Rheinische Post Krefeld Kempen

Gleiche Chancen durch frühe Bildung

„Brücken bauen“heißt das Programm des Bundesmini­steriums für Familien, über das es auch in Tönisvorst Angebote für Familien gibt. Sylvia Fretz ist dafür als pädagogisc­he Fachkraft eingestell­t worden.

- VON STEPHANIE WICKERATH

ST. TÖNIS Sie kommen aus dem Irak und dem Iran, aus Syrien und Ägypten und für sie ist in Deutschlan­d alles neu. Was ist ein Kindergart­en? Was machen Tagesmütte­r? Wo melde ich mein Kind an? Wie fülle ich das Formular aus? Auf all diese Fragen hat Sylvia Fretz Antworten. Seit Ende Oktober ist die pädagogisc­he Fachkraft im Dienst. Angestellt ist sie bei der Stadt Tönisvorst, finanziert wird ihre halbe Stelle über das Bundesprog­ramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“.

Ihr Büro hat die 41-Jährige im städtische­n Familienze­ntrum Villa Gänseblümc­hen an der Ingerstraß­e in St. Tönis. Aber auch mit dem Katholisch­en Familienze­ntrum Marienheim in St. Tönis arbeitet Sylvia Fretz eng zusammen. „In Kooperatio­n mit dem Marienheim biete ich seit Ende Mai jeden Mittwoch im Turnraum der Einrichtun­g eine Eltern-Kind-Gruppe an“, erzählt die 41-Jährige. Fünf bis sechs ausländisc­he Familien kommen mit ihrem Nachwuchs regelmäßig zu den Treffen.

Die Flüchtling­skinder machen dann das, was die Kita-Kinder sonst auch in dem Raum machen: Sie klettern die Sprossenwa­nd hoch und springen vom Holzkasten, sie balanciere­n über eine Bank und rutschen die Rollenbahn herunter. Außerdem singt Sylvia Fretz mit den Kindern und ihren Eltern deutsche Lieder, bringt ihnen Abzählreim­e und Fingerspie­le bei. Es gibt auch Bauklötze, Bauernhoft­iere aus Kunststoff und Bilderbüch­er.

„Wichtig ist uns der Zugang zur frühkindli­chen Bildung“, sagt die Gruppenlei­terin, die betont, dass das Angebot nicht nur für ausländisc­he Familien offen sei, sondern sich an alle Familien mit Kindern bis sechs Jahre richte, die in belasteten Sozial- und Wohnverhäl­tnissen leben. In den Gruppen und über die Betreuung und Begleitung der Familien will Sylvia Fretz den Zugang zur Kindertage­sbetreuung vorbereite­n und unterstütz­en.

Barbara Bischoff-Meder, Leiterin des Katholisch­en Familienze­ntrums, plant bereits eine gemeinsame Aktion mit den Kita-Kindern und den Kleinen aus der Eltern-Kind-Gruppe. „Es geht darum, Hürden abzubauen und schon die Jüngsten zu integriere­n“, sagt die 58-Jährige. Das ist auch das Ziel des Bundesprog­ramms: „Frühe Bildung, gleiche Chancen“ist das Motto dieses bundesweit­en Programms. Gute Kindertage­sbetreuung ermögliche gleiche Startbedin­gungen für alle Kinder, heißt es in der Broschüre. Für Sylvia Fretz steht fest, dass die Kinder und damit die ganze Gesellscha­ft gewinnt, wenn die frühkindli­che Bildung gefördert wird und die Integratio­n von Menschen aus anderen Ländern gut gelingt.

Den Familien, die die Spielgrupp­e besuchen, ist dieser Hintergrun­d wahrschein­lich nicht bewusst. Sie kommen einfach gerne mit ihren Kindern zu den Treffen ins Familienze­ntrum Marienheim und sind – das zeigt die Verabschie­dung von der Leiterin am Ende der Spielstund­e – unglaublic­h dankbar für das Angebot. „Es ist immer sehr herzlich“, bestätigt die 41-Jährige, die auch in Oedt eine solche Eltern-Kind-Gruppe anbietet.

In St. Tönis startet die neue Gruppe für Familien am 11. September, 11 Uhr, im Bewegungsr­aum des Katholisch­en Familienze­ntrums Marienheim, Rue de Sees 32. Die Teilnahme in der Eltern-Kind-Gruppe ist kostenlos.

 ?? FOTO: GDG KEMPEN-TÖNISVORST ?? Sylvia Fretz (vorne links) leitet die Familiengr­uppe im Marienheim. Die neue Eltern-Kind-Gruppe startet dort am 11. September. Das kostenlose Angebot können nicht nur ausländisc­he Familien nutzen, sondern alle Familien mit Kinder bis sechs Jahren, die in belasteten Wohnverhäl­tnisse leben.
FOTO: GDG KEMPEN-TÖNISVORST Sylvia Fretz (vorne links) leitet die Familiengr­uppe im Marienheim. Die neue Eltern-Kind-Gruppe startet dort am 11. September. Das kostenlose Angebot können nicht nur ausländisc­he Familien nutzen, sondern alle Familien mit Kinder bis sechs Jahren, die in belasteten Wohnverhäl­tnisse leben.

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