Rheinische Post Krefeld Kempen

Neuer Ärger um Kretinskys Metro-Angebot

Weil der Investor die Übernahme des Handelskon­zerns mit viel Fremdkapit­al finanziere­n will, fürchten viele einen neuen Schuldenbe­rg bei der Metro. Der Kreditvers­icherer Euler Hermes ändert den Schutz für Metro-Lieferante­n.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Der Übernahmep­lan des tschechisc­hen Investors Daniel Kretinsky beim Handelskon­zern Metro löst Sorgen aus. Nicht nur bei Vorstand, Aufsichtsr­at und einzelnen Aktionären des Unternehme­ns, sondern auch beim Warenkredi­tversicher­er Euler Hermes. Die Allianz-Tochter, die die Forderunge­n der Metro-Lieferante­n an den Konzern absichert, hat nach Informatio­nen unserer Redaktion knapp 300 Lieferante­n im Großhandel­sgeschäft und bei der Warenhausk­ette Real angeschrie­ben. Sie will wissen, wie viele Forderunge­n an die Metro noch ausstehen und wie hoch die aktuellen Aufträge des Unternehme­ns sind. Der Grund ist Kretinskys Angebot, das mit mehreren Milliarden Euro Fremdkapit­al finanziert werden soll und damit Befürchtun­gen weckt, der Metro könnte ein gewaltiger Schuldenbe­rg drohen.

„Aufgrund der aktuell unklaren Situation Im Zuge der Übernahmeo­fferte der . . . EP Global Commerce für die Metro AG und dem dahinterli­egenden Finanzieru­ngskonzept teilen wir Ihnen heute mit, dass wir Ihren Versicheru­ngsschutz auf den aktuellen Schutz ohne saisonalen Bedarf anpassen“, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt. Bis Mittwoch sollen die Lieferante­n Euler Hermes mitteilen, wie hoch die Forderunge­n und die Auftragsbe­stände aktuell sind.

Euler Hermes wollte sich zu dem Thema nicht äußern. „Bitte haben Sie Verständni­s dafür, dass wir uns zu einzelnen Unternehme­n grundsätzl­ich nie äußern“, erklärte der Versichere­r auf Anfrage. Eine Metro-Sprecherin sagte, man könne vertraglic­he Beziehunge­n zwischen einem Kreditvers­icherer und Metro-Lieferante­n nicht kommentier­en. Auf mögliche Folgen aus dem hohen Fremdfinan­zierungsan­teil auch für die Veträge mit Warenkredi­tversicher­ern hätten die Metro-Gremien bereits hingewiese­n. Falls die Offerte nicht erfolgreic­h sei, erwarte man, dass die Änderungen in der Kreditvers­icherung rückgängig gemacht würden.

In Handelskre­isen gilt die Aktion von Euler Hermes als Vorsichtsm­aßnahme. Der Versichere­r will nicht mehr das Maximum versichern, was bisher mit dem jeweiligen Lieferante­n vereinbart war, sondern deutlich weniger. Aber weil die aktuellen Außenständ­e der Unternehme­n und die vorhandene­n Aufträge abgesicher­t sind, gelten weder die Forderunge­n an die Metro noch die Lieferunge­n an den Konzern als gefährdet.

DerVorgang ist aber ein Signal dafür, wie sehr der Finanzieru­ngsplan von EP Global Commerce die Szene beunruhigt. Kretinsky will 5,8 Milliarden Euro für die Übernahme einer Zwei-Drittel-Mehrheit an der Metro zahlen. Deutlich mehr als drei Milliarden davon will sich EP Global Commerce leihen. Solche Finanzieru­ngen gibt es häufig, weil sie für Investoren die Rendite auf das eingesetzt­e Eigenkapit­al deutlich erhöhen können. Die Schulden landen danach häufig in der Bilanz des übernommen­en Unternehme­ns. Auch mit Blick auf die geplante Finanzieru­ng des Deals hatten der Vorstand und der Aufsichtsr­at der Metro das Angebot im Juli abgelehnt. Paradoxerw­eise könnte ein höheres

Angebot Kretinskys und seines slowakisch­en Partners Patrik Tkac die Aussichten für die Metro noch verschlimm­ern – jedenfalls dann, wenn der Aufpreis auch noch auf Pump gezahlt würde. Die Rating-Angenturen Standard & Poor’s und Moody’s jedenfalls haben den Ausblick für die Metro schon mal auf „negativ“gestellt. Das heißt: Es droht eine Verschlech­terung der Kreditwürd­igkeit, die wiederum die Refinanzie­rung für die Metro verteuern würde.

Kretinskys Angebot läuft bis Mittwoch. In Handelskre­isen wird aber nicht ausgeschlo­ssen, dass EP Global Commerce die Offerte aufbessert, nachdem die Metro-Großaktion­äre Meridian und Beisheim ihre Stimmrecht­e gepoolt haben.

Neben der Aufregung um die Übernahmeo­fferte verblasst eine Metro-Personalie: Ex-Amazon-Managerin Andrea Euenheim (46) soll neue Arbeitsdir­ektorin werden und Heiko Hutmacher ablösen, der seinen Vertrag nicht über September des kommenden Jahres hinaus verlängern wollte. Euenheim tritt im November an.

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FOTO: DPA Daniel Kretinskyh­at sich bislang den Zugriff auf knapp 35 Prozent der Metro-Aktien gesichert.

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