Rheinische Post Krefeld Kempen

Probleme bei Besetzung des deutschen EM-Reitteams

Ein Jahr vor Olympia hat der Bundestrai­ner zu wenige Springreit­er mit Pferden auf höchstem Niveau.

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AACHEN (dpa) Auf den ersten Blick scheint die Aussicht glänzend. Platz zwei, vier und acht beim Höhepunkt des größten Reitturnie­rs der Welt „sind eine prima Bilanz“, befand Bundestrai­ner Otto Becker. Doch die Besetzung des Teams für die EM in vier Wochen bereitet dem Coach trotz des guten Abschneide­ns beim Großen Preis von Aachen Kopfzerbre­chen. „Die Decke bleibt dünn“, sagte Becker – auch mit Blick auf die Olympische­n Spiele in Tokio.

Ob Christian Ahlmann nach seinem gelungenen Comeback in der deutschen Nationalma­nnschaft beim CHIO auch bei der EM in Rotterdam reitet, ist längst nicht sicher. „Eigentlich hatte ich das nicht geplant“, erklärte Ahlmann in Aachen. „Jetzt muss ich mal mit Otto reden.“

Sicher dabei sind in Rotterdam derzeit nur Daniel Deußer mit Tobago und Simone Blum mit Alice, die beim abschließe­nden CHIOHöhepu­nkt am Sonntag die Plätze zwei und vier belegten. Bei der EM reiten soll auch Marcus Ehning. „Wir müssen schauen mit welchem Pferd“, sagte der Bundestrai­ner.

Am kommenden Wochenende ist beim Nationenpr­eis-Turnier im englischen Hickstead noch ein Test geplant. Dort erhält auch Sven Schlüsselb­urg, der beim Großen Preis von Aachen im Sattel von Bud Spencer überrasche­nd und ohne Abwurf Platz acht belegt hatte, eine Chance im Nationalte­am.

Der vierte EM-Platz ist derzeit noch offen, so dass Becker in den kommenden Tagen bei Ahlmann wohl Überzeugun­gsarbeit leisten muss. Ob der junge Maurice Tebbel wie vor zwei Jahren eine EM-Option ist, blieb in Aachen offen. Denn Tebbels Toppferde sind angeschlag­en.

Der Olympia-Kader der Springreit­er umfasst ohnehin nur fünf Namen. Ahlmann und Deußer hatten nach zwei Jahren Pause die Athletenve­reinbarung des Deutschen Olympiade-Komitees nur unterschri­eben, weil nach langen Diskussion­en einige Regelungen bis Ende 2019 ausgesetzt wurden. Ob das im Olympia-Jahr erneut geschieht, ist derzeit ungewiss.

Deußer zumindest liebäugelt – oder kokettiert – trotz des Comebacks in der deutschen Nationalma­nnschaft immer noch mit einem Wechsel nach Belgien. „Das ist eine schwere Entscheidu­ng“, sagte der 37-Jährige in Aachen in einem Radio-Interview des Belgischen Rundfunks: „Die Gedanken sind nicht ganz aus dem Kopf heraus.“

„Ich lebe seit fast zehn Jahren in Belgien“, sagte Deußer. Seine Frau und seine Tochter seien Belgierinn­en, der Besitzer seiner Pferde sei Belgier: „Ich fühle mich in Belgien wohl, und in Belgien ist meine Heimat.“Anderersei­ts betonte der Hesse: „Ich liebe es, für die deutsche Equipe an den Start zu gehen.“Und in Deutschlan­d ist es derzeit einfacher, ins Nationalte­am zu kommen als in Belgien.

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