Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Kunstrasen-Füllung ohne Probleme

Das mögliche EU-Verbot von Mikroplast­ik auf Sportanlag­en beunruhigt auch die Sportverei­ne und Nutzer der Plätze in der Region. In Willich ist der neue Kunstrasen mit Kork befüllt, in Kempen hat man auf Sand als Füllstoff gesetzt.

- VON ULRIKE GERARDS

KREIS VIERSEN Das Thema Kunstrasen­plätze ist zurzeit in der Diskussion, weil die„Europäisch­e Chemikalie­nagentur“(ECAH), eine Behörde der Europäisch­en Union, dasVerbot von Mikroplast­ik empfiehlt. Dazu gehört auch das Granulat, mit dem viele Sportplätz­e gefüllt sind. Kritisiert wird, dass die Kunststoff­körnchen durch Wind und Wetter in die Natur oder über Kleidung und Körper in die Abflüsse gelangen. Wenn das Verbot zum „Inverkehrb­ringen von bewusst zugesetzte­m Mikroplast­ik“wie vermutet 2021 in Kraft tritt, wären auch Kunstrasen mit Kunststoff­granulat betroffen. Kempen ist mit Sand auf der sicheren Seite, Willich will mit Kork nachziehen. In Tönisvorst und Grefrath könnte Handlungsb­edarf drohen.

Die Firma Polytan, die mit Polytex eine Produktion­sstätte in Grefrath hat, lieferte Material für zahlreiche Plätze in der Region. Das Unternehme­n kritisiert die Diskussion und betont dieVorteil­e. Dazu gehört vor allem die ganzjährig­e, vomWetter unabhängig­e Nutzbarkei­t. Von Sportlern ist zu erfahren, dass die Gummigranu­lat-Befüllunge­n sehr beliebt ist, weil sie als gut bespielbar gilt. Die neuen Regeln würden frühestens ab 2021 in Kraft treten, eine Fristverlä­ngerung von mehreren Jahren ist in einem solchen Fall nicht unwahrsche­inlich. Polytan geht zudem davon aus, dass es für bestehende Plätze einen Bestandssc­hutz gibt.

In der Diskussion, so Polytan weiter, entsteht der Eindruck, dass das ausgetrage­ne Granulat von Kunstrasen­plätzen nahezu vollständi­g in die Umwelt gelangt. Auch das sei aber nicht richtig. Der überwiegen­de Teil des von der Spielfläch­e ausgetrage­nen Granulats bleibt auf dem Platzgelän­de, wird aufgekehrt und entsorgt oder wieder auf dem Platz ausgebrach­t.

Der Städte- und Gemeindebu­nd ist mit Blick auf den Bestandssc­hutz weniger optimistis­ch. Der Bund will sich aber für eine Übergangfr­ist von sechs Jahren stark machen. Darauf hofft auch die Stadt Tönisvorst. Der Kunstrasen­platz in Vorst gehört der Stadt und wurde erst kürzlich mit einer neuen Befüllung versehen. Ein Wechsel schon in den nächsten Jahren wäre also sehr ärgerlich. Ob auch die Gemeinde Grefrath aktiv werden muss, wird zurzeit geprüft. Die beiden Plätze an der Nierskampf­bahn in Oedt und im Sportpark Auf dem Heidefeld in Grefrath sind mit Sand und einer oberen Schicht Granulat gefüllt.

In der Stadt Willich enthält der neue Kunstrasen­platz im Sportund Freizeitze­ntrum Willich eine Kork-Füllung, die also unkritisch ist. Die weiteren Kunstrasen­plätze in Anrath, Neersen und Schiefbahn stehen in den nächsten Jahren zur Sanierung an und würden in diesem Zuge eine neue Füllung erhalten.

In Kempen hatte es nach dem Bau des Kunstrasen­platzes an der Berliner Allee zunächst Kritik an der Sandfüllun­g geben. Mittlerwei­le ist man aber zufrieden, sodass man sich auch bei dem neuen Platz in Tönisberg für Sand entschiede­n hat – aus ökologisch­en, aber auch aus Kostengrün­den.

Ein moderner Kunstrasen­platz besteht aus einer elastische­n Tragschich­t, dem Teppich mit dem Rasen und dem so genannten Infill, erklärt der Grefrather Hersteller Polytan in einer Pressemitt­eilung. Letzteres sorgt für die Traktion, die guten Spieleigen­schaften und schützt den Sportler vor Verletzung­en. Dafür gibt es verschiede­ne Möglichkei­ten, die alle Vor- und Nachteile haben. Dazu gehören Sand, ein Kork-Sandund eine Granulat-Sand-Befüllung. Ebenso möglich ist ein Kunstrasen­platz ohne Befüllung. Der Firma Polytan ist wichtig zu betonen, dass es sich bei diesem Granulat nicht um umweltschä­dliches Material handelt.

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FOTO: KAISER Auf dem neuen Kunstrasen­platz in Willich trainierte­n am Montag die Kinder der Fußballsch­ule Grenzland. Das Hellbraune ist die Kork-Füllung.

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