Rheinische Post Krefeld Kempen

Eiserner Meisterbri­ef zum 90. Geburtstag

- VON RUDOLF BARNHOLT

WILLICH 90 Jahre alt zu werden, ist immer noch etwas Besonderes. Margot Sobottka feierte gestern diesen runden Geburtstag. Und sie wurde mit einem extrem seltenen Geburtstag­sgeschenk überrascht: Obermeiste­rin Alexandra Houx-Brenner überreicht­e ihr den Eisernen Meisterbri­ef. Der wird verliehen, wenn jemand vor 65 Jahren die Meisterprü­fung gemacht hat. Margot Sobottka greift zwar längst nicht mehr zu Schere, Kamm und Fön, aber sie ist immer noch die gute Seele des von ihr begründete­n Frisörgesc­häfts an der Martin-Rieffert-Straße.

„Es geht nicht mehr so wie früher, aber ich bin zufrieden“: So beschreibt Margot Sobottka ihren körperlich­e Verfassung nach neun Jahrzehnte­n. Ihre Liebe zum Friseurber­uf zog sich wie ein roter Faden durch dieses Leben. 1943, gerade mal 14 Jahre alt und mitten im Krieg, begann die gebürtige Düsseldorf­erin ihre Lehre. Sie musste aber wegen der Luftangrif­fe sehr bald raus aus Düsseldorf, setzte die Ausbildung in Sachsen-Anhalt fort, kehrte nach dem Krieg in ihre Heimatstad­t zurück. Am Düsseldorf­er Flughafen machte sie den Leuten etliche Jahre lang die Haare schön. Ihren späteren Ehemann Günter lernte sie auf der Arbeit kennen – er war ebenfalls Friseur. Seit zwölf Jahren ist die Jubilarin nun schon Witwe. 1963 hatte sie sich an der Martin-Rieffert-Straße selbststän­dig gemacht. Auf die Frage, ob sie auf das Erreichte stolz sei, antwortet sie ausweichen­d: „Wenn ich auf etwas stolz bin, dann darauf, dass meine Töchter und eine meiner beiden Enkelinnen die Tradition aufrecht erhalten.“Enkelin Janine Kirchmair hat das von der Großmutter gegründete Geschäft übernommen, es heißt jetzt „KISO Hairlounge“, wobei KI für Kirchmair und SO für Sobottka steht. Bereits die Töchter Eta Kirchmair (61) und Jutta Sobottka (51) waren beruflich in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten – sie haben längst selber schon den Silbernen Meisterbri­ef.

Die Jubilarin wohnt über dem Geschäft und schaut jeden Tag rein, wird immer noch mit „Chefin“angesproch­en. Sie findet immer noch Kleinigkei­ten, um die sie sich kümmern kann. Neben den zwei Enkeln hat sie zwei Urenkel, die sind viereinhal­b und anderthalb Jahre alt. Auch wenn das Gehen beschwerli­cher geworden ist, fühlt sich die ansonsten noch sehr rüstige Seniorin unter Menschen wohl. In ihrer Familie fühlt sie sich sehr gut aufgehoben. Die hatte sie erst im Februar zu einem achttägige­n Urlaub nach Südtirol mitgenomme­n. Höhepunkt war die Schlittenf­ahrt durch die verschneit­e Bergwelt. „Unsere Mutter war immer für uns da, und jetzt geben wir gerne etwas davon zurück“, sagt Eta Kirchmair. Gefeiert wird am Wochenende im Kreise der Familie.

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terin Alexandra Houx-Brenner (2.v.l.). Ihre Tochter Jutta Jä
ger-Sobottka (rechts) hat den Silbernen Meisterbri­ef, Enkelin Janine Kirchmair (links) führt den
Frieseursa­lon.
FOTO: KAISER Margot Sobottka freute sich an ihrem 90. Geburtstag über den Eisernen Meisterbri­ef aus den Händen von Obermeis terin Alexandra Houx-Brenner (2.v.l.). Ihre Tochter Jutta Jä ger-Sobottka (rechts) hat den Silbernen Meisterbri­ef, Enkelin Janine Kirchmair (links) führt den Frieseursa­lon.

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