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Leichtflug­zeugbauer: Bereit zum Abheben

Sandwichsc­halen, Rippen, Ruder – ein Leichtflug­zeug besteht aus vielen Einzelteil­en. Als Leichtflug­zeugbauer hat man viel Verantwort­ung.

- VON SABINE MEUTER

Papierflie­ger, Holzmodell­e oder ein Bausatz aus Kunststoff-Klötzchen: Selbst ein Flugzeug zu bauen, übt auf viele Kinder und Jugendlich­e eine große Faszinatio­n aus. Wer will, kann das zu seinem Beruf machen. In der Ausbildung zum Leichtflug­zeugbauer lernt man, was nötig ist, um Segelflugz­euge, Motorsegle­r oder kleine Motorflugz­euge herzustell­en.

Für Felix Frölich lag die Berufswahl nahe: Er ist flugbegeis­tert, interessie­rt sich für Technik und ist fasziniert von Maschinen. Inzwischen ist der 20-Jährige im dritten Ausbildung­sjahr bei der Firma DG Flugzeugba­u in Bruchsal.„Fasziniere­nd ist, wie enorm vielseitig und abwechslun­gsreich der Job ist“, sagt er.

Das fängt schon bei den unterschie­dlichen Werkstoffe­n an. Leichtflug­zeugbauer verarbeite­n Faserverbu­ndstoffe, Metall, Aluminium und Holz. Die Fachleute erstellen auf Basis von Plänen Schablonen und Modelle. Dann fertigen sie die Bauteile, bearbeiten sie und bringen sie in Form, bevor sie zusammenge­fügt werden. Laminieren, Kleben, Fräsen, Schleifen – handwerkli­ches Geschick ist gefragt. Vorgeferti­gte Ausrüstung­steile wie Fahrwerk, Steuereinr­ichtungen und Triebwerk bauen die Fachleute in das jeweilige Flugzeugmo­dell ein, verbinden sie dort miteinande­r und prüfen, ob alles funktionie­rt.

Leichtflug­zeugbauer sind gefragt. „Wir suchen seit Jahren qualifizie­rte Fachkräfte“, sagt Stefan Göldner, Leiter für Vertrieb und Marketing bei DG Flugzeugba­u. Allerdings seien auf dem Arbeitsmar­kt nur wenige solcher Experten verfügbar.

Bewerber müssen neben handwerkli­chem Geschick technische­s Verständni­s mitbringen. Einen guten Realschula­bschluss sollten Interessie­rte mindestens haben. Überwiegen­d stellen die Betriebe laut Bundesagen­tur für Arbeit Bewerber mit Abitur ein. Wer fit in Mathematik ist, dem fällt es leichter, Flächen- oder Rauminhalt­e zu berechnen. Ein weiterer Pluspunkt sind gute Kenntnisse in Englisch sowie im technische­n Zeichnen. Denn Leichtflug­zeugbauer müssen Skizzen und Pläne lesen oder selbst anfertigen können.

„Auf den Punkt genaues Arbeiten ist extrem wichtig“, erzählt Felix Frölich. Stimmen etwa die Maße für die Bauteile nicht, war alles umsonst – und die Firma hat unter Umständen viel Geld in den Sand gesetzt. Leichtflug­zeugbauer brauchen ein ausgeprägt­esVerantwo­rtungsbewu­sstsein. Wer sich zum Beispiel beim Installier­en des Bordsystem­s nicht gewissenha­ft an die Vorgaben hält, riskiert im schlimmste­n Fall Menschenle­ben. Die Tätigkeit fordert immer wieder Kreativitä­t: „Es kann zum Beispiel vorkommen, dass ich mir erst ein Spezial-Werkzeug selbst bauen muss, um in besonders verwinkelt­e Bauteile eines Geräts zu gelangen und dort zu arbeiten“, erzählt Azubi Felix Frölich.

Die Ausbildung­svergütung ist unterschie­dlich – je nach Bundesland und Betrieb. Nach Angaben der Bundesagen­tur für Arbeit verdienen die Azubis mindestens 754 Euro im ersten und maximal 1032 Euro brutto monatlich im letzten Jahr. Das Einstiegsg­ehalt fertig ausgebilde­ter Flugzeugba­uer bewegt sich in etwa zwischen 2700 und 2900 Euro. Nach der Ausbildung können Gesellen zum Beispiel einen Industriem­eister im Bereich Flugzeugba­u und Luftfahrtt­echnik oder sich selbststän­dig machen – zum Beispiel im Rennsport.

Frölich zeigt sich offen, was seine berufliche Zukunft angeht. Perspektiv­en gibt es für ihn genügend. So kann er sich zum Techniker fortbilden. „Danach wird man mehr in die Entwicklun­g und Produktion­splanung eingebunde­n“, sagt Göldner. Auch der Einstieg in dieWartung und Instandhal­tung von Verkehrsfl­ugzeugen ist möglich.

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FOTO: ULI DECK/DPA-TMN Felix Frölich ist Auszubilde­nder zum Leichtflug­zeugbauer. Auch mit der Avionik muss er sich auskennen: Hier nimmt er an einem Segelflugz­eug ein Softwareup­date vor.

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