Rheinische Post Krefeld Kempen

Bloggerin Marie Sophie Hingst mit 31 Jahren gestorben

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BERLIN (RP) Die Bloggerin und Historiker­in Marie Sophie Hingst, die für sich eine jüdische Familienge­schichte erfunden haben soll, ist tot. Das bestätigte ihre Mutter Cornelia Hingst am Sonntag in Berlin, ohne sich zu den Umständen des Todes ihrer Tochter äußern zu wollen. Sie beschrieb ihre Tochter Sophie als „hochbegabt und hochgefähr­det“.

Zuerst hatte die Zeitung „The Irish Times“darüber berichtet, dass Hingst bereits am 17. Juli in Dublin tot aufgefunde­n worden war. Sie war 2017 als „Bloggerin des Jahres“ausgezeich­net worden. Der „Spiegel“hatte im Juni berichtet, dass die in Irland lebende 31-Jährige sowohl in ihrem Blog „Read on my dear, read on“als auch gegenüber dem Archiv der Holocaust-Gedenkstät­te Yad Vashem falsche Angaben über ihre Abstammung gemacht hatte.

Nach „Spiegel“-Recherchen hat Hingst in Wirklichke­it keine nähere jüdische Verwandtsc­haft – obwohl sie in ihrem Blog und auch in Vorträgen immer wieder davon berichtet hatte. Außerdem habe sie bei der Gedenkstät­te Yad Vashem mit dem Einreichen von sogenannte­n Gedenk- oder Opferbögen zu 22 angebliche­n Verwandten den Eindruck erweckt, große Teile ihrer Familie seien im Holocaust umgekommen. Tatsächlic­h stammt sie aus einer evangelisc­hen Familie, wie der „Spiegel“nach Recherchen im Stadtarchi­v von Stralsund schreibt.

Ihr Großvater soll nicht wie von ihr behauptet Häftling im Vernichtun­gslager Auschwitz gewesen sein, sondern evangelisc­her Pfarrer. Von weiteren angeblich jüdischen Familienmi­tgliedern fanden sich demnach gar keine Spuren. Dem „Spiegel“zufolge hatte der Oberbürger­meister Stralsunds das Auswärtige Amt auf die Darstellun­gen in den Opferbögen hingewiese­n und darum gebeten, die Gedenkstät­te Yad Vashem offiziell zu informiere­n.

In Folge des Berichts war Marie Sophie Hingst der Preis des Teams „Die Goldenen Blogger“wieder aberkannt worden. (

mit dpa)

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