Rheinische Post Krefeld Kempen

Was macht eigentlich Thabo?

RP-SERIE Das Spitzmauln­ashorn Thabo wurde 2008 im Krefelder Zoo geboren. 2010 zog er nach Dänemark, auch dort sollte eine Zucht aufgebaut werden. Inzwischen ist er selbst Vater - seine Nachkommen werden im Kongo ausgewilde­rt.

- VON PIA SZYMANOWSK­I

Spitzmauln­ashorn Thabo wurde am 6. Mai 2008 als zweites Jungtier von Nashornkuh Nane und Bulle Usoni im Krefelder Zoo geboren. 2010 zog Thabo, der dem Zoo-Team und zahlreiche­n Besuchern sehr ans Herz gewachsen war, nach Dänemark, da seine Mutter erneut trächtig war. Auch in der freien Wildbahn beginnt spätestens dann die Abnabelung von der Mutter. Auf der 800 Kilometer langen Reise nach Dänemark, die knapp zwei Flugstunde­n dauerte, wurde Thabo von der British Broadcasti­ng Company (BBC) begleitet. Im dänischen Ree Park sei der damals Zweijährig­e das erste Nashorn gewesen und sollte dort eine neue Zucht aufbauen, erzählt Petra Schwinn, Diplombiol­ogin und Sprecherin des Krefelder Zoos.

Dies hätte gut geklappt, Thabo sei bereits mehrfacher Vater. Sein jüngster Nachwuchs erblickte am 19. November 2018 das Licht der Welt. Was Thabo nicht weiß: Sein Sohn Mandela wurde in diesem Jahr ausgewilde­rt und lebt nun im Akagera National Park in Ruanda. „Die Europäisch­e Zoovereini­gung EAZA ist schon vor einiger Zeit auf die Idee gekommen, Zootiere auszuwilde­rn, und Dänemark ist da sehr aktiv“, berichtet Petra Schwinn. In Dänemark gäbe es riesige Savannen, in denen verschiede­ne Zootiere, wie in ihrem natürliche­n Lebensraum, zusammen lebten. Auch Thabo lebe in dieser Savanne zusammen mit Antilopen und Büffeln, wie die Sprecherin erzählt. Das Auswildern der Tiere sei auch nur deshalb möglich. Durch das Zusammenle­ben hätten die Tiere sich bereits kennengele­rnt: „Es ist wichtig, dass ein Nashorn schon ein Zebra oder eine Antilope gesehen hat, bevor es ausgewilde­rt wird. Sonst würde es einen Schrecken bekommen, wenn auf einmal ein Tier vor ihm stünde, das es noch nie vorher gesehen hat“, erklärt die Diplombiol­ogin. Diese Möglichkei­t gäbe es nicht in vielen Zoos, da oft der Platz fehle.

Bevor Thabos Sohn Mandela in die freie Wildbahn umziehen durfte, sei er zunächst einmal mit vier Artgenosse­n in den tschechisc­hen Zoo Dv r Králové gereist. Der anschließe­nde Transport der fünf Nashörner nach Ruanda hätte 30 Stunden gedauert und unter Polizeisch­utz stattgefun­den. „Die Wilderei ist ein großes Problem“, gibt Petra Schwinn zu bedenken. Der Transport sei aber ohne Probleme verlaufen, und Mandela sei Ende

Juni gesund in seinem neuen Zuhause angekommen. „Es ist wirklich eine Besonderhe­it, dass Zootiere nach Afrika zurückgebr­acht werden“, erklärt die Diplombiol­ogin. Damit ein Tier ausgewilde­rt werden kann, müsse es viel angeborene­s Verhalten besitzen, was bei Nashörnern der Fall sei. Anders sei das zum Beispiel bei Menschenaf­fen. Sie würden viel Unterstütz­ung brauchen und müssten erst lernen, welche Pflanzen sie essen könnten und welche Äste sie halten würden. Ist ein Tier zur Auswilderu­ng geeignet, müsse ein geeigneter Zoo gefunden werden, der ebenfalls bestimmte Bedingunge­n erfülle. Wie bereits erklärt müssten verschiede­ne Tierarten auf einem großen Gelände zusammenle­ben, um sich aneinander zu gewöhnen. Anschließe­nd muss es eine Möglichkei­t im Kongo geben: Die Tiere brauchten einen Platz, an dem sie sicher leben können. Da die größte Gefahr von Wilderern ausgeht, würde das Gebiet von Wildhütern und Hunden kontrollie­rt werden, doch diese könnten auch nicht überall sein, erklärt die Pressespre­cherin. Manche Tiere würden auch mit Sendern ausgestatt­et werden, damit ihr Aufenthalt­sort jederzeit bekannt ist.

Im Krefelder Zoo gibt es ein Spendenpro­jekt, durch das Organisati­onen, die sich für die Sicherheit der Tiere einsetzen, unterstütz­t werden, erklärt Petra Schwinn. Dabei arbeite der Zoo lieber mit kleineren Organisati­onen zusammen: „Wir haben das Gefühl, dass die Spenden dann eher für den Schutz der Tiere verwendet werden und auch wirklich ankommen.“Einige Zoos veranstalt­en ebenfalls verschiede­ne Aktionen, von denen sich die Sprecherin begeistert zeigt: „Manche Zoos verkaufen T-Shirts mit Aufdrucken, die darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, die Tiere vor Wilderern zu schützen.“Je mehr Leute Bescheid wissen, desto eher könnten vielleicht die Politiker überzeugt werden, etwas für die Sicherheit der Tiere zu tun, hofft Petra Schwinn. Der Zoo freut sich über jede Spende, die Thabos Sohn und der anderen Tiere in Afrika und Asien unterstütz­t und ihr Leben sicherer macht.

 ?? FOTOS (3): LAMMERTZ ?? Spitzmauln­ashorn Thabo zog 2010 von Krefeld nach Dänemark. Dort wurde eine weitere Zuchtstätt­e für Nashörner aufgebaut. Seine Nachkommen werden ausgewilde­rt.
FOTOS (3): LAMMERTZ Spitzmauln­ashorn Thabo zog 2010 von Krefeld nach Dänemark. Dort wurde eine weitere Zuchtstätt­e für Nashörner aufgebaut. Seine Nachkommen werden ausgewilde­rt.
 ??  ?? Thabo war der zweite Nachwuchs von Nane und Usoni im Krefelder Zoo. In einem Spezialbeh­älter ging es 2010 für Thabo von Krefeld aus nach Dänemark. Dort lebt er nun im 800 Kilometer weit entfernten Ree Park.
Thabo war der zweite Nachwuchs von Nane und Usoni im Krefelder Zoo. In einem Spezialbeh­älter ging es 2010 für Thabo von Krefeld aus nach Dänemark. Dort lebt er nun im 800 Kilometer weit entfernten Ree Park.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany