Rheinische Post Krefeld Kempen
29. Juli 1948
Die ersten Olympischen Sommerspiele nach Kriegsende standen noch ganz im Zeichen des Zweiten Weltkriegs. Nach den Bombardierungen durch die Deutschen prägten Ruinen das Bild des Austragungsortes London. Die Menschen lebten mit rationierten Lebensmitteln, konnten sich kaum Kleidung leisten. Ausgerechnet in dieser Zeit sollte Geld für den Sport ausgegeben werden? Die Organisatoren übten sich in Sparsamkeit. Ein Olympisches Dorf gab es nicht, Athleten wohnten in Schulsälen und Jugendherbergen. Viele Nationen brachten eigene Lebensmittel mit, die Schweiz spendete sogar Turngeräte. Deutschland und Japan waren nicht eingeladen, die Sowjetunion hatte abgesagt. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage nahmen jedoch mehr Nationen und Sportler teil als an allen vorangegangenen Spielen. Am 29. Juli 1948 feierten 80.000 Besucher die Eröffnungsfeier im LondonerWembley-Stadion (Foto). Es fehlte an Pomp und Showeinlagen – nicht nur aus Sparsamkeit, sondern auch, um sich bewusst von den inszenierten Spielen der Nationalsozialisten 1936 abzugrenzen. Politiker blieben dem Ereignis weitgehend fern, dafür kam die Königsfamilie: König George VI. sprach die Eröffnungsworte. Trotz der Skepsis zeigten sich die Londoner bald sehr begeistert. Zeitzeugen berichteten später, sie hätten die Olympischen Spiele 1948 als Beginn einer neuen Zeit angesehen – als Rückkehr der Lebensfreude nach vielen schwierigen Jahren.