Rheinische Post Krefeld Kempen
Gesperrt: Stolperfallen um St. Johann Baptist
Der Bauzaun wird wohl mindestens ein Jahr dort stehen. Eine Reparatur der defekten Bodenplatten ist erstmal nicht in Sicht.
Krefelds größte Kirche, St. Johann Baptist im Südbezirk, ist seit wenigen Tagen weiträumig abgesperrt: Ein hoher Bauzaun umgibt das Gebäude von allen Seiten. Diese Sicherungsmaßnahme wird aller Voraussicht nach langfristig bestehen bleiben. Pfarrer Frank-Michael Mertens spricht auf Anfrage unserer Redaktion von einem Zeitraum von mindestens einem Jahr, vielleicht aber auch länger. Denn die Gemeinde hat aktuell kein Geld, um die defekten Bodenplatten rund um das Kirchengebäude, das vor 125 Jahren geweiht wurde, reparieren zu lassen – so bleibt ihr keine andere Möglichkeit, als einzuzäunen.
„Wir wollen mit dieser Maßnahme verhindern, dass Menschen sich verletzen“, sagt Mertens. Dem Vernehmen nach hat es dort bereits einen Vorfall gegeben, bei der eine Person zu Schaden gekommen sein soll. Rund um das Kirchengebäude sind Waschbetonplatten verlegt, teils auf kirchlichem, teils auf städtischem Grund. Zahlreiche Platten seien uneben und müssten repariert werden, sagt Mertens. Dazu müssten der Waschbeton aufgenommen und neu verlegt werden. Das sei, sagt Mertens, auf beiden Seiten des Zauns der Fall. Die Kirche habe sich nun entschlossen, ihr Grundstück komplett abzusichern. Die „Wir wollen mit dieser Maßnahme verhindern, dass Menschen sich
verletzen“ Stadt habe ihrerseits einige Poller aufgestellt. „Die Frage, die wir uns gestellt haben ist: ‚Sollen wir hoffen, dass alles gut geht? Oder sollen wir als Kirche Maßnahmen zur Gefahrenabwehr ergreifen?’“, erklärt Mertens Man müsse nun gucken, was werde, sagt der Pfarrer, der darauf hinweist, dass die Kirche massiv an Mitgliedern verliert und die Kirchensteuereinnahmen sinken. Einen Zeitplan für eine Sanierung gibt es bislang nicht.
Erschwerend kommt möglicherweise hinzu, dass die Kirche Johann Baptist im Rahmen des Kirchlichen Immobilienmanagements (KIM) 2015 auf der sogenannten Roten Liste für die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Krefeld-Süd gelandet war. Diese Liste besagt, dass das Gebäude künftig ohne Zuschüsse aus dem Bistum Aachen unterhalten werden muss. Seinerzeit hieß es, dass an eine Aufgabe des Gebäude zunächst nicht gedacht sei. Gesucht würden jedoch Ideen, wie man die Unterhaltung dieser Kirche langfristig sichern könne.
Für die Gläubigen gibt es zunächst keine Einschränkungen in St. Johann Baptist. „Der Gottesdienstbetrieb läuft ganz normal weiter“, betont der Pfarrer, die Kirche könne auch betreten werden, aber nur durch bestimmte Eingänge. Ebenso sei die Muttergottesfigur zugänglich, auch die Sakramentskapelle bleibe offen.
Josef Kleesatte, einer der bedeutendsten Kirchenarchitekten des Rheinlandes, schuf mit St. Johann in wohl nur rund zweieinhalb Jahren seinen größten neugotischen Bau. Der Kostenvoranschlag wies 389 388 Mark aus. Damals stand die Kirche auf freiem Feld. Nur ein Schotterweg verband sie mit der Kölner Straße. Bis auf die Krankenanstalten gab es dort noch keine Gebäude. Der 97 Meter hohe Turm überragt alle Kirchen des Bistums. Und mit einer überbauten Fläche von 1792 Quadratmetern ist die Kirche die größte in der Stadt.
Frank-Michael Mer
tens
Pfarrer St. Johann Baptist