Rheinische Post Krefeld Kempen
Ein Konzert sucht seinen Saal
Das jährliche Multiple-Sklerose-Benefizkonzert muss die Rheinterrasse verlassen.
Seit 36 Jahren gibt das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr Benefizkonzerte im großen Radschlägersaal der Rheinterrasse. Der Erlös aus Kartenverkauf und Spenden kommen der Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) Ortsverband Düsseldorf zugute. Doch nun verlange die Firma Stockheim, die die Rheinterrasse bewirtschaftet, eine fast verdoppelte Saalmiete als in den Jahren zuvor, sagt Gisa Berghof, Vorsitzende des hiesigen Ortsverbands der DMSG. Damit sei die Tradition, an jedem ersten Advent des Jahres eine Matinee mit dem Blasorchester im Radschlägersaal zu veranstalten, beendet.
„Wir sind ein armer Verein“, sagt Gisa Berghof. Mehr als 8000 Euro seien für die Saalmiete nicht aufzubringen. Es sei auch gegenüber den Sponsoren nicht vermittelbar, dass ein fünfstelliger Betrag nur für die Nutzung des Saals draufgehe. „Die Sponsoren springen mir doch ab, wenn ich denen das mitteile“, befürchtet die Vereinsvorsitzende. „Ich mache der Firma Stockheim überhaupt keinenVorwurf“, räumt Berghof ein. Sie könne durchaus nachvollziehen, dass das Unternehmen, das ein Insolvenzverfahren hinter sich habe, keine Verluste mehr machen will.
Jedenfalls stehen der Verein und das Ausbildungsmusikkorps erst einmal ohne Podium da, denn für die anvisierte Matinee am ersten Advent 2019 konnte noch keine Ersatzspielstätte gefunden werden. „Der bisherige Saal ist mit seinen mehr als 800 Plätzen und seinem Bereich für bis zu 15 Rollstühlen ideal für unsere Konzerte“, sagt Berghof. Sie habe bereits in der Tonhalle nachgefragt.„Leider ist die Tonhalle am ersten Advent bereits durch eine andere Veranstaltung belegt.“Diese finde zwar erst am Nachmittag statt, doch scheine man in der Tonhalle logistische Schwierigkeiten zu sehen, den Mendelssohn-Saal vorher noch für eine Matinee zu öffnen.
Nun geht die Suche weiter. Ein freundliches Angebot kam bereits von der Leitung des Robert-Schumann-Saals. Doch Berghof zeigt sich skeptisch. Die Spielstätte sei zwar schön, doch nicht behindertengerecht. Beispielsweise gebe es dort wohl zu wenig Platz für Rollstühle. Insgesamt habe der Saal eine etwas zu geringe Kapazität für den alljährlich großen Besucherandrang.
Über den großen Zuspruch beim Publikum zeigt sich Berghof keineswegs verwundert: „Die Stimmung ist immer toll, und wir haben ein so lebendiges Programm mit populären Stücken inklusive Medleys und Radetzky-Marsch.“Wie beim Wiener Neujahrskonzert sei der Marsch von Johann StraußVater mittlerweile obligatorisch. Zur Tradition gehöre auch das gemeinsame Singen des Deutschlandliedes.
Unterdessen ist das Benefizkonzert für den Ortsverein der DMSG mehr als eine beliebte Musikveranstaltung, nämlich die beste Gelegenheit, Spenden zu sammeln. An die 30.000 Euro seien pro Matinee zusammen gekommen. Gebraucht werde das Geld für die rund 650 von Multipler Sklerose Betroffenen im Raum Düsseldorf. Finanziert werden Workshops, Seminare und Fahrdienste. „Dafür erbettle ich Geld“, sagt Berghof.
Gegenwärtig erfreuten sich zwei Kurse im Tanzhaus NRW großer Beliebtheit. Alles sei mit Kosten verbunden. „Das summiert sich.“Und um weiterhin helfen zu können, sei der Erhalt des Benefizkonzerts so wichtig.
Wichtig sind auch ausreichend Plätze für
Rollstuhlfahrer