Rheinische Post Krefeld Kempen
Röhrende Motoren beim Tractor-Pulling
Zum zehnten Mal ziehen am Wochenende schwere Maschinen noch schwerere Maschinen über ein Feld in Viersen.
VIERSEN Noch bedeckt eine weiße Kunststoffplane die 100 Meter lange Rennstrecke auf der Wiese an der Hardter Straße in Viersen. Sie soll dafür sorgen, dass darunter das eigens aufgebrachte Ton-LehmGemisch bis zum Wochenende die richtige Konsistenz behält. Nicht zu trocken, aber auch nicht zu nass soll der Boden sein, damit die Teilnehmer beim Tractor-Pulling mit ihren Traktoren weder von der Bahn abkommen noch stecken bleiben.
Das Ziel des Wettbewerbs in verschiedenen Gewichtsklassen: Amateur-Sportler in schweren Maschinen ziehen nacheinander einen noch schwereren Anhänger möglichst 100 Meter weit. Dabei geben sie ordentlich Gas, die Motoren röhren, aus den Auspuffrohren steigen mitunter dunkle Schwaden auf – für Fans ist es jedes Jahr ein Spektakel. Vor zehn Jahren hat die Katholische Landjugendbewegung Dülken in Viersen das erste Tractor-Pulling ausgerichtet, seit 2017 ist der damals neu gegründete Verein Tractor-Pulling Dülken Gastgeber. Die Deutsche Trecker-Treck Organisation (DTTO) begleitet den Wettbewerb, bei dem Kinder und Erwachsene teilnehmen – in der Nachwuchs-Klasse treten schon Achtjährige an.
Je nach Klasse dürfen nur vom TÜV abgenommene Traktoren oder Maschinen mit selbst gebauten Motoren auf die Bahn. „Das reicht vom umgebauten Rasenmäher bis zum 600 Kilogramm schweren Eigenbau mit zwei Motorradmotoren“, sagt Stephan Görtz, Sprecher des Vereins Tractor-Pulling Dülken. Außer Konkurrenz führen zwei„Show-Puller“im Team ihr selbst gebautes Gefährt vor, erzählt Görtz: „In der Klasse 3,5 Tonnen, mit 6600 PS aus drei Hubschrauberturbinen“.
Für Görtz und seine rund 20 Mitstreiter vom Verein ist das Tractor-Pulling jedes Jahr vor allem ein großes Familienfest. „Abends sitzen wir zusammen und grillen“, erzählt er. Freunde und Bekannte helfen beim Kuchenverkauf und an den Getränkeständen. „Es geht um den Spaß, um die Gemeinschaft“, sagt der 37-Jährige. Die Teilnehmer sähen sich nicht als Konkurrenten, „jeder hilft jedem“.
Görtz weiß aber auch: Am Wochenende wird er wieder einige Male mit Besuchern darüber sprechen, wie stark das Tractor-Pulling die Umwelt belastet. Fragen dazu gebe es jedes Jahr, sagt er. „Natürlich verbrennen die Traktoren Treib
stoff“, räumt er ein. „Und natürlich sehen viele die schwarzen Dieselfahnen.“Aber das sei vor allemWasserdampf: „Die Dieselmotoren bekommen Wasser eingespritzt, das erzeugt die Abgaswolke.“Es gebe außerdem Auflagen der DTTO, die eingehalten werden müssten. Die Frage, warum so ein Wettbewerb überhaupt nötig ist, „kann man doch bei fast jeder Sportart stellen“, sagt er. So bestehe ja zum Beispiel die Tour de France auch nicht nur aus dem Teilnehmerfeld, dazu gehörten Begleitwagen und Motorräder – und die erzeugen Abgase.