Rheinische Post Krefeld Kempen
Jaspers: Der KFC hat was, was einige Bundesligisten nicht haben
Es ist kein alltägliches Bild, das Thomas Jaspers bietet. Modeexperten werden den Kopf schütteln, Fußballfans sind verwirrt, aber auch das Wetter trägt seinen Teil zum ungewöhnlichen Outfit bei: ein T-Shirt des KFC Uerdingen, eine kurze Lederhose und Flip-Flops – so reiste der 54 Jahre alte Rechtsanwalt nach München, um seinen Verein beim FC Bayern II zu sehen.
„Dass ich das KFC-Shirt trage ist doch klar“, erklärt er.„Und wenn ich schon nach München fahre, kleide ich mich auch landesüblich. Ich ziehe auch immer die kurze Lederhose an, wenn ich in Österreich Urlaub mache.“
Jaspers ist KFC-Fan der ersten Stunde. An sein erstes Spiel, dass er von den Uerdingern live sah, erinnert er sich wie heute.„Das war 1972 gegen Erkenschwick. Das Spiel ging 4:3 aus. Da spielte Manni Burgsmüller noch mit.“Stimmt, das war am 13. August. Burgmüller war mit drei Treffern der Matchwinner, Hans Sondermann erzielte das vierte Tor. Was damals genau mit Thomas Jaspers geschehen ist, ist schwer zu sagen. Vielleicht war es die beeindruckende Aufholjagd der Uerdinger nach einem 1:3-Rückstand. Auf jeden Fall war der damals Siebenjährige mit dem Uerdinger Virus infiziert.
Jaspers hat dann die Erfolgs-, aber auch Misserfolgsgeschichte seines Vereins intensiv begleitet. „Natürlich habe ich die Aufstiegsspiele gegen Pirmasens gesehen, selbstverständlich das legendäre Spiel gegen Dresden, die Europapokalspiele. Ich habe früher kein Bundesligaspiel ausgelassen.“
Als es dann in die fußballerischen Niederungen ging, war das Fußballfieber nicht mehr ganz so stark. „Aber jetzt bin ich wieder euphorisiert“, sagt er. Der in der Immobilienverwaltung in St. Tönis tätige Jurist weiß aber nur allzu gut, dass vieles von den Finanzen abhängt. „Herr Ponomarev hat richtig Geld in die Hand genommen, jetzt muss er nur auch etwas Geduld haben“, meint Jaspers, den die Sorge um das Stadion Grotenburg umtreibt. „Wenn es da nicht weiter geht, befürchte ich, dass Herr Ponomarev sich zurückzieht. Aber mit ihm hat der Verein gute Möglichkeiten, in die Zweite Liga zurückzukehren.“Dass der KFC zumindest dort eigentlich hin gehört, sagt Jaspers nicht ausdrücklich, doch schwingt das bei seinen weiteren Ausführungen mit. „Was hat dieser Verein für eine Geschichte! Da zehrt er noch heute von. Viele Vereine, die heute in der Bundesliga spielen, haben solch eine Geschichte nicht. Und wenn Bayer sich nicht damals für Leverkusen, sondern für Uerdingen entschieden hätte, dann würden wir heute in der Champions League spielen.“
Am 9. August spielt der KFC zumindest schon einmal gegen einen Champions League-Teilnehmer: Borussia Dortmund. „Da geht meine Frau auch mit“, erzählt Jaspers. „Eigentlich interessiert sie sich nicht so sehr für Fußball. Nur wenn die Bayern verlieren, dann freuen wir uns beide.“Und wenn es gegen den KFC ist, erst recht – auch wenn es diesmal nur Bayern II war und nicht geklappt hat.