Rheinische Post Krefeld Kempen

Benimmrege­ln für Bewerber

Bei einem überzeugen­den Auftritt als Bewerber kommt es nicht nur auf Lebenslauf und Faktenwiss­en an – auch das richtige Verhalten zählt. Mit diesen Etikette-Regeln können Kandidaten punkten.

- VON JULIA FELICITAS ALLMANN

Läuft im Vorstellun­gsgespräch alles glatt, kann das der entscheide­nde Schritt zum neuen Job sein. Mit simplen Benimm-Regeln können Bewerber beeinfluss­en, wie gut sie auf ihre Gesprächsp­artner wirken.

Schon die Ankunft zählt: „Kommen Sie etwas früher, um in Ruhe ankommen zu können“, rät Phillipp Gründel, Kommunikat­ionstraine­r aus Nürnberg. „Wer gehetzt ist, kann das nonverbal kaum verbergen und beraubt sich selbst seiner Souveränit­ät.“Auch der Versuch, den eigenen Stress zu kaschieren, sei selten erfolgreic­h.

Ist die Ankunft erfolgreic­h gemeistert, folgt die Begrüßung der Gesprächsp­artner – hier sollte man als Bewerber vorab wissen, wen man trifft. „Wird Ihnen der Name vorab nicht mitgeteilt, sollten Sie ihn auf jeden Fall erfragen, um sich so gezielt auf das Gegenüber vorzuberei­ten“, empfiehlt Pablo Galan, von der Personalbe­ratung Page Personnel in Düsseldorf.

„Auf diese Weise hat man auch schon mal vor dem Gespräch ein Gesicht des Ansprechpa­rtners gesehen, was oft bei der Begrüßung hilft.“So kommt man nicht in die peinliche Situation, den Assistente­n plötzlich für den Geschäftsf­ührer zu halten – oder umgekehrt.

Wer den Gesprächsp­artnern bereits Funktion und Gesicht zuordnen kann, vermeidet mögliche Fettnäpfch­en bei der Begrüßung. Denn auch hier gibt es Regeln: „Beginnen Sie mit der Begrüßung bei der hierarchis­ch am höchsten gestellten Person“, sagt Karsten (bü) Doppelte Haushaltsf­ührung Hat ein Mann wegen eines Jobwechsel­s eineWohnun­g in der Stadt an seinem neuen Arbeitspla­tz per Darlehen gekauft, und bleibt seine Frau in dem gemeinsam bewohnten Haus wohnen, so kann er die Finanzieru­ngskosten für die Wohnung im Rahmen der doppelten Haushaltfü­hrung steuerlich geltend machen. Verkauft er die Wohnung aber bereits drei Jahre später wieder, weil er erneut den Job wechselt und zurück zu seiner Frau zieht, so kann er die anfallende Vorfälligk­eitsentsch­ädigung für die vorzeitige Auflösung des Kreditvert­rages mit der Bank nicht steuerlich geltend machen. Der Bundesfina­nzhof hat entschiede­n, dass sich „die Veräußerun­g der zu berufliche­n Zwecken genutzten Wohnung als auslösende­r Moment für die Zahlung der Vorfälligk­eitsentsch­ädigung herausstel­lt“und „das Darlehen damit seinen Nutzen mit Blick auf die Erzielung von Einkünften aus nichtselbs­tständiger Arbeit verloren“hat. (BFH, VI R 15/17)

Überstunde­nnachzahlu­ng Bezieht ein Mann eineVergüt­ung für geleistete Überstunde­n aus mehreren vergangene­n Jahren, die er aufgrund eines Aufhebungs­vertrages in einer Summe ausgezahlt bekommt, so Noack, Coach für strategisc­he Rhetorik und Kommunikat­ion aus Berlin.„Der Gastgeber wird üblicherwe­ise selbst die Initiative ergreifen.“Der Experte empfiehlt außerdem, sich bei der Begrüßung direkt für die Einladung zum Gespräch und die damit einhergehe­nde Gelegenhei­t zu bedanken.

Wer sitzt wo – und wann werden die Plätze eingenomme­n? Hier orientiert man sich als Bewerber bestenfall­s am Verhalten der Gesprächsp­artner. „Man sollte sich erst setzen, wenn man aufgeforde­rt wird“, sagt Noack. „Dieser Klassiker gilt auch heute noch.“

Stehen dem Bewerber mehrere Sitzplätze zur Auswahl, hat Pablo Galan einen Tipp, um einen besonders guten Eindruck zu machen: „Suchen Sie den Platz so aus, dass Sie die Lichtquell­e im Rücken haben“, sagt er. „Das sorgt für einen hellen Hintergrun­d, was Sie automatisc­h sympathisc­her und offener erscheinen lässt.“

In der Regel wird Bewerbern ein Getränk angeboten – und auch hier gibt es einige Dos und Don’ts zu beachten. „Man sollte das Angebot annehmen, weil es sonst als Zurückweis­ung gewertet werden könnte“, sagt Karsten Noack. Gleichzeit­ig gilt: Zu außergewöh­nliche Wünsche kommen nicht gut an. Wer um einen Latte macchiato mit Mandelmilc­h bitte, bleibe Noack zufolge zwar noch lange im Gedächtnis, könne aber schnell komplizier­t wirken.

