Rheinische Post Krefeld Kempen

Krachmache­r mit Punkerfris­ur

Für Vogelliebh­aber, denen Lärm nichts ausmacht, sind Nymphensit­tiche die perfekten Hausgenoss­en. Weil sie so robust und genügsam sind, können sie auch gut von Anfängern gehalten werden.

- VON SABINE MAURER

Wer Vögel mag und nicht allzu lärmempfin­dlich ist, findet im Nymphensit­tich das perfekte Haustier: hübsch, intelligen­t, anhänglich, robust und mit einer kecken Punkerfris­ur ausgestatt­et. Einen liebenswür­digen Schützling nennt ihn Dietmar Steinmetz aus Mainz, Tierarzt spezialisi­ert auf Vögel.

Die etwa 30 Zentimeter großen Sittiche gibt es in mehreren – meist dezenten – Farben, die ganz gemischt vorkommen. Mal sind zum Beispiel die Federn am Körper grau und am Kopf gelb. Andere haben knallrote Bäckchen, oder ihr weißes Gefieder ist gelb gepunktet.

Weil sie so robust sind und keine allzu hohen Ansprüche haben, gelten sie als die idealen Anfängervö­gel. Am besten schaffen sich Halter mindestens zwei Tiere an: „Es sind keine Einzelgäng­er“, erklärt Karl-Friedrich Scharrelma­nn vom Deutschen Kanarienun­d Vogelzücht­erbund (DKB) in Konken in Rheinland-Pfalz.

Sie vertragen sich zwar mit anderen kleineren Vögeln gut, etwa mit Wellensitt­ichen. Zu einem glückliche­n Leben brauchen sie aber einen Artgenosse­n. Am besten ist die Haltung von Männchen undWeibche­n. Doch auch gleichgesc­hlechtlich­e Lebensgeme­inschaften können funktionie­ren. Das laufe häufig sehr harmonisch ab, sagt Vogelzücht­er Sven Koch aus Hamburg, der ein Buch über Nymphensit­tiche geschriebe­n hat.

Außerdem kann es durchaus ungewollt passieren, dass zwei Weibchen oder zwei Männchen zusammen in einen Käfig gesetzt werden. Denn die Geschlecht­erbestimmu­ng bei jungen Vögeln ist sehr schwierig. Doch egal, ob Hahn oder Henne: Die aus Australien stammenden Tiere verhalten sich als Schwarmvög­el generell friedlich.

Wer sich einen Nymphensit­tich kaufen möchte, geht am besten direkt zum Züchter oder in die Zoohandlun­g. Zwischen 30 und 60 Euro kostet in der Regel ein Vogel. „Die Preise schwanken sehr stark und hängen von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel von der Gefiederfa­rbe“, erklärt Scharrelma­nn. Weil die Tiere ohnehin anhänglich sind und gerne gekrault werden, sind sie leicht zu zähmen. „Es wird umso einfacher, je zahmer die Eltern sind und je jünger das Tier ist“, sagt Koch. Denn die Kleinen schauen sich dasVerhalt­en von ihren Eltern ab.

Ob das Tier noch jung ist, lässt sich zum einen am Gefieder erkennen, das noch nicht richtig ausgefärbt ist. Außerdem befestigen viele Züchter Ringe amVogelbei­n, auf denen auch der Jahrgang gestanzt ist.

Stille Mitbewohne­r holt sich der Käufer mit ihnen nicht ins Haus. Nymphensit­tiche gelten als Schreihäls­e, vor allem die Männchen sind stimmgewal­tig. Sie singen jedoch auch sehr gerne, um die Weibchen zu beeindruck­en. Die Kommunikat­ionsfreude hat weitere gute Seiten. Die Sittiche können lernen, zu reden, sowie Geräusche und Melodien nachzumach­en. „Manche pfeifen sogar ganze Lieder“, sagt Dietmar Steinmetz. Seiner Meinung nach sind diese Tiere für Kinder ab dem Alter von etwa fünf bis sieben Jahren geeignet – natürlich unter der Anleitung eines Erwachsene­n. Das Kind bekommt so einen Freund, der ihn lange begleitet. Bis zu 30 Jahre alt kann ein Nymphensit­tich werden.

Voraussetz­ung für ein langes Vogelleben ist eine gute Haltung. Sie brauchen entweder eine Voliere oder einen Käfig mit Freiflug. Wie andere Vögel dürfen sie auf keinen Fall Zugluft abgekommen. Unbeaufsic­htigt sollten sie nicht im Zimmer flattern, denn sie knabbern gerne. „Bücher, Kabel und Tapeten – vor ihnen ist nichts sicher“, sagt Steinmetz und erzählt von einem seiner Nymphensit­tiche: Dieser hatte den Inhalt eines Aschenbech­ers aufgefress­en und war dann an einer Nikotinver­giftung gestorben.

Der Tierarzt empfiehlt, den Käfig oder die Voliere mit Stangen unterschie­dlicher Stärke und Struktur auszustatt­en, zum Beispiel mit Ästen. Das tut den Füßen und Krallen der Vögel gut. Herkömmlic­her Vogelsand sei sehr fein und daher als Bodenbelag für diese Sittiche nicht unbedingt geeignet, meint er. Viel besser sei Sand für den Sandkasten. „Den steckt man für eine halbe Stunde bei 150 Grad in den Backofen, damit die Bakterien absterben. Dann wird Kalk und Muschelsch­ale dazu gemischt“, empfiehlt er.

Bei der Fütterung sind Körner das A und O, hier gibt es im Handel Extramisch­ungen für Großsittic­he. Halter können auch eigene Mischungen aus Wellensitt­ich- und Kanarienvo­gelfutter füttern. Als Leckerbiss­en gilt unter den Vögeln Kolbenhirs­e. „Ganz wichtig ist die Zufütterun­g von Grünfutter“, erklärt Scharrelma­nn. Gut eignen sich etwa die Köpfe von Löwenzahn. Auch Salat und Gurke schmecken den Tieren. Körner wie Sonnenblum­enkerne sollten dagegen nur wenig in den Napf kommen. „Sonst verfettet der Vogel sehr schnell“, sagt Karl-Friedrich Scharrelma­nn.

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 ?? FOTO: GETTY IMAGES/IAN FOX ?? Nymphensit­tiche sind friedliche Schwarmvög­el. Mit mindestens einem Artgenosse­n haben die Schreihäls­e ein glückliche­s Leben.
FOTO: GETTY IMAGES/IAN FOX Nymphensit­tiche sind friedliche Schwarmvög­el. Mit mindestens einem Artgenosse­n haben die Schreihäls­e ein glückliche­s Leben.
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