Rheinische Post Krefeld Kempen
Pflanzenschutz in Erdbeertunneln
WILLICH (RP) „Wir arbeiten seit Jahren in möglichst vielen Bereichen nach dem Prinzip des IP – des integrierten Pflanzenbaus – und starten in diesem Jahr einen weiteren Versuch mit Nützlingen.“Obstbaumeister Frank Mertens vom Obsthof Mertens setzt beim Anbau der„späten Erdbeeren“auf neue Möglichkeiten zur Abwehr von Schädlingen auf den Erdbeerpflanzen: Beim Gang durch die Erdbeertunnel fallen Tütchen auf, die an den Pflanzen stecken, dazu stehen Kunststoff-Behälter zwischen den Reihen. Die Tütchen beherbergen etwa 0,5 Millimeter große Cucumeris: eine Raubmilbe, die sich als effektive biologische Abwehrmaßnahme gegen Thripse, die Hauptschädlinge auf den Erdbeerblüten, erwiesen hat.
Die winzig kleinen Tierchen kriechen aus den Öffnungen der Tütchen, vermehren sich und ernähren sich von den etwa 1,5 Millimeter großenThripsen, den Hauptschädlingen auf den Erdbeerblüten: „Sie fressen die Blütenorgane an, das führt zu verkrüppelten Früchten, die dieVerbraucher nicht kaufen“, erklärt Mertens. Da die Cucumeris nicht standorttreu sind, sondern aus den Erdbeertunneln „auswandern“, werden die Tütchen regelmäßig nachgesteckt. Um einen effektiven Schutz der Erdbeerpflanzen zu erzielen, werden etwa 200 Cucumeris je Meter Erdbeerreihe benötigt.
In den weißen Plastikkästen leben Atheta, die sich ebenfalls von den Thripsen auf den Erdbeerpflanzen ernähren. Auch diese Kästen haben Öffnungen, aus denen die Nützlinge auf die Pflanzen krabbeln.„Sie sind allerdings standorttreu, und wir setzen sie nur einmal aus“, erklärt Mertens. Als dritten Nützling setzt Mertens in den Tunnels Orius (Blumenwanzen) ein, eine Käferart. „Sie hat einen Wirkungsgrad von etwa 0,5 Meter einer Erdbeerreihe“. Der Effekt der kleinen Krabbler:„Wir ersetzen durch die biologischen Maßnahmen den chemischen Pflanzenschutz“, so Mertens.
Der „integrierte Pflanzenbau“ist seit rund 30 Jahren in verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft in der Entwicklung, „der Ansatz ist nicht so umfassend wie eine Bio-Landwirtschaft, aber es gibt immer mehr biologisch-technische Möglichkeiten, um einen Ersatz für den konventionellen Pflanzenschutz zu schaffen.