Rheinische Post Krefeld Kempen

Gesperrt: Stolperfal­len um St. Johann Baptist

Der Bauzaun wird wohl mindestens ein Jahr dort stehen. Eine Reparatur der defekten Bodenplatt­en ist erstmal nicht in Sicht.

- VON CAROLA PUVOGEL

Krefelds größte Kirche, St. Johann Baptist im Südbezirk, ist seit wenigen Tagen weiträumig abgesperrt: Ein hoher Bauzaun umgibt das Gebäude von allen Seiten. Diese Sicherungs­maßnahme wird aller Voraussich­t nach langfristi­g bestehen bleiben. Pfarrer Frank-Michael Mertens spricht auf Anfrage unserer Redaktion von einem Zeitraum von mindestens einem Jahr, vielleicht aber auch länger. Denn die Gemeinde hat aktuell kein Geld, um die defekten Bodenplatt­en rund um das Kirchengeb­äude, das vor 125 Jahren geweiht wurde, reparieren zu lassen – so bleibt ihr keine andere Möglichkei­t, als einzuzäune­n.

„Wir wollen mit dieser Maßnahme verhindern, dass Menschen sich verletzen“, sagt Mertens. Dem Vernehmen nach hat es dort bereits einen Vorfall gegeben, bei der eine Person zu Schaden gekommen sein soll. Rund um das Kirchengeb­äude sind Waschbeton­platten verlegt, teils auf kirchliche­m, teils auf städtische­m Grund. Zahlreiche Platten seien uneben und müssten repariert werden, sagt Mertens. Dazu müssten der Waschbeton aufgenomme­n und neu verlegt werden. Das sei, sagt Mertens, auf beiden Seiten des Zauns der Fall. Die Kirche habe sich nun entschloss­en, ihr Grundstück komplett abzusicher­n. Die „Wir wollen mit dieser Maßnahme verhindern, dass Menschen sich

verletzen“ Stadt habe ihrerseits einige Poller aufgestell­t. „Die Frage, die wir uns gestellt haben ist: ‚Sollen wir hoffen, dass alles gut geht? Oder sollen wir als Kirche Maßnahmen zur Gefahrenab­wehr ergreifen?’“, erklärt Mertens Man müsse nun gucken, was werde, sagt der Pfarrer, der darauf hinweist, dass die Kirche massiv an Mitglieder­n verliert und die Kirchenste­uereinnahm­en sinken. Einen Zeitplan für eine Sanierung gibt es bislang nicht.

Erschweren­d kommt möglicherw­eise hinzu, dass die Kirche Johann Baptist im Rahmen des Kirchliche­n Immobilien­management­s (KIM) 2015 auf der sogenannte­n Roten Liste für die Gemeinscha­ft der Gemeinden (GdG) Krefeld-Süd gelandet war. Diese Liste besagt, dass das Gebäude künftig ohne Zuschüsse aus dem Bistum Aachen unterhalte­n werden muss. Seinerzeit hieß es, dass an eine Aufgabe des Gebäude zunächst nicht gedacht sei. Gesucht würden jedoch Ideen, wie man die Unterhaltu­ng dieser Kirche langfristi­g sichern könne.

Für die Gläubigen gibt es zunächst keine Einschränk­ungen in St. Johann Baptist. „Der Gottesdien­stbetrieb läuft ganz normal weiter“, betont der Pfarrer, die Kirche könne auch betreten werden, aber nur durch bestimmte Eingänge. Ebenso sei die Muttergott­esfigur zugänglich, auch die Sakraments­kapelle bleibe offen.

Josef Kleesatte, einer der bedeutends­ten Kirchenarc­hitekten des Rheinlande­s, schuf mit St. Johann in wohl nur rund zweieinhal­b Jahren seinen größten neugotisch­en Bau. Der Kostenvora­nschlag wies 389 388 Mark aus. Damals stand die Kirche auf freiem Feld. Nur ein Schotterwe­g verband sie mit der Kölner Straße. Bis auf die Krankenans­talten gab es dort noch keine Gebäude. Der 97 Meter hohe Turm überragt alle Kirchen des Bistums. Und mit einer überbauten Fläche von 1792 Quadratmet­ern ist die Kirche die größte in der Stadt.

Frank-Michael Mer

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Pfarrer St. Johann Baptist

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RP-FOTO: FABIAN KAMP Krefelds größte Kirche ist weiträumig von einem Bauzaun umgeben. Die Gottesdien­ste finden aber unveränder­t statt.
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RP-FOTO: FABIAN KAMP Die Kirche hat ihr Gelände gesichert, auch auf städtische­m Grund gibt es Schäden an den Bodenplatt­en.
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