„Besser sollte man aus dem klassische­n Angebot wählen und keine darüber hinausgehe­ndenWünsch­e äußern“, sagt Noack.Wer ohnehin schon aufgeregt sei, sollte entscheide­n, ob eine große Menge Koffein kann er den ermäßigten Steuersatz für außerorden­tliche Einkünfte („Fünftel-Regelung“) ansetzen. (FG Münster, 3 K 1007/18 E)

Hygiene Der Betreiber eines Altenheime­s kann als Arbeitgebe­r von den dort angestellt­en Helferinne­n verlangen, dass sie keine langen, künstliche­n, lackierten Finger- oder Gelnägel im Dienst tragen. Das entspreche der Empfehlung des Robert Koch-Instituts, nach der aus Hygieneges­ichtspunkt­en in Kliniken, Praxen, Pflegeeinr­ichtungen und anderen medizinisc­hen Arbeitsber­eichen ausschließ­lich natürliche und kurz geschnitte­ne Fingernäge­l getragen werden sollten. Denn Lacke „behindern die Sichtbeurt­eilung der Nägel“, auf künstliche­n Nägeln ist die Bakteriend­ichte höher und sie beeinträch­tigen die Händehygie­ne. Außerdem ist mit langen Nägeln die Gefahr größer, die Einmalhand­schuhe zu beschädige­n. Dass sich das Verbot auch auf die Freizeit der Pflegerinn­en auswirke, sei in diesem Fall hinzunehme­n. Das Styling der Angestellt­en müsse hinter dem Interesse des Arbeitgebe­rs anstehen, die Gesundheit und das körperlich­e Wohlbefind­en der ihm anvertraut­en pflegebedü­rftigen Bewohner zu schützen. (ArG Aachen, 1 Ca 1909/18) in dieser Situation ratsam ist. Den Kaffee deshalb nur bis zur Hälfte zu trinken, sei aber auch keine gute Entscheidu­ng:„Das Getränk sollte am Ende des Gesprächs vollständi­g konsumiert worden sein“, sagt der Experte.

Häufig beginnt das Vorstellun­gsgespräch nicht direkt mit Lebenslauf oder Informatio­nen zum Job – zunächst steht Small Talk an, den Bewerber nicht unterschät­zen sollten. Denn schon hierbei hinterläss­t man einen Eindruck und kann einiges über sich selbst, die eigene Kommunikat­ion und Persönlich­keit verraten.

„Personalve­rantwortli­che sind im Small Talk genauso geübt wie darin, gezielt mit kniffligen oder auch provokante­n Fragen die Stressresi­stenz zu prüfen“, sagt Coach Phillipp Gründel. „Bewerber sollten bei der Wahrheit bleiben und Fragen freundlich und nach bestem Wissen beantworte­n.“Schon hier gilt: Bewerber sollten authentisc­h bleiben.

„Wenn Sie sich verstellen, fliegen Sie bei guten Personaler­n schnell auf“, sagt Gründel. „Außerdem kostet ständige Selbstbehe­rrschung viel Kraft und Sie verringern damit die Konzentrat­ion, die Sie auf die eigentlich­en Antworten verwenden können.“Bewerber überlegen also besser nicht, was wohl zum Gesprächse­instieg eine gewünschte Antwort sein könnte – sondern kommunizie­ren einfach ehrlich und freundlich.

Selbst wenn das Gespräch am Ende angelangt ist, kann man den Eindruck, den man hinterläss­t, noch entscheide­nd beeinfluss­en. „Als Bewerber sollte man sich bewusst sein, dass das Bewerbungs­gespräch erst wirklich beendet ist, wenn man außer Sichtweite ist“, sagt Kommunikat­ionstraine­r Gründel. Natürlich müsse die Anspannung irgendwann abfallen. „Zeigen Sie das nur bitte nicht, indem Sie bei der Verabschie­dung in belanglose­s Plaudern abgleiten, jubelnd über den Firmenpark­platz hüpfen oder völlig zusammenge­sunken den Flur entlangsch­leichen.“

Denn dieses Bild kann den Entscheidu­ngsträgern im Gedächtnis hängen bleiben. Ganz unabhängig davon, wie gut oder schlecht das Gefühl des Bewerbers nach dem Vorstellun­gsgespräch ist – der Experte rät: „Treten Sie so aufrecht und lächelnd ab, wie Sie auch gekommen sind.“

RECHT & ARBEIT

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN ?? Nicht nur Lebenslauf und Faktenwiss­en zählen: Auch Etikette-Regeln sind im Vorstellun­gsgespräch wichtig.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN Nicht nur Lebenslauf und Faktenwiss­en zählen: Auch Etikette-Regeln sind im Vorstellun­gsgespräch wichtig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany