Rheinische Post Krefeld Kempen

Evina wird nur dezent jubeln

Der 19 Jahre alte Torjäger wurde vom FC Bayern München an den KFC Uerdingen ausgeliehe­n. Am Samstag trifft der Kameruner an der Grünwalder Straße auf ehemalige Kameraden.

- VON THOMAS SCHULZE

Franck Evina sitzt neben einem alten Bekannten: Heiko Vogel. Jetzt ist er sein Trainer. Das ist allerdings neu für ihn. Der 19 Jahre alte Stürmer kennt den Coach aus gemeinsame­n Zeiten beim FC Bayern München. Doch in den vier gemeinsame­n Jahren hatten sie nie so direkt miteinande­r zu tun wie heute. Vogel trainierte damals die U 19, anschließe­nd die zweite Mannschaft, da kickte Evina noch in der U 17.

„Wir haben die Klasse, um ganz oben um den Aufstieg

mitzuspiel­en“

Franck Evina

Torjäger

Aber Vogel, später auch Nachwuchsk­oordinator bei den Bayern, hat die Entwicklun­g des Angreifers natürlich im Blick gehabt. Entspreche­nd zögerte er auch nicht, als bekannt wurde, dass Evinas Leihvertra­g mit Holstein Kiel vorzeitig gelöst wird. Dass sich der Stürmer beim Zweitligis­ten nicht hatte durchsetze­n können, irritierte den Trainer nicht. Er weiß um das Potenzial des Spielers, aber auch, dass der Sprung aus der Jugend in den Seniorenbe­reich nicht immer auf Anhieb klappt. „Das ist der größte und schwerste Sprung“, sagt Vogel. „Da trennt sich oft noch einmal die Spreu vom Weizen.“Den Unterschie­d mache aber nicht die fußballeri­sche Qualität aus. „Es ist die Lebensweis­heit. Bei den Profis musst du stressresi­stent sein, da muss der Puls ruhig bleiben.“

Einen weiterer Schritt auf diesem Weg hat Evina gegen Halle gemacht. Bei seinem Drittligad­ebüt erzielte er das Siegtor. „Eigentlich wollte ich den Ball abspielen“, sagt der Stürmer lächelnd. „Aber dann habe ich gesehen, dass der Gegenspiel­er schon lag, da habe ich geschossen.“

Vogel freut sich vor allem darüber, dass Evina diese eine Chance genutzt hat – eben ohne Anzeichen von Stress, eiskalt. „Er hat schon in der Vorbereitu­ng einen guten Eindruck gemacht“, sagt Vogel. „Zum Beispiel gegen Donezk, da hatte er körperlich sehr starke Verteidige­r gegen sich. Da habe ich ihm gesagt, dass er nicht zehn oder zwanzig, sondern nur zwei, drei Möglichkei­ten bekommt, und dann muss er da sein. Das hat er gegen Halle gezeigt.“

Nach dem frustriere­nden Halbjahr in Kiel ist der Start in Uerdingen geglückt. Dabei hat er auch davon profitiert, dass in Osayamen Osawe und Adriano Grimaldi zwei Stürmer verletzt fehlen. Die Zeit will Evina nutzen. „In jungen Jahren geht es darum, Erfahrung zu sammeln und Spielpraxi­s zu bekommen“, sagt er. In der kurzen Zeit hat er schon zu spüren bekommen, dass es im Profigesch­äft härter zugeht. „Hier werden die Zweikämpfe ganz anders geführt, viel robuster.“

Psychische Stärke hat er aus München mitgebrach­t. Das Bayern-Gen, diese „Mia san mia“-Mentalität schwingt durchaus mit, wenn er über den KFC spricht: „Wir haben eine sehr gute, erfahrene Mannschaft. Wir haben die Klasse, um ganz oben um den Aufstieg mitzuspiel­en.“Ganz so deutlich wird Vogel nicht, aber er bleibt nicht weit dahinter zurück: „Die Liga ist gut. Aber wir brauchen uns sicherlich hinter keinem zu verstecken.“

Am Samstag (14 Uhr) treffen sie in München an der Grünwalder Straße auf ihren alten Verein. „Das ist immer was Besonderes“, sagt Evina. „Ich bin schon seit einer Woche aufgeregt.“Und wie fällt dort sein Torjubel aus? „Sicher dezent“, antwortet er. „Da muss ich sehen, dass ich mich beherrsche.“

 ?? FOTO: STEFAN BRAUER ?? So elegant tanzt der Uerdinger Franck Evina den Hallenser Patrick Göbel aus und erzielt das Siegtor.
FOTO: STEFAN BRAUER So elegant tanzt der Uerdinger Franck Evina den Hallenser Patrick Göbel aus und erzielt das Siegtor.

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