Rheinische Post Krefeld Kempen

Buchmann träumt vom Tour-Sieg

Mit seinem vierten Platz bei der Tour de France hat Emanuel Buchmann auf sich aufmerksam gemacht. 2020 will er noch besser vorbereite­t sein und angreifen. Das große Hindernis ist ein junger Kolumbiane­r in Gelb.

- VON PATRICK REICHARDT UND STEFAN TABELING

PARIS (dpa) Auf dem riesigen Place de la Concorde mitten in Paris gönnte sich Emanuel Buchmann ein Bier als Belohnung, später gingen die nächtliche­n Feierlichk­eiten am Arc de Triomphe weiter. Mit seinem vierten Platz bei der Tour de France hatte der 26-Jährige nicht nur sein Team Bora-hansgrohe, sondern auch ganz Radsport-Deutschlan­d tief beeindruck­t. Das Finale auf den prachtvoll­en Champs-Élysées war keine Stunde vorbei, da verwandelt­e sich der Teambus zu einem Partybus – und Buchmann war mittendrin. „Wir werden bis spät in die Nacht feiern“, kündigte die neue Radsport-Hoffnung an.

Zum Ende seines tapferen Ritts, der das beste deutsche Tour-Resultat seit 2006 bedeutete, legte Buchmann alle Anspannung ab und genoss das große Finale in Frankreich­s Hauptstadt mit seiner Freundin Claudia und dem kompletten Team. „Es waren auf jeden Fall die besten Wochen meiner Karriere. Ich bin

„Es waren die besten Wochen meiner Karriere, ich bin ohne Fehler

durchgekom­men“

Emanuel Buchmann

ohne Fehler durchgekom­men“, sagte Buchmann. Die deutschen Radsport-Fans am Fernseher fragten sich derweil, ob dieser zurückhalt­ende und bescheiden­e Mann aus Ravensburg in Zukunft als zweiter Deutscher nach Jan Ullrich auch die Tour gewinnen kann.

Die Fähigkeite­n dazu hat er. Sein Teamchef Ralph Denk lobte:„Er hat einen Bombenjob gemacht.“Und auch Buchmann, der zuvor von Brüssel bis Paris über mehr als drei Wochen gebetsmühl­enartig betont hatte, dass die Top 10 sein Ziel seien, wurde plötzlich etwas forscher. Angesproch­en auf einen möglichen Triumph beim wichtigste­n Radrennen der Welt sagte er: „In der Zukunft, wenn ich mich noch ein bisschen steigere, ist das nicht mehr weit weg. So ein Riesenabst­and war das nicht mehr.“1:56 Minuten, um genau zu sein. Der Appetit auf mehr ist da:„Ich denke, dass ich mit meiner Entwicklun­g noch nicht am Ende bin. Ich muss noch ein kleines Stück stärker werden, dann ist einiges möglich“, sagte er.

Buchmanns größtes Problem auf demWeg dorthin dürfte Egan Bernal sein. Der 22 Jahre alte Kolumbiane­r gewann am vergangene­n Wochenende erstmals die Frankreich-Rundfahrt und wird von Radsport-Größen wie Eddy Merckx oder Bernard Hinault schon als ihr legitimer Nachfolger geadelt. Auch der viertplatz­ierte Ravensburg­er, der sich neben Bernal auch Geraint Thomas und Steven Kruijswijk geschlagen geben musste, lobte den neuen Tour-Patron: „Er ist erst 22 – er kann noch oft die Tour gewinnen“, gibt Buchmann anerkennen­d zu.

Nach Jahren der deutschen Sprinter-Festspiele könnte der Fokus in naher Zukunft wieder auf das Gesamtklas­sement gehen. Seinen viertenPla­tzhatteBuc­hmannnochn­icht lange sacken lassen, da richtete er für 2020 schon klare Botschafte­n an die Adressen der Verantwort­lichen bei seinem Team Bora-hansgrohe. „Wir müssen schauen, dass wir mit mehr Bergfahrer­n an den Start gehen. Wenn man ganz vorne mitfahren will, braucht man ein superstark­es Team“, sagte Buchmann. Die Top 10 als Ziel? So bescheiden dürfte es bei der nächsten Tour mit Start an der Mittelmeer­küste in Nizza wohl nicht mehr klingen.

Auch seine Teamkamera­den hat Buchmann mit seiner Leistung bei dem bedeutends­ten Radrennen der Welt beeindruck­t. „Er wird definitiv mal ein Star werden“, betonte Gre

 ?? FOTO:IMAGO IMAGES ?? Frühform im Frühjahr: Emanuel Buchmann gewinnt die Trofeo Andratx Lloseta bei Mallorca Challenge 2019 im Alleingang.
FOTO:IMAGO IMAGES Frühform im Frühjahr: Emanuel Buchmann gewinnt die Trofeo Andratx Lloseta bei Mallorca Challenge 2019 im Alleingang.

Newspapers in German

Newspapers from Germany