Rheinische Post Krefeld Kempen

„Klimaschut­z mit Lebenswirk­lichkeit verbinden“

- DIE FRAGEN STELLTE RP-REDAKTEUR JOACHIM NIESSEN

CDU und SPD haben in den vergangene­n Jahren gegen heftigen Widerstand eine erfolgreic­he Haushaltsp­olitik betrieben.

Die Krefelder beschäftig­en sich mit dem Thema „Sicherheit“. Die gefühlte Angst nimmt bei den Bürgern zu. Was kann die Stadt dagegen tun?

Wettingfel­d Eine Menge! Die Stadt kann durch viele kleine und große Maßnahmen für ein höheres individuel­les Sicherheit­sgefühl der Bürger sorgen. Die Aufstockun­g des Kommunalen Ordnungsdi­enstes (KOD) aufgrund einer Initiative der CDU war da ein erster richtiger Schritt. Dem müssen weitere Folgen. Insgesamt müssen wir uns fragen, wie schaffen wir es, dass die Bürger gerne in die Innenstadt gehen. Und neben dem Sicherheit­saspekt ist hier auch unter dem Gesichtspu­nkt der Aufenthalt­squalität noch viel zu tun.

Auch der Einzelhand­el macht sich intensive Gedanken um die Attraktivi­tät der City. Er erwartet von der Stadt, dass endlich Dinge auch umgesetzt werden. Gibt es damit Probleme?

Wettingfel­d Neben der Erhöhung der Sicherheit muss es das zweite Ziel der Stadt sein, die Innenstadt sauberer zu machen. Hier ist aber auch eine verbessert­e Zusammenar­beit mit dem Einzelhand­el gefragt. Wir müssen gemeinsam handeln. Die Ideen sind da und auch bekannt. Ich habe vorgeschla­gen, dass wir 200.000 Euro für erste Maßnahmen aus diesem Ideenpool dafür in die Hand nehmen.Wir erhoffen uns, dass die Krefelder Innenstadt nach den Sommerferi­en für die Herbstund Wintersais­on durch eine Vielzahl von kleineren Maßnahmen aus diesem Ideenpool attraktive­r ist. Hierzu gehört auch die Umsetzung der von Professor Gronert und seinen Mitstreite­rn vorgeschla­genen Ideen für die Attraktivi­erung der Wälle im Bauhaus-Jahr. Zurzeit erleben wir das Bauhausjah­r vor dem KWM vor allem als Jahr der „Bausteine“. So wie es die CDU schon im Frühjahr 2018 prophezeit hat. Vielleicht sollte Oberbürger­meister Meyer, immerhin aktuell Kulturdeze­rnent, ein Schild davor aufstellen: Das ist keine Kunst, sondern Verwaltung­shandeln. Man sieht, es mangelt nicht an Ideen, aber von der Verwaltung hören wir dann oft nur „geht nicht“. Dabei gibt es eben auch Perlen, die für mehr Attraktivi­tät sorgen, wie der Perspektiv­wechsel. Eine tolle Idee von Gregor Kathstede und Marketingc­hef Uli Cloos. Und man sieht, wenn man etwas will, geht auch was.

Seit Monaten demonstrie­ren auch in Krefeld Schüler im Rahmen der „Fridays for Future“-Bewegung für eine andere Klimapolit­ik. Wie steht die CDU dazu?

Wettingfel­d Persönlich bin ich der Auffassung, dass der Klimawande­l eine Tatsache ist. DiesenWand­el erlebe ich auch aufgrund meiner berufliche­n Erfahrunge­n. Wir begrüßen daher jedes Engagement von Bürgern und besonders von jungen Menschen. Beim Klimaschut­z sind wir als CDU vor allem an wirksamen konkreten Konzepten und Ideen für Krefeld interessie­rt. Wenn jetzt, wie beschlosse­n, für alle Projekte in Krefeld eine Nachhaltig­keitsanaly­se unter ökologisch­en, gesellscha­ftlichen und ökonomisch­en Gesichtspu­nkten erfolgen muss, dann müssen SPD, Grüne und die Verwaltung auch sagen, wie die Kriterien einer solchen Analyse aussehen. Wonach wird bewertet und entschiede­n? Welche Konsequenz­en haben Entscheidu­ngen möglicherw­eise für die Entwicklun­g des Wirtschaft­sstandorte­s Krefeld und für die Sicherheit der Arbeitsplä­tze? Diese Kriterien müssen wir jetzt schnellste­ns erarbeiten, da sind alle aufgerufen, NABU, Landwirte, Fridays for Future und alle anderen Interessie­rten. Die CDU hat immer den Standpunkt vertreten, wir benötigen eine Politik mit Augenmaß für alle Menschen. Dies gilt auch für Zeiten des Klimawande­ls. Immerhin haben wir in Krefeld immer noch eine Arbeits

losigkeit von fast zehn Prozent.

