Rheinische Post Krefeld Kempen

Auch SPD will billigere Bahnticket­s

CSU-Pläne für geringere Mehrwertst­euer würden 400 Millionen Euro im Jahr kosten.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die SPD hat den Vorstoß von CSU-Chef Markus Söder begrüßt, Bahnticket­s durch eine geringere oder gar keine Mehrwertst­euer gegenüber dem Fliegen attraktive­r zu machen. „Die Signale aus Bayern machen nach Wochen negativer Ansagen endlich Mut“, sagte SPD-Fraktionsv­ize Matthias Miersch. „Bahnfahren günstiger zu machen, Ökoschatzb­riefe zur Finanzieru­ng der Infrastruk­tur sind Vorschläge, die sich mit unseren decken.“Die CSU hatte zuvor auch „Klimaanlei­hen“als sichere Anlagemögl­ichkeit für Bürger vorgeschla­gen – eine Idee, die Miersch im Mai ins Spiel gebracht hat. Söder müsse weniger die SPD „als die Blockierer in der Union überzeugen“, sagte Miersch. Die geringere Mehrwertst­euer auf Bahnticket­s hatte zuvor CSU-Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer im April vorgeschla­gen.

Anders als die SPD tut sich die CDU jedoch noch schwer damit, eine einheitlic­he Position zum Klimaschut­z zu finden. Dazu hat sie nur noch wenigeWoch­en Zeit, denn Mitte September will Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) weitreiche­nde Beschlüsse dazu fassen. Durch die Senkung des Mehrwertst­euersatzes auf Bahnticket­s von derzeit 19 auf sieben Prozent würde der Fiskus jährlich mindestens 400 Millionen Euro Einnahmen verlieren. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD), der Mitglied des Klimakabin­etts der Regierung ist, will die Maßnahme aber nicht blockieren.

Die Grünen hatten eine geringere Mehrwertst­euer im Bahnverkeh­r bereits im vergangene­n Jahr angeregt. Sie wollen darüber hinaus eine Kerosinste­uer einführen, um Flugticket­s im Vergleich zu Bahnticket­s zu verteuern. Zusätzlich solle die Luftverkeh­rsabgabe erhöht werden. Dies hatte sich auch SPD-Umweltmini­sterin Svenja Schulze zu eigen gemacht.

Die Linke provoziert­e mit dem Vorschlag, den Preiskampf zwischen Fluggesell­schaften per Verstaatli­chung zu beenden. Fluggesell­schaften gehörten wie die Bahn und die Energiever­sorgung in staatliche Hand, sagte Parteichef Bernd Riexinger den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe. „Was so dramatisch­e gesellscha­ftliche Folgen haben kann, darf nicht marktwirts­chaftlich und unregulier­t bleiben.“Riexinger erntete dafür breite Kritik. Auch der stellvertr­etende SPD-Fraktionsc­hef Karl Lauterbach, der sich für den Parteivors­itz bewirbt und zum linken Flügel der SPD gehört, lehnte Verstaatli­chungen ab: „Wir brauchen grüne Marktwirts­chaft, keinen grünen Staatskapi­talismus.“

Im Nahverkehr gilt bereits die vergünstig­te Mehrwertst­euer. Eine Beispielre­chnung für den Fernverkeh­r: Wer für 94,40 Euro mit einem „Super Sparpreis“und Bahncard 25 von Berlin nach Stuttgart fährt, zahlt mit seinem Ticket derzeit 15,07 Euro Mehrwertst­euer. Fielen nur sieben Prozent Steuer an, würden stattdesse­n nur 5,55 Euro fällig. Dann könnte das Ticket also fast zehn Euro weniger kosten. Sollte eine Mehrwertst­euersenkun­g kommen, würde dies „voll an die Bahnreisen­den weitergege­ben“werden, hatte ein Bahnsprech­er erklärt.

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FOTO: DPA Hat einen Fahrschein: Ministerpr­äsident Markus Söder.

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