Rheinische Post Krefeld Kempen
Hitzige Debatte über Einschulung
Die Forderung, Kinder ohne Deutschkenntnisse zurückzustellen, stößt auf Kritik.
(dpa/qua) Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Carsten Linnemann (CDU), hat mit seinem Vorstoß zu einer späteren Einschulung von Kindern bei schlechten Deutschkenntnissen eine heftige Debatte ausgelöst. „Der Vorschlag ist falsch. Kinder müssen eingeschult werden, wenn sie das Schulpflichtalter erreichen“, sagte die Bundesvorsitzende des Grundschulverbandes, Maresi Lassek, am Dienstag dem SWR. Schulen seien darauf eingestellt, Kinder mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen zu empfangen. Schließlich gebe es auch eine Reihe von Kindern aus deutschsprachigen Familien, die große sprachliche Probleme hätten.
Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, AnnetteWidmann-Mauz, wies denVorstoß ihres Parteifreunds Linnemann zurück. „An der Schulpflicht gibt es nichts zu rütteln“, sagte Widmann-Mauz.
Linnemann wies unterdessen den Begriff „Grundschulverbot“für seinen Vorstoß zurück. Die Deutsche Presseagentur hatte in einer Meldung den Begriff verwendet und dies später korrigiert. Ihm gehe es darum, dass es Konsequenzen haben müsse, wenn Kinder vor der Schule die sogenannten Sprachstandstests nicht bestünden, sagte Linnemann. Wenn dann trotzdem eingeschult würde, hätten weder die Kinder aus deutschsprachigen noch die aus nicht-deutschsprachigen Haushalten etwas davon.
Scharfe Kritik erntete Linnemann von SPD, Linkspartei und Grünen. Linke-Chefin Katja Kipping sagte, mit seinen Äußerungen gehe Linnemann auf„Stimmenfang im rechten Sumpf“. Die SPD-Bildungspolitikerin Marja-Liisa Völlers nannte Linnemanns Aussagen„populistisches Getöse wie in Wahlkampfzeiten“.
Lob erhielt Linnemann von CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. Er lobte die Debatte als wichtig. Auf Twitter schrieb er: „Bei erkannten Defiziten brauchen wir eine verpflichtende Förderung und schulbegleitende Sprachprogramme.“Auch Gesundheitsminister Jens Spahn stützte Linnemann. „Richtig ist, Kinder sollten möglichst alle vor der Einschulung Deutsch lernen“, schrieb er auf Twitter. Nur so hätten alle Kinder die gleichen Chancen. Stimme des Westens