Rheinische Post Krefeld Kempen
Vier Azubis, vier Hoffnungen
Weniger Bewerber und mehr unbesetzte Lehrstellen. Das Ausbildungsjahr beginnt für NRW-Betriebe mit einer enttäuschenden Bilanz.
DÜSSELDORF Zum Start des neuen Ausbildungsjahres haben die Betriebe erneut das Nachsehen. Wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) NRW mitteilte, ist die Anzahl offener Lehrstellen in NRW imVergleich zumVorjahr erneut gestiegen – um rund neun Prozent auf 40.384. Gleichzeitig sank aber die Zahl der Bewerber (minus 3,8 Prozent).
Auch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage ist auf dem Lehrstellenmarkt in NRW in Schieflage. So ringen beispielsweise im Münsterland und in Südwestfalen viele Betriebe um neue Auszubildende (bis zu 1,26 Stellen pro Bewerber), während im Bergischen Land und im Ruhrgebiet eher die Bewerber im Überhang sind (0,79 Stellen).
Auch die Berufswahl junger Menschen ist laut BA ungleich verteilt: Das Interesse der Bewerber konzentriere sich nur auf einige wenige Berufsfelder. Kaum einer wolle beispielsweise im Metallbau arbeiten, hier kämen deshalb im Schnitt drei Stellen auf einen Bewerber. Dass klassische Handwerksberufe weiter an Beliebtheit verlieren, berichtet auch ein Sprecher der Handwerkskammer Düsseldorf (HWK). Zwar habe man in der Landeshauptstadt in den vergangen Jahren wieder steigende Aufnahmezahlen. „Vor allem in den Bauberufen und in den Ausbaugewerken fehlen aber Bewerber“, so der Sprecher. Der Grund: „Der Drang an die Gymnasien und von dort an die Hochschulen ist der überstrahlende Megatrend.“
Trotz vieler offener Lehrstellen sind laut BA aber immerhin noch 33.344 Bewerber auf der Suche. Für sie stehen die Chancen gut: Schon 2018 seien über 20 Prozent der Stellen erst nach dem 1. August besetzt worden. Und laut IHK sei die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe derzeit so groß wie nie, weil in den kommenden Jahren immer größere Jahrgänge den Arbeitsmarkt in Richtung Ruhestand verlassen würden.