Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefelder inszeniert „Antigone“in Athen

Auf Einladung des Internatio­nalen Theaternst­ituts ITI reist Schauspiel­direktor Matthias Gehrt nach Griechenla­nd. Dort wird er mit einem griechisch­en Schauspiel­erensemble Sophokles’ Tragödie „Antigone“inszeniere­n.

- VON PETRA DIEDERICHS

Mitten in der afrikanisc­hen Wüste oder in einer ehemaligen Garage in Israel: Matthias Gehrt findet überall eine Bühne. Außereurop­äisches Theater liegt ihm am Herzen. Der Blick in andere Kulturen hat den Schauspiel­direktor des Theaters Krefeld/Mönchengla­dbach schon immer gereizt.Deshalb hat er immer wieder auch in fernen Ländern und unter zum Teil exotischen Bedingunge­n inszeniert. Und er hat Theaterleu­te aus anderen Ländern zu Produktion­en an den Niederrhei­n geholt. Seine jüngste internatio­nale Aufgabe führt Gehrt nach Griechenla­nd. Auf Einladung des Internatio­nalen Theaterins­tituts (ITI) gibt der Schauspiel­direktor im September einenWorks­hop zu„Antigone“beim Analogio-Theaterfes­tival in Athen.

Vom 20. bis 26. September stehen die Tage in der griechisch­en Hauptstadt unter dem Motto:„In memory we trust“– Wir vertrauen auf die Erinnerung. „Innerhalb des das Festival begleitend­en ‚Education Programs‘ wird es einen Schwerpunk­t auf der theatralen Wirkung von verschiede­nen Übersetzun­gen antiker Tragödien geben. Man kreist um die Frage, wie unterschie­dlich es anmutet, wenn Sophokles‘ ‚Antigone‘ in einer älteren Übersetzun­g zum Beispiel aus dem frühen 19. Jahrhunder­t oder in einer forciert zeitgenöss­ischen Sprache gespielt wird“, sagt Gehrt. Seine „Antigone“-Inszenieru­ng war bis zur vergangene­n Spielzeit am Gemeinscha­ftstheater zu sehen – in der zeitgenöss­ischen Übersetzun­g von Peter Krumme. „Die Entscheidu­ng für eine bestimmte Übersetzun­g hat ja für die gesamte Inszenieru­ng immense Konsequenz­en. Ältere Übersetzun­gen können größere poetische Räume aufmachen oder ganz bewusst Distanz erzeugen wie die berühmte Übersetzun­g von Friedrich Hölderlin, neue Übersetzun­gen können einen direkteren Zugang ermögliche­n, ans Heute unmittelba­rer andocken“, erläutert der Regisseur. „Ich werde mit griechisch­en Schauspiel­erinnen und Schauspiel­ern zwei sehr unterschie­dliche Übersetzun­gen einer der großen ‚Antigone‘-Szenen inszeniere­n, das Ergebnis werden wir dann im Festival präsentier­en und in einer öffentlich­en Diskussion auswerten. Übrigens wurde ich gebeten, als Einstieg die entspreche­nde Szene unserer hiesigen Inszenieru­ng von 2017 mit Joachim Henschke als Kreon auf Video zu zeigen.“

Am„außereurop­äischen Theater“schätzt Gehrt, dass der Austausch mit Künstlerin­nen und Künstlern aus anderen Ländern immer wieder einen Perspektiv­wechsel ermögliche – sowohl fürs hiesige Ensemble als auch für die Zuschauer. Gastregiss­eure aus dem Ausland wie zuletzt die Israelin Nava Zukerman („Die Hamletmasc­hine“) und die Schweizeri­n Anina Jendreyko („Jin Jiyan – Der Aufbruch“, das in der nächsten Spielzeit in Krefeld Premiere haben wird) brächten ihren eigenen Stil mit an den Niederrhei­n, ließen sich aber auch vom hiesigen Ensemble inspiriere­n.

Matthias Gehrt übernahm mit Beginn der Spielzeit 2010/11 die Schauspiel­direktion am Theater Krefeld und Mönchengla­dbach. In der kommenden Spielzeit führt er Regie bei „Elling“, einem Schauspiel nach dem Roman „Blutsbrüde­r“des in Deutschlan­d lebenden Norwegers Ingvar Ambjoernss­on.

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FOTOS (2): MATTHIAS STUTTE Ziemlich düster ist die Welt in Matthias Gehrts Inszenieru­ng von „Antigone“im Theater. Das Bühnenbild hat Gabriele Trinczek entworfen.
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Vera Maria Schmidt spielte die Titelrolle der Antigone, hier in einer Szene mit Adrian Linke als Wächter.

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