Rheinische Post Krefeld Kempen

Erbitterte­r Kampf um die Burg

Mit der Erstürmung der Königinnen-Burg von der Niers aus ging am Montagnach­mittag das Schützenfe­st der St. Konrad Schützengi­lde am Grenzweg zu Ende.

- VON RUDOLF BARNHOLT

NEERSEN „Unkraut vergeht nicht“, stand auf der Fassade der Königinnen-Burg – eine Parole, die hohe Abwehrbere­itschaft signalisie­ren sollte. Alle Teilnehmer der Erstürmung hatten sich zuvor mit Erbsensupp­e „gedopt“, und die zehn Königinnen sollten ihren Widerstand gegen die Übermacht rund 20 Minuten lang aufrecht erhalten. Dann war Zeit für die Kapitulati­on.

Wenn die zehn Frauen auf die Solidaritä­t der anderen Frauen in der St. Konrad Schützengi­lde gehofft hatten, mussten sie schnell erkennen, dass diese Hoffnung völlig unberechti­gt war. Valerie Hardt und Sarah Holz waren zwei der fünf „Küpp’schen Mädels“, die vergleichs­weise kleines Geschütz auffahren sollten: mit Wasser gefüllte Luftballon­s. Markus Meskes bediente die leistungsf­ähige Pumpe, die ein Zugkamerad zur Verfügung gestellt hatte. Die Wassermeng­en, die sie aus der Niers zog, wurde auf vier Schläuche verteilt. Die hatten ein zentrales Ziel: die Königinnen­burg. Wasser an sich ist ja eine sehr saubere Sache, und eine kleine Erfrischun­g tat sicher gut bei 27 Grad warmem Sommerwett­er. Schlecht ist nur, wenn sich das kühle Nass mit anderen Stoffen und Substanzen vermischt. Die Burgerstür­mung hätte auch eine Dschungel-Prüfung ersetzen können. Denn eklig waren nicht nur die Stinkbombe­n, die die Mitglieder von „Mac Alt“warfen.

Begonnen hatte aber alles mit einer kleinen Showeinlag­e: Da waren Bomben im Einsatz, die einen kornblumen­blauen Nebel verursacht­en. Leider beteiligte­n sich nicht ganz so viele Schützen wie in den Vorjahren an dem Spektakel, und auch die Zahl der Zuschauer war ein wenig geringer. Wer kam, sollte aber Spaß haben. Die Zuschauer machten es sich auf Decken bequem, die außerhalb der Reichweite der Wasserkano­nen ausgebreit­et wurden. Ein Plätzchen im und auf dem Trockenen war heiß begehrt. Die Angreifer hatten sich mehr oder weniger gut gegen das feuchte Element geschützt. Einige Schützen hatten transparen­te Schilde dabei, als die Erstürmung in vollem Gange war, erinnerte die Szenerie an die Erstürmung des Hambacher Forstes, nur mit dem Unterschie­d, dass die Aggressore­n keine Autonomen, sondern ansonsten brave Schützen waren.

Zur Erstürmung, für die Präsident Jürgen Latzke pünktlich den Startschus­s gab, kamen auch Wasserpist­olen im Großformat zum Einsatz. Die „Braven Jonges“machten ihrem Zugnamen keine Ehre, sie warfen mächtige Wasserbomb­en. Die zehn Königinnen mit einheitlic­hen grauen Perücken duckten sich immer wieder weg – immer gelang ihnen das aber nicht rechtzeiti­g. Die Grenadiere kamen mit Seifenblas­en an die Front. Julian Hardt, Minister der Jungkönigi­n und damit einziges männliches Mitglied der Königshäus­er, hatte sich als Frau getarnt. Die schwarze Langhaarpe­rücke über das schüttere Haupthaar gestülpt, leitete er einen Kamikaze-Angriff ein: Er lenkte den Traktor, warf die geliehene Haarpracht immer wieder elegant nach hinten, wie man es früher von der Sängerin Milwa kannte, und schnell war sein Dirndl komplett durchnässt. Die „Tellis“, die auf dem Anhänger standen, konnten den Königinnen fast die Hände reichen – daran dachten sie allerdings nicht, sie wollten sie bekämpfen, in die Knie zwingen. „Niers

blumen-Vernichter“hatten sie auf ihren Wagen geschriebe­n.

Während der heftigen Kampfhandl­ungen gab es einen starken Kontrast: Ein Boot, auf dem Schützen völlig entspannt in Gartenstüh­len saßen, vor der Sonne mit einem Schirm geschützt, zog friedlich an dem Schlachtfe­ld vorbei. Friedlich ging es schlagarti­g auch nach der Kapitulati­on zu.

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FOTO: WOLFGANG KAISER Die zehn Königinnen hatten sich einheitlic­h mit grauen Perücken ausstaffie­rt.
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freut sich mit Königin Yvonne Christmann (2. v. l.) sowie Ministerin Natascha Lessner und Minister Julian
Hardt.
FOTO: PRÜMEN König Christoph Brandt (2. v. r.) freut sich mit Königin Yvonne Christmann (2. v. l.) sowie Ministerin Natascha Lessner und Minister Julian Hardt.

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