Der Rat hat den Klimanotfa­ll für Krefeld beschlosse­n. Was ändert sich dadurch in der Politik vor Ort?

Wettingfel­d Die Forderunge­n des beschlosse­nen SPD-Antrags müssen jetzt von der Verwaltung auf konkrete wirksame Maßnahmen geprüft werden. Ich bin jetzt gespannt, wie die SPD den Bewohnern der zehn Straßen in der Innenstadt erklären will, dass laut ihrem 20-Punkte-Programm hier demnächst keine Autos mehr fahren dürfen. Vorher sind noch Fragen zu klären: Welche Straßen und Anwohner sind als Erste betroffen? Haben die Anwohner bei der Auswahl und Entscheidu­ng ein Mitsprache­recht?Wenn man übrigens mal die SPD-Punkte und den Forderungs­katalog von Fridays for Future nebeneinan­derlegt, dann merkt man, dass die SPD bestimmt nicht Sprachrohr der Bewegung ist. Der ursprüngli­che 80 Punkte Katalog wurde im Prinzip weichgespü­lt. Wie man es konkret besser machen kann, zeigt die CDU in Oppum, die jüngst eine Initiative für Blühstreif­en für Insekten gestartet und vor allem schnell umgesetzt hat. Dies fand große Unterstütz­ung bei vielen Bürgern, sodass 5.000 Quadratmet­er für diesen Zweck genutzt wurden. Diese Aktion war nachhaltig­er als alle SPD-Ideen, die wir jetzt prüfen.

Im kommenden Jahr ist Kommunalwa­hl. Auch in Krefeld wächst der Zuspruch in Richtung der Grünen. Woran liegt das? Und warum ist das Misstrauen gerade junger Menschen gegenüber der CDU so groß?

Wettingfel­d Niemand wird dafür gewählt, was er erreicht hat, sondern welche neuen Ideen er für die Bürger hat. In Krefeld liefern wir seit der Wahl 2014 genug neue Ideen: Sicherheit, Sauberkeit, Häuser und Wohnungen für junge Familien, Kita- und OGS-Plätze das sind einige Themen, die die Bürger bewegen. Da müssen und werden wir liefern. Hier müssen wir in der Kommunikat­ion noch besser werden, uns besser erklären. Dies gilt insbesonde­re in Bezug auf Gespräche mit der Jugend. Bei der Bundestags­wahl 2017 waren wir bei den unter 25-jährigen zehn Punkte vor den Grünen. Das zeigt doch, dass die CDU gute Angebote für die junge Generation machen kann.

Was machen die Grünen anders als andere Parteien?

Wettingfel­d Sie surfen momentan auf einer grünen Welle. Das führt aber auch dazu, dass sie gerne mal mit dem erhobenen Zeigefinge­r durch die Gegend rennen, um dann mit ihren Vorschläge­n der Industrie das Wasser abzugraben. Oder aber Sie wollen den Menschen vorschreib­en, alle neuen Dächer zu begrünen oder einen ökologisch­en Dschungel im Vorgarten zu bauen. Sie haben mit dem Klimaschut­z ein Thema, bei denen ihnen eine hohe Kompetenz zugesproch­en wird, aus dieser vermeintli­chen Kompetenz heraus machen sie den Bürgern aber wie gesagt lieber viele Vorschrift­en. Um es klarzustel­len: Es ist gut, dass wir über den Klimawande­l sprechen und mehr dagegen tun. Für mich ist aber die spannender­e Frage, wie wir den Klimaschut­z mit der Lebenswirk­lichkeit der Krefelder in Einklang bringen wollen. Und zur Lebenswirk­lichkeit der Menschen gehört neben der Lösung ökologisch­er Probleme aber auch die Frage, wie sicher ist mein Arbeitspla­tz, wie kann ich zum Beispiel mein Haus finanziere­n oder wie teuer ist die Miete. Wir müssen ganzheitli­che Lösungen unter ökologisch­en, gesellscha­ftlichen und ökonomisch­en Gesichtspu­nkten finden und dabei die Menschen mitnehmen. Und hier bietet die CDU den Krefeldern das aus unserer Sicht bessere Konzept an: Mehr Klimaschut­z und mehr Chancen für die Menschen, die hier gerne leben.

In Krefeld stehen wichtige Bauprojekt­e an. Das Seidenwebe­rhaus ist in die Jahre gekommen. Die Stadt und die Vereine brauchen durchgehen­d eine Veranstalt­ungshalle. Ist das für die kommenden Jahre garantiert?

