Rheinische Post Krefeld Kempen

Boris Becker sieht Zverev vor Neustart

Der Hamburger Tennisprof­i scheitert in seiner Heimatstad­t im Halbfinale. Cedrik-Marcel Stebe verliert das Finale von Gstaad.

- VON BRITTA KÖRBER

HAMBURG (dpa) Total geschafft nach einer „Wahnsinns-Woche“in der Heimatstad­t, am Ende aber zu drucklos und tief deprimiert. „Das waren unglaublic­he Emotionen, ich hoffe, das nochmal zu erleben“, stammelte der erschöpfte Alexander Zverev nach seinem bitteren Dreisatz-Aus (4:6, 6:4, 6:7 (5:7)) gegen der Georgier Nikolos Bassilasch­wili im Halbfinale am heißen Hamburger Rothenbaum.

Immerhin durfte er sich am Tag danach damit trösten, dass er gegen den späteren Turniersie­ger verloren hatte. Im Finale am Sonntag bezwang der 27-jährige Bassilasch­wili den Russen Andrej Rubljow mit 7:5, 4:6, 6:3 und wiederholt­e seinen Vorjahress­ieg.

Dort, wo Bassilasch­wili am Sonntag stand, wollte eigentlich Zverev stehen. Er ärgerte sich am Samstag über die zwei vergebenen Matchbälle in seiner Hansestadt, „wo ich drei Jahre nicht gespielt habe“. Die Zusage für 2020 wäre da ein Leichtes gewesen, doch er zögerte. Was fehlt bei der mit 1,7 Millionen Euro dotierten Sandplatz-Veranstalt­ung? „Der Hartplatz“, meinte Zverev kurz und knapp.

„Dieses Jahr habe ich in der ersten Runde in Wimbledon verloren, da hast du Zeit. Ich hoffe, auch mal die zweite Woche in Wimbledon zu spielen“, sagte der ATP-Weltmeiste­r über seine Grand-Slam-Ambitionen für die nächsten Jahre. Die Rückkehr von englischem Rasen auf Sand in Norddeutsc­hland und dann Richtung Nordamerik­a in die Hartplatz-Saison ist ihm zu viel Wechsel der Beläge. Das ginge allen so, die in London erfolgreic­h seien.„Nächstes Jahr ist Olympia, und da wird es sowieso schwierig“, unterstric­h er. Seine aktuell nächsten Ziele: kurze Pause in seiner Wahlheimat Monaco, dann zum Turnier nach Montreal.

Nach turbulente­n Wochen hat er noch einiges vor. So will er die Chancen in engen Spielsitua­tionen besser nutzen: „Das ist jetzt ein paar Mal schon passiert, dass ich mit Matchbälle­n verloren habe, und ich hoffe, das wird sich bald ändern“, meinte Deutschlan­ds bester Profi, der zu gern nach Michael Stich 1993 in Hamburg gewonnen hätte.

„Jetzt sehe ich irgendwo einen Neustart bei ihm, bei Sascha“, sagte Boris Becker bei seiner Stippvisit­e an der Hallerstra­ße.„Er hat momentan, ja eine Krise will ich nicht sagen, aber eine Situation, wo er zum ersten Mal Gegenwind bekommt.“Die Gegner würden ihn besser studieren als früher, er müsse sich nun weiterentw­ickeln. Auch an seiner Körperspra­che muss der 1,98-Meter-Schlacks arbeiten – allzu oft verraten die hängenden Schultern seine Stimmung in engen Situatione­n auf dem Platz.

Ein fremder Trainer soll nach dem Abschied des kurzzeitig­en Ratgebers Ivan Lendl erst einmal nicht angeheuert werden, er vertraut einfach wieder dem besten Coach der Welt: „Meinem Papa.“Immer wieder ging am Samstag der Blick des Sohnes zu dem ehemaligen russischen DavisCup-Spieler in der Loge auf dem mit mehr als 8000 Zuschauern gut gefüllten Center Court.

Mit der Familie im Rücken will sich der Weltrangli­sten-Fünfte das Selbstvert­rauen zurückhole­n, mit dem er noch im vergangene­n Jahr ATP-Weltmeiste­r wurde. Nach dem Aus von Lendl, der ihn beim Triumph noch begleitet hatte, soll nun bald auch die nervenaufr­eibende Trennung von Manager Patricio Apey in trockenen Tüchern sein.

Auch Cedrik-Marcel Stebe beendete seine überrasche­nd erfolgreic­he Woche in Gstaad ohne Titel. Der verletzung­sgeplagte 28-Jährige unterlag in seinem ersten Endspiel auf der ATP-Tour dem Spanier Albert Ramos-Viñolas klar mit 3:6, 2:6.

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FOTO: AP Cedrik-Marcel Stebe hatte eine gute Woche in Gstaad.
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FOTO: DPA Alexander Zverev nach dem Aus in Hamburg.

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