Rheinische Post Krefeld Kempen
Neuer Ärger um Kretinskys Metro-Angebot
Weil der Investor die Übernahme des Handelskonzerns mit viel Fremdkapital finanzieren will, fürchten viele einen neuen Schuldenberg bei der Metro. Der Kreditversicherer Euler Hermes ändert den Schutz für Metro-Lieferanten.
DÜSSELDORF Der Übernahmeplan des tschechischen Investors Daniel Kretinsky beim Handelskonzern Metro löst Sorgen aus. Nicht nur bei Vorstand, Aufsichtsrat und einzelnen Aktionären des Unternehmens, sondern auch beim Warenkreditversicherer Euler Hermes. Die Allianz-Tochter, die die Forderungen der Metro-Lieferanten an den Konzern absichert, hat nach Informationen unserer Redaktion knapp 300 Lieferanten im Großhandelsgeschäft und bei der Warenhauskette Real angeschrieben. Sie will wissen, wie viele Forderungen an die Metro noch ausstehen und wie hoch die aktuellen Aufträge des Unternehmens sind. Der Grund ist Kretinskys Angebot, das mit mehreren Milliarden Euro Fremdkapital finanziert werden soll und damit Befürchtungen weckt, der Metro könnte ein gewaltiger Schuldenberg drohen.
„Aufgrund der aktuell unklaren Situation Im Zuge der Übernahmeofferte der . . . EP Global Commerce für die Metro AG und dem dahinterliegenden Finanzierungskonzept teilen wir Ihnen heute mit, dass wir Ihren Versicherungsschutz auf den aktuellen Schutz ohne saisonalen Bedarf anpassen“, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt. Bis Mittwoch sollen die Lieferanten Euler Hermes mitteilen, wie hoch die Forderungen und die Auftragsbestände aktuell sind.
Euler Hermes wollte sich zu dem Thema nicht äußern. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zu einzelnen Unternehmen grundsätzlich nie äußern“, erklärte der Versicherer auf Anfrage. Eine Metro-Sprecherin sagte, man könne vertragliche Beziehungen zwischen einem Kreditversicherer und Metro-Lieferanten nicht kommentieren. Auf mögliche Folgen aus dem hohen Fremdfinanzierungsanteil auch für die Veträge mit Warenkreditversicherern hätten die Metro-Gremien bereits hingewiesen. Falls die Offerte nicht erfolgreich sei, erwarte man, dass die Änderungen in der Kreditversicherung rückgängig gemacht würden.
In Handelskreisen gilt die Aktion von Euler Hermes als Vorsichtsmaßnahme. Der Versicherer will nicht mehr das Maximum versichern, was bisher mit dem jeweiligen Lieferanten vereinbart war, sondern deutlich weniger. Aber weil die aktuellen Außenstände der Unternehmen und die vorhandenen Aufträge abgesichert sind, gelten weder die Forderungen an die Metro noch die Lieferungen an den Konzern als gefährdet.
DerVorgang ist aber ein Signal dafür, wie sehr der Finanzierungsplan von EP Global Commerce die Szene beunruhigt. Kretinsky will 5,8 Milliarden Euro für die Übernahme einer Zwei-Drittel-Mehrheit an der Metro zahlen. Deutlich mehr als drei Milliarden davon will sich EP Global Commerce leihen. Solche Finanzierungen gibt es häufig, weil sie für Investoren die Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital deutlich erhöhen können. Die Schulden landen danach häufig in der Bilanz des übernommenen Unternehmens. Auch mit Blick auf die geplante Finanzierung des Deals hatten der Vorstand und der Aufsichtsrat der Metro das Angebot im Juli abgelehnt. Paradoxerweise könnte ein höheres
Angebot Kretinskys und seines slowakischen Partners Patrik Tkac die Aussichten für die Metro noch verschlimmern – jedenfalls dann, wenn der Aufpreis auch noch auf Pump gezahlt würde. Die Rating-Angenturen Standard & Poor’s und Moody’s jedenfalls haben den Ausblick für die Metro schon mal auf „negativ“gestellt. Das heißt: Es droht eine Verschlechterung der Kreditwürdigkeit, die wiederum die Refinanzierung für die Metro verteuern würde.
Kretinskys Angebot läuft bis Mittwoch. In Handelskreisen wird aber nicht ausgeschlossen, dass EP Global Commerce die Offerte aufbessert, nachdem die Metro-Großaktionäre Meridian und Beisheim ihre Stimmrechte gepoolt haben.
Neben der Aufregung um die Übernahmeofferte verblasst eine Metro-Personalie: Ex-Amazon-Managerin Andrea Euenheim (46) soll neue Arbeitsdirektorin werden und Heiko Hutmacher ablösen, der seinen Vertrag nicht über September des kommenden Jahres hinaus verlängern wollte. Euenheim tritt im November an.