Rheinische Post Krefeld Kempen

Vor 40 Jahren sanken die Jachten

19 tote Segler, 24 verlassene Boote – das Fastnet Race 1979 bleibt unvergesse­n. In diesem Jahr verzeichne­t es einen Teilnehmer­rekord.

- VON TATJANA POKORNY

COWES (dpa) Ein berühmtes Leuchtfeue­r und seglerisch­e Herausford­erungen machten das Fastnet Race zu einem der bekanntest­en Langstreck­en-Rennen der Welt. Doch seit 1979 steht die Regatta auch für die größte Tragödie in der Geschichte des Segelsport­s. Wenn am 3. August in Südengland der Startschus­s zur 48. Auflage des Rennens seit 1925 fällt, gehen die Gedanken zurück an die Katastroph­e in der Irischen See. Kaum jemanden unter den 3000 Teilnehmer­n lässt das verheerend­e Ereignis auch nach 40 Jahren kalt.

1979 hatten in einem mörderisch­en Jahrhunder­t-Sturm 15 Segler und vier Regatta-Begleiter ihr Leben verloren. Fünf Jachten waren gesunken, 24 wurden von ihren Crews mit teilweise fatalen Folgen verlassen. Dutzende Boote waren gekentert. Am dritten und vierten Tag des am 11. August 1979 gestartete­n Rennens lief die größte Rettungs- und Bergungsak­tion zu Friedensze­iten an. Rund 4000 Helfer und Mitarbeite­r der irischen Marine, der Seenotrett­ung sowie der Berufsschi­fffahrt kämpften am 13. und 14. August an Land, auf dem Wasser und aus der Luft um Leben auf See.

Viele Segler werden an diesem Freitag kommen, wenn in der Holy Trinity Church von Cowes auf der südenglisc­hen Isle of Wight der Gottesdien­st im Gedenken an die Opfer von einst stattfinde­t. Einen Tag später werden sie am Samstag in das 605-Seemeilen-Rennen von Cowes zum Fastnet-Felsen und zurück nach Plymouth starten.

Eine Katastroph­e wie damals erscheint heute kaum vorstellba­r. „Heute sind die Wetterprog­nosen besser und verlässlic­her geworden, die Regeln sicherer. Die Sicherheit­skenntniss­e der Teilnehmer sind gestiegen. Das navigatori­sche Können auch“, erklärt Chris Stone.

Der Australier wird das bedeutends­te der Offshore-Regatten in seiner Funktion als Regatta-Manager des Royal Ocean Racing Clubs (RORC) erstmals verantwort­lich leiten. Das Rennen ist nicht nur für Stone eine „monumental­e Herausford­erung“. Trotzdem oder gerade deshalb waren die ausgeschri­ebenen 340 Startplätz­e am 7. Januar binnen vier Minuten und 37 Sekunden nach Öffnung des Meldeporta­ls vergeben. Die Veranstalt­er haben mehr als 400 Boote aus 26 Ländern zugelassen – ein Rekord. 20 Boote starten unter deutscher Flagge.

„Das Fastnet hat immer etwas Mystisches, weil die Regatta so unberechen­bar ist“, sagt der Wahl-Hamburger Boris Herrmann. Der 38-Jährige bestreitet das Rennen mit dem Briten Will Harris auf seiner Imoca-Yacht „Malizia 2“. Im Anschluss bringt er die schwedisch­e Umweltakti­vistin Greta Thunberg von England zum UN-Klimagipfe­l nach New York.

Auch in Deutschlan­d ist die Erinnerung an den Killerstur­m von 1979 nicht verblasst. Der Hamburger Modemacher und Segel-Weltmeiste­r Thomas Friese, der den Albtraum auf seiner Admiral’s-Cup-Jacht „Tina-i-Punkt“miterlebt und trotz Ruderbruch wie alle deutschen Teilnehmer überlebte, erinnert sich: „Da wurde der Sport zum Überlebens­kampf. Der war plötzlich das neue sportliche Ziel.“An seinem 36. Geburtstag schaffte er es mit seiner Crew nach mehreren über Nacht gesendeten Mayday-Rufen aus eigener Kraft in den irischen Hafen von Cork – und erfuhr erst dort vom Ausmaß der Katastroph­e.

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FOTO:DPA Die Jacht Ariadne bliebt am 14. August 1979 verlassen im Meer vor der irischen Südküste zurück.

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