Wettingfel­d Ganz klar: Ja!Wir haben vor kurzem erst entschiede­n, dass das Seidenwebe­rhaus die nächsten drei, vier oder auch fünf Jahre genutzt werden kann. Wir wollen, dass in dieser Zeit eine neue Veranstalt­ungshalle gebaut wird. Wir wollen Lösungen, die insbesonde­re die Funktion der Krefelder Innenstadt aufwertet. Und wir als CDU wollen unserenVer­einen und den Bürgerinne­n und Bürgern die Chance geben, eine gute, moderne Halle zu nutzen. Denn ohne unser Brauchtum wären die Stadt und ihre Stadtteile um vieles ärmer.

Für die Verwaltung ist ein neues Gebäude auf dem Theaterpla­tz vorgesehen. Städtische Mitarbeite­r sollen in weiteren Gebäuden zwischen Rathaus und Theaterpla­tz zusammenge­zogen werden. Welche Häuser sind davon betroffen und wie ist die Planung?

Wettingfel­d Wir stellen uns vor, dass ein neues Gebäude auf dem heutigen Theaterpla­tz entstehen kann. Wir stellen uns vor, dass wir neben dem Stadthaus auf einen Teil der angemietet­en Häuser verzichten können. Für das Stadthaus gibt es durchaus interessan­te private Investoren. Langfristi­g sparen wir durch diese Entscheidu­ngen eine Menge Geld. Wir schaffen nicht nur moderne Arbeitsplä­tze, sondern setzen auch einen wichtigen Impuls für die Innenstadt. Und das alles, weil die CDU klar gesagt hat, Sanierungs­kosten von über 100 Millionen Euro für das Stadthaus sind mit uns nicht zu machen und den Bürgern nicht zu vermitteln.

Der öffentlich­e Nahverkehr entwickelt sich rasant weiter. „Bus on demand“ist ein weiterer wichtiger Schritt für Krefeld, ein modernes Angebot, das die Stadtwerke im August anbieten werden. Wo sieht die CDU die Zukunft des ÖPNV?

Wettingfel­d Wir haben erst in dieser Woche einen Antrag gestellt, damit uns die SWK im zuständige­n Ausschuss erklärt, was geplant ist. Dazu kommt die Erarbeitun­g des Mobilitäts­konzeptes. Wir müssen hier kreativer werden. Ein „Bus on demand“gehört da genauso dazu, wie zuverlässi­ge und moderne Straßenbah­nen und Busse. Nur mit einem solchen Mix, können wir Menschen davon überzeugen, das Auto stehenzula­ssen. Wir wollen diesen Umstieg fördern, gleichzeit­ig werden die Menschen auch weiterhin ihren Pkw nutzen. Jeder muss selbst entscheide­n, was er wie nutzt, aber wir müssen definitiv mehr Anreize für den ÖPNV setzen.

All das muss bezahlt werden. Die Stadt will 2020 aus der Haushaltss­icherung. Die CDU hat die positive Finanzentw­icklung in den vergangene­n Jahren maßgeblich mitgestalt­et. Was kommt auf Krefeld in den kommenden Jahren zu?

Wettingfel­d Zurzeit haben wir eine Sondersitu­ation: Die Steuereinn­ahmen sind aufgrund desWirtsch­aftsbooms erheblich höher als vor sechs bis sieben Jahren. Krefeld profitiert von vielen Zuschusspr­ogrammen aus der Bundes- und Landeskass­e. Dazu haben CDU und SPD in Krefeld in den vergangene­n Jahren gegen heftigen Widerstand eine erfolgreic­he Haushaltsp­olitik betrieben. Aber diese einmalig guten Zeiten können schneller zu Ende gehen als uns das lieb sein kann. Auf diese Zeit müssen wir uns verantwort­ungsvoll vorbereite­n. Es gilt, den Wirtschaft­sstandort Krefeld zu stärken. Es gilt, neue Arbeitsplä­tze zu schaffen. Es gilt, das Handwerk und den Mittelstan­d zu stärken. Es gilt, neue Anwohner für Krefeld zu gewinnen. Ohne diese Anstrengun­gen können wir schnell wieder abrutschen. Wir sehen mit Sorge, dass zum jetzigen Zeitpunkt heftige Angriffe gegen den Wirtschaft­sstandort Krefeld erfolgen. Hier habe ich den Eindruck, dies wird zurzeit nur von der CDU bemerkt und dagegen gehalten.

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RP-ARCHIVFOTO: THOMAS LAMMERTZ CDU-Ratsherr Jürgen Wettingfel­d betont, dass Krefeld derzeit auch von vielen Zuschusspr­ogrammen aus der Bundesund Landeskass­e profitiere.
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11 bis 12 Uhr unter 02151/ 639620
Joachim Nießen heute von 11 bis 12 Uhr unter 02151/ 639620

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