Rheinische Post Krefeld Kempen

Köln feiert die Gaming-Kultur

Die Gamescom ist die weltweit größte Messe für Computersp­iele. Sie wirkt inzwischen wie eine Party: Ende August werden 370.000 Besucher in Köln erwartet.

- VON LUDWIG JOVANOVIC

Die Gamescom hat es geschafft: Mittlerwei­le ist sie unbestritt­en die weltweit größte Messe für Computersp­iele. Zum einen, weil die Bedeutung des Konkurrent­en „E3“in Los Angeles im Juni nachgelass­en hat. Zum anderen, weil die Koelnmesse GmbH umgebaut hat und jetzt noch mehr Fläche zur Verfügung stellt. Insgesamt sollen es nun 210.000 statt knapp 200.000 Quadratmet­er sein. Zudem wurden die Hallenkonz­epte geändert und die Gänge breiter gemacht, damit sich die erwarteten 370.000 Besucher an den vier Tagen nicht mehr dicht gedrängt durch die Hallen bewegen müssen – um Spiele-Neuheiten zu sehen, anzuspiele­n und zu feiern.

Aber gerade da schwächelt das Programm in diesem Jahr. Der Grund liegt in der nächsten Generation der beiden Spielekons­olen Xbox und Playstatio­n, die erst Ende 2020 auf den Markt kommen werden.Viele Entwickler investiere­n ihre Ressourcen in Titel für diese neue Generation. Das heißt aber auch: 2019 wird ein wenig spektakulä­res Jahr für Gamer werden.

Es werden wie immer Fortsetzun­gen bekannter Reihen wie zum Beispiel der Fußballsim­ulation „Fifa“oder des Militärspi­els „Call of Duty“vorgestell­t. Daneben wird es ein paar Ausblicke auf das kommende Jahr geben. Kleinere oder mittelgroß­e Entwickler werden zudem die eine oder andere Überraschu­ng bieten können. Aber große Höhepunkte wird man vergebens suchen.

Dafür rücken andere Themen in den Vordergrun­d. Hardware-Hersteller werden ihre neuesten Fortschrit­te bei Grafikkart­en zeigen, die für noch realistisc­here Bilder sorgen. Die Anbieter von „Cloud Gaming“dagegen wollen beweisen, dass ihre Vision weit mehr als nur Theorie ist: Spieler greifen dabei online auf Rechnersys­teme zu, über die sie dann aktuelle und ältere Titel spielen können. Unabhängig von der technische­n Ausstattun­g zu Hause. Ob mit einem uralten Rechner, einem Smartphone oder einem Tablet: Selbst aufwendige Spiele sollen sich so in bester Bild- und Ton-Qualität spielen lassen, vorausgese­tzt man verfügt über eine schnelle Internet-Verbindung. Was in der Theorie machbar klingt, kann bislang die skeptische Mehrheit noch nicht überzeugen.

Doch das alleine zieht nicht Hunderttau­sende nach Köln, die auch ohne große Spiele-Highlights an den vier Tagen erwartet werden. Sie kommen, weil die Messe in den vergangene­n Jahren zu weit mehr als nur einer Produktsho­w geworden ist. Sie ist eine große Party, ein Event und auch eine Bühne.

Cosplayer haben Monate an ihren Kostümen gearbeitet, um in Köln als ihre Helden aus Spielen, TV-Serien oder Filmen aufzutrete­n. Auf der Gamescom präsentier­en sie ihre Kreationen, die dann vom Publikum bewertet werden. Skater dagegen können sich in der Halle 11.2 für die Deutsche Skateboard-Meistersch­aft qualifizie­ren. Und einige Meter weiter treten Modellbaue­r mit ihren ferngesteu­erten Rennwagen gegeneinan­der an. In gesonderte­n Bereichen können Besucher außerdem für Autogramme und Selfies mit einer Reihe von Youtube- und Online-Berühmthei­ten anstehen. In der Halle 11.3 werden Spieler in sogenannte­n eSport-Wettbewerb­en gegeneinan­der antreten. Vor den Augen der Zuschauer werden sie in dem Strategie-Spiel „League of Legends“darum ringen, im Turnier an der Spitze zu stehen.

Aber nicht nur in den Hallen oder auf dem Messegelän­de wird gefeiert. Am Freitag, 23. August, beginnt das „Gamescom City Festival“in Köln. Der Eintritt ist frei. Und bis Sonntagabe­nd treten auf den Bühnen am Hohenzolle­rnring und am Rudolfplat­z unter anderem die deutsche Popband OK Kid, der Singer-Songwriter Tom Odell, die Kölner Ur-Gesteine Brings und Kasalla sowie die „Grüngürtel­rosen“auf.

Auch diese Straßenkon­zerte machen den Charme der Gamescom mittlerwei­le aus: Die Gamer feiern bei der Gelegenhei­t nicht nur Computersp­iele, sondern vor allem sich selbst, ihre Gemeinscha­ft und ihre Kultur.

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FOTO: GAMESCOM Szene aus dem Computersp­iel „Fantasy VII“.

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