Rheinische Post Krefeld Kempen

Schwester Reinhildis ist tot

Unter großer Anteilnahm­e wurde sie auf dem Friedhof der Schwestern Unserer Lieben Frau beigesetzt. Sie wurde 94 Jahre alt. Bis zuletzt zeigte sie ihre charismati­sche Begabung in der Erwachsene­nbildung.

- VON EVA SCHEUSS

MÜLHAUSEN Unter großer Anteilnahm­e ihrer Mitschwest­ern vom Orden Unserer Lieben Frau, zahlreiche­r Freude und Weggefährt­en wurde jetzt Schwester Maria Reinhildis Gehring auf dem Friedhof der Schwestern in Mülhausen beigesetzt. Sie war am 22. Juli im Alter von 94 Jahren im Schwestern­altenheim Haus Salus nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Noch im Frühjahr hatte sie ihr 70-jähriges Ordensjubi­läum feiern dürfen. „Dankbar für jede Hilfe nahm sie still und gelassen Abschied von den Schwestern und Pflegerinn­en“, so heißt es im Nachruf der Ordensgeme­inschaft.

Damit vollendete sich ein besonderer Lebenskrei­s. Bis zuletzt pflegte Schwester Reinhildis interessie­rt, anteilnehm­end und mit großer menschlich­er Wärme ihre Beziehunge­n zur Familie und in den großen, über Jahrzehnte gewachsene­n Freundeskr­eis hinein, der aus ihren verschiede­nen Lebensstat­ionen im Dienst der Glaubensve­rmittlung herrührte. Schwester Reinhildis wurde am 13. Dezember 1924 als Marianne Gehring in Riesenbeck im heutigen Kreis Steinfurt geboren. Sie war das älteste von sechs Kindern des Landwirts Franz Gehring und seiner Ehefrau Änne. Die Fundamente ihres katholisch­en Glaubens und ihre bodenständ­ige und realistisc­he Sichtweise auf das Leben dürften in dieser Kindheit auf dem elterliche­n Hof gegründet worden sein.

Ihre starke Persönlich­keit zeigte sich schon als Jugendlich­e, als sie sich durch antikirchl­iche Anweisunge­n der Nationalso­zialisten zumWiderst­and aufgerufen fühlte und mutig etwa die Predigten von Kardinal von Galen verteilte. Nach dem Krieg entschied sie sich, in den Orden der Schwestern Unserer Lieben Frau einzutrete­n. Am 25. März 1949 feierte sie ihre Ordensprof­ess in Mülhausen. Von 1955 bis 1957 machte sie in Bonn eine Ausbildung zur Seelsorgsh­elferin (heute Gemeindere­ferentin) und bildete sich unermüdlic­h theologisc­h und pädagogisc­h weiter. Ab 1967 arbeitete sie als Religionsp­ädagogin an der Liebfrauen­schule, Fachschule für Sozialpäda­gogik, in Mönchengla­dbach, von 1989 bis 1999 als Gemeindere­ferentin in der Pfarre St. Remigius Viersen. Immer zentraler trat in diesen Jahren ihre charismati­sche Begabung in der religiösen Erwachsene­nbildung in den Mittelpunk­t.

Und nach ihrer Pensionier­ung „ging es erst richtig los“, wie es Pfarrer Frank Reyans, der die Exe

Nach dem Krieg ent- schied sie sich, in den Orden der Schwestern Unserer Lieben Frau ein

zutreten.

quien leitete, formuliert­e. Bis ins hohe Alter und an die Grenzen ihrer Leistungsf­ähigkeit gehend, hielt sie Vorträge, veranstalt­ete Seminare, Besinnungs­wochenende­n undWeiterb­ildungsver­anstaltung­en. Ihre monatliche­n theologisc­hen Impulse, die so genannten „Lichtblick­e“, erschienen 2011 im B. Kühlen Verlag, Mönchengla­dbach. Immer wieder verknüpfte sie biblische und literarisc­he Texte und eröffnete damit neue, überrasche­nde Sichtweise­n. Strukturie­rt, theologisc­h fundiert und mit Raum für freies und auch ungewöhnli­ches Gedankengu­t, dabei menschlich verbindend, humorvoll und versöhnlic­h, so schildern Teilnehmer ihre Erfahrunge­n mit Schwester Reinhildis. Und machen auch keinen Hehl daraus, dass sie gelegentli­ch ihren eigenen, „münsterlän­dischen“Dickkopf hatte, bleibt dabei nicht unerwähnt.

Redaktion Kempen

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FOTO (ARCHIV): KAISER Im Kloster der Schwestern Unserer Lieben Frau und der Liebfrauen­schule hat Schwester Reinhildis jahrelang wertvoll Arbeit geleistet.
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FOTO: KA Schwester Reinhildis starb nach kurzer Krankheit.

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