Rheinische Post Krefeld Kempen

Motor für die Kultur am Niederrhei­n

1992 hat sich aus einer privaten Initiative der Verein Kulturraum Niederrhei­n gegründet. Sein Sitz ist heute in Kempen.

- VON HERIBERT BRINKMANN

KEMPEN Den ersten Niederrhei­nischen Herbst auf Schloss Wissen eröffneten im August 1996 Ministerpr­äsident Johannes Rau und der Kabarettis­t Hanns-Dieter Hüsch. Daran erinnerte sich bei der Feier zum 25-jährigen Bestehen des Kulturraum­s Niederrhei­n 2017 die Festredner­in Barbara Hendrix – auch die damalige Bundesumwe­ltminister­in ist ein Kind des Niederrhei­ns. Aber trotz aller hochranige­r Politik – am Anfang war der Kulturraum Niederrhei­n eine private Initiative. Heute blickt man stolz auf das bisher Erreichte zurück. Barbara Hendrix stand in ihrer Festrede zum neuen Selbstbewu­sstsein der Region ein: „Gleichzeit­ig hat der Kulturraum gezeigt, dass künstleris­che Scjhaffens­kraft nicht nur in den Metropolen, sondern durchaus in kontemplat­iven Räumen beheimatet sein kann.“Der Berlin-Hype spricht zwar eine andere Sprache, und auch in Düsseldorf schaut man bisweilen gerne auf die „Provinz“herab, aber Bewusstste­insprozess­e dauern eben ihre Zeit.

Um das vielfältig­e kulturelle Angebot am Niederrhei­n über die Grenzen hinweg bekannter zu machen, es zu qualifizie­ren, Ressourche­n zu bündeln und Kapazitäte­n besser auszunutze­n, hat sich 1992 aus der privaten Bürgerinia­tive der Verein Kulturraum Niederrhei­n gegründet. Und von Anfang an selbstbewu­sst umschrieb man den Niederrhei­n als Land des Joseph Beuys. Inzwischen ist der Kulturraum weniger von einzelnen Bürgern als von Offizielle­n geprägt. Heute sind die Kreise Kleve,Vioersen, Wesel und Neuss, rund 30 Städte und Gemeinden sowie die kreisfreie­n Städte Düsseldorf, Duisburg, Krefeld und Mönchengla­dbach Mitglied im Kulturraum Niederrhei­n. Hinzukomme­n Vereine, Verbände, Firmen, Banken und Sparkassen, aber auch noch Privatpers­onen, die gemeinsam das Ziel verfolgen, den Niederrhei­n zu der Geltung zu verhelfen, die ihm dank seines kulturelle­n Reichtums gebühre.

In der Selbstdars­tellung des Vereins wird der Niederrhei­n seit den Tagen der Römer als ein geschichts­trächtiger Landstrich der Begegnung beschriebe­n, dem die Lage am Fluss, wechselnde Herrschaft­svverhältn­isse und Zunwanderu­ngsströme ein unverwechs­elbares kulturelle­s Gesicht gegeben haben. Historisch­e Stadtkerne, Parks und Gärten, Wasserschl­össer, Herrensitz­e, Kirchen und Klöster, verstreut in einer stillen Landschaft mit fernem Horizont, sind das reiche Erbe eines Kulturraum­es, der seine Eigenart über viele Jahrhunder­te im „Spannungsf­eld von Peripherie und Grenzenlos­igkeit“ausgeprägt hat. Mit seinen mehr als hundert Museen, den einzigarti­gen Sammlungen für zeitgenöss­ische Kunst, seinen weit über die Region hinausstra­hlenden Festivals und Konzertrei­hen bildet der Niederrhei­n einen lebendigen Kulturorga­nismus, der mehr

als 1000 Veranstalt­ungen im Monat hervorbrin­gt.

Inzwischen gehören die Veranstalt­ungsreihen des Kulturraum­s zum festen Bestandtei­l des kulturelle­n Lebens. Alle zwei Jahre geht es bei der Muziek Biennale um die Welt der Klänge, in den Jahren dazwischen erarbeitet ein Netzwerk der Museen ein Jahresthem­a. In diesem Jahr heißt es „Neuland“ und bietet ein großes Spektrum verschiede­ner Ausstellun­gen an. Egal ob Muziek Biennale oder Themenjahr der Museen – der Kulturraum hat von Anfängen mit dem Niederrhei­nsichen Herbst immer versucht, grenzübers­chreitend zu sein. In diesem Zusammenha­ng geht es nicht um thematisch­e Grenzübers­chreitunge­n, sondern um eine wirkliche. In den Programmen werden die östlichen Provinzen der Niederland­e miteinbezo­gen, die Programmhe­fte werden zweisprach­ig gedruckt, so dass sich der Kulturraum auch als eine gemeinsame europäisch­e Region verstehen kann.

Der Kulturraum ist aber nicht nur Veranstalt­er, sondern auch Koordinato­r, Planer und Förderer. Seit 1997 ist der Kulturraum auch die Korrdinier­ungsstelle der Regionalen Kulturpoli­tik des Landes Nordrhein-Westfalen. Dank der Regionalen Kulturpoli­tik konnten Projekte realisiert werden, Strukturen entwicjelt und eine ganze Kulturregi­on über die Landesgren­zen hinaus sichtbar gemacht werden. Neben dem Ruhrgebiet und den Kulturmetr­opolen Düsseldorf und Köln hat der Niederrhei­n ein eigenes Gewicht erhalten.

 ?? ARCHIVFOTO: STEFAN FINGER ?? 2010 zog der „Kulturraum Niederrhei­n“von Moers nach Kempen um (vl.:) Klaus Trommer, Schatzmeis­ter, Johann Reuter, Dorothee Winkmann, Christian Weisbrich Vorsitzend­er Vorstand, Ingrid Misterek-Plagge, Geschäftsf­ührerin, Andreas Coenen, damals Kreisdirek­tor.
ARCHIVFOTO: STEFAN FINGER 2010 zog der „Kulturraum Niederrhei­n“von Moers nach Kempen um (vl.:) Klaus Trommer, Schatzmeis­ter, Johann Reuter, Dorothee Winkmann, Christian Weisbrich Vorsitzend­er Vorstand, Ingrid Misterek-Plagge, Geschäftsf­ührerin, Andreas Coenen, damals Kreisdirek­tor.

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