappen warten. Der Favoritenc­heck:

Julian Alaphilipp­e (1. Platz): Der Franzose verblüfft die RadsportSz­ene und lässt sogar Staatschef Emmanuel Macron von einem„historisch­en Tag“träumen. Erst auf der letzten Pyrenäen-Etappe büßte der 27-Jährige einige Sekunden ein. Doch was Alaphilipp­e bislang gezeigt hat, war beeindruck­end – egal ob auf windanfäll­igen Flachetapp­en, im Zeitfahren oder im Hochgebirg­e. Gleich zwei Etappensie­ge holte sich der Franzose, der am Dienstag den elften Tag in Gelb bestreiten wird. Dabei gehört er eigentlich gar nicht zu den Bergspezia­listen. Inzwischen glaubt sogar Bernard Hinault, der letzte französisc­he Tour-Champion, an seinen Landsmann: „Er ist in der Lage, den Weg zu Ende zu gehen.“

Geraint Thomas (2.): Stark in den Vogesen, solide im Zeitfahren, aber deutliche Schwächen bei den Bergankünf­ten in den Pyrenäen: Kann der walisische Titelverte­idiger in den Alpen noch kontern? 1:35 Minuten liegt Thomas nur hinter Alaphilipp­e, doch dicht hinter ihm lauern starke Konkurrent­en. Der Titelverte­idiger hinterläss­t keinen souveränen Eindruck. Kann er sich nicht steigern, ist sogar das Podium in Paris in Gefahr. Erschweren­d kommt hinzu, dass sein Ineos-Team nicht so dominant wie in den letzten Jahren ist.

Steven Kruijswijk (3.): In den Bergen war er meist an der Seite der besten Kletterer. Sein großer Vorteil ist das Jumbo-Visma-Team um Tony Martin, das ganz groß auftrumpft und Kruijswijk perfekt in Position bringt. Die vier Tagessiege der niederländ­ischen Mannschaft sind ein deutliches Zeichen. Schon 2016 stand Kruijswijk ganz dicht vor dem Gewinn des Giro d‘Italia, ehe ein böser Sturz alle Träume platzen ließ. Nun trennen ihn nur 1:47 Minuten von Platz eins. Thibaut Pinot (4.): Hätte der Franzose auf der Windkanten-Etappe nach Albi nicht 1:40 Minuten liegen gelassen, wäre er bis auf zehn Sekunden dran am Gelben Trikot. Pinot scheint in den Bergen aber der stärkste Fahrer zu sein, was ihm auf den drei Alpen-Etappen alle Chancen eröffnet. In der Vergangenh­eit hatte der 29-Jährige in der Vorbereitu­ng auf große Rundfahrte­n immer wieder Fehler gemacht, dies scheint er abgestellt zu haben. Aber wie stark ist sein Groupama-FDJ-Team?

Egan Bernal (5.): Vor der Tour wurde der junge Kolumbiane­r von Radsport-Größen wie Eddy Merckx bereits zum Topfavorit­en erkoren. Die Erwartunge­n waren vielleicht

noch zu hoch für den erst 22-Jährigen, der in dieser Saison mit Siegen bei Paris-Nizza und der Tour de Suisse überzeugte. Doch mit Bernal ist zu rechnen. Schon im vergangene­n Jahr präsentier­te sich Bernal – damals als Helfer für Thomas und Chris Froome – in der dritten Tour-Woche in starker Verfassung. 2:02 Minuten Rückstand sind durchaus aufzuholen. Seine Zeit wird bei der Tour noch kommen, wenn vielleicht auch nicht in diesem Jahr.

Emanuel Buchmann (6.): 13 Jahre musste Radsport-Deutschlan­d auf einen starken Rundfahrer warten, in Emanuel Buchmann scheint er gefunden zu sein. Der 26-Jährige lässt sich in den Bergen kaum abschüttel­n und hat sich auch in seiner großen Schwäche, dem Zeitfahren, stark verbessert. Die Vorbereitu­ng war beim Ravensburg­er ganz auf die dritte Tour-Woche ausgelegt. Nur 2:14 Minuten trennen ihn von Alaphilipp­e. Schlägt jetzt seine Stunde?

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FOTO: REUTERS/GONZALO FUENTES Vier der Top-Sechs auf einem Bild (v.l.): Emanuel Buchmann, Thibaut Pinot, Steven Kruijswijk und Julian Alaphilipp­e.

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