Rheinische Post Krefeld Kempen
Metro lehnt Kretinskys Angebot ab
Vorstand und Aufsichtsrat halten die Offerte für zu niedrig. Sorgen bereitet ihnen Kretinskys Finanzierungsplan mit viel Fremdkapital.
DÜSSELDORF So problemfrei, wie der Einstieg von EP Global Commerce (EPGC) bei der Metro verlief, wird die geplante Übernahme einer Zwei-Drittel-Mehrheit nicht. Daniel Kretinksy, der illustre Milliardär aus Tschechien, Sohn eines Informatikers und einer Verfassungsrichterin, Investor und Präsident des Fußballklubs Slavia Prag, hat seiner Gesellschaft binnen kurzer Zeit den Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Aktien gesichert. Aber bei Vorstand und Aufsichtsrat der Metro hat er sich mit seinem Angebot an alle Aktionäre eine blutige Nase geholt. Management und Kontrollgremium empfahlen den Anteilseignern, die Offerte nicht anzunehmen. Einstimmig mit einer Enthaltung im Aufsichtsrat – von Haniel-Vorstandsmitglied Florian Funck.
Das Duisburger Familienunternehmen ist bisher der einzige aus dem Kreis der Großaktionäre, der vorbehaltlos hinter Kretinsky steht und dem die von EP Global Commerce gebotenen 16 Euro je Stammund 13,80 Euro je Vorzugsaktie genug sind. Der Meridian Holding der Familie Schmidt-Ruthenbeck und den Erben Otto Beisheims reicht das dagegen offensichtlich nicht. Auch ihre Vertreter sitzen im Kontrollgremium und haben sich hinter das Votum des Vorstandes gestellt.
Das heißt: Wenn die neuen Investoren die angestrebten 67,5 Prozent Anteilsbesitz bei der Metro erreichen wollen, müssen Kretinsky und sein Partner Patrik Tkac entweder noch mal nachbessern, mit anderen Argumenten überzeugen oder große Teile der Kleinaktionäre auf ihre Seite ziehen. Metro-Chef Olaf Koch mochte aus nachvollziehbaren Gründen am Dienstag bei einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen keine Aussage darüber treffen, wie viel Kretinsky und Co. drauflegen müssten. Wie viele kurzfristig orientierte und damit verkaufswillige Anteilseigner es geben könnte, sagte er ebenfalls nicht. Deren Bereitschaft zu verkaufen hängt natürlich auch wesentlich davon ab, auf welchem Kursniveau sie eingestiegen. sind. Wer im Sommer 2018 bei Kursen von etwas mehr als zehn Euro gekauft hat, könnte bei einem aktuellen Kurs von 15,35 Euro williger sein als jemand, der beispielsweise seit dem Börsenstart der neuen Metro im Sommer 2017 (damaliger Aktienpreis: 18,33 Euro) dabei ist und noch im Minus steckt.
Die Metro-Verantwortlichen jedenfalls halten das Unternehmen in Kretinskys Angebot für unterbewertet. Und angesichts der Finanzierungspläne von EPGC (3,3 Milliarden von 5,8 Milliarden Euro sollen Fremdkapital sein) haben sie Angst vor wachsender Verschuldung. Das könnte die Wachstumsmöglichkeiten bremsen; die Refinanzierung würde teurer. Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann forderte „mehr Klarheit“mit Blick auf die Strategie und die „Auswirkungen der Akquisitionsfinanzierung auf die Handlungsfähigkeit des Unternehmens“.
EPGC dagegen ist „fest davon überzeugt, dass die Metro von einer klaren Aktionärs- und Führungsstruktur profitieren würde“. Unternehmen und Management benötigten „ein klares Mandat, um sich auf langfristiges Wachstum zu konzentrieren, nicht auf kurzfristige Ergebnisse“. Dies könne nur mit vereinfachter Aktionärsstruktur mit einem Großaktionär und einem bestehenden Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag erreicht werden. Kretinsky und Tkac seien „langfristig orientierte strategische Investoren“. Man sehe die Kapitalstruktur des Angebot als sehr solide an.
Doch erst mal weht den neuen Geldgebern scharfer Wind entgegen. Auch wenn alle Beteiligten sich freundlich geben, die einen die grundsätzlichen Absichten der anderen und gegenseitig ihr Engagement loben. Aber in der Sache bleibt die Metro hart. Klare Fokussierung auf den Großhandel, Steigerungen bei Umsatz und Gewinn, wachstumsstarke Kunden, eine Ausweitung des Geschäftsmodells in der Gastronomie – aus Sicht von Koch alles Faktoren, die für eine deutlich höhere Bewertung der Metro sprechen, als Kretinsky meint.
Was die Konzentration auf den Großhandel und damit die Trennung von Real angeht: Im September sollen nach den Vorstellungen des Metro-Chefs die Verträge mit dem Käufer-Konsortium um den Immobilieninvestor Redos unterschrieben sein. Dazu will Koch einen finanzstarken strategischen Partner für das China-Geschäft finden. Beide Deals zusammen sollen der Metro eine Milliarde Euro an Mittelzufluss bringen. Die Entscheidung der Aktionäre, ob sie Kretinskys Angebot annehmen, wäre von erfolgreichenVerkäufen allerdings unabhängig, da die Frist für die Annahme am 7. August abläuft. Oder wird die Frist verlängert? Dazu müssten Kretinsky und Co. das Angebot verändern. In dem Fall bekämen die Metro-Aktionäre für ihre Entscheidung zwei Wochen mehr Zeit.