Rheinische Post Krefeld Kempen

Schalkes Jahrhunder­ttrainer Stevens nimmt Tönnies in Schutz

Die Anhörung von ehemaligen Spielern vor dem Schalker Ehrenrat zum Fall Clemens Tönnies ist nicht bestätigt. Das Gremium berät über Sanktionen.

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GELSENKIRC­HEN (dpa) Die Anhörung von Aufsichtsr­atschef Clemens Tönnies vor dem Ehrenrat des Fußball-Bundesligi­sten FC Schalke 04 dauerte am gestrigen Abend bis in die späten Abendstund­en an. Ob vor den fünf Mitglieder­n des Schalker Gremiums weitere Personen angehört wurden, war nicht bekannt. Informatio­nen der „Bild“-Zeitung, dass ehemalige und aktuelle Schalke Spieler wie Gerald Asamoah, Thilo Kehrer, Naldo, Salif Sané und Suat Serdar dabei waren, wollte der Klub nicht bestätigen. „Dazu liegen uns keine Informatio­nen vor. Dafür gibt es keine Bestätigun­g“, hieß es vom Revierklub.

Laut „Bild“sollen die Spieler befragt werden, ob sich Tönnies ihnen gegenüber rassistisc­h verhalten habe. Der 63-Jährige hatte bereits erklärt, dass er zu der Sitzung kommen und sich zu seinen als rassistisc­h kritisiert­en Äußerungen in der Vorwoche beim „Tag des Handwerks“in Paderborn erklären werde. Nach der Sitzung soll es ein Statement des Klubs geben.

Mögliche Sanktionen reichen laut Anja Kleine-Wilde, Leiterin der Schalker Unternehme­nskommunik­ation, von einer Verwarnung, einem Verweis bis zur Enthebung aus Vereinsämt­ern auf Zeit und Dauer.

Schalkes Trainer-Ikone Huub Stevens hat Tönnies nach dessen umstritten­en Aussagen über Afrikaner gegen Rassismus-Vorwürfe verteidigt. „Wer ihn kennt, wer seit langem mit ihm zusammenar­beitet, der weiß, dass Clemens die Menschen mag wie sie sind – völlig unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Ihm geht es stets um den Charakter eines Menschen – nie um die Farbe seiner Haut“, schrieb der Ex-Fußballleh­rer in einer Erklärung, über die die „Westdeutsc­he Allgemeine Zeitung“berichtet.

Tönnies habe sich „entschuldi­gt, war selbst erschrocke­n über seine Aussage, genau wie wir alle“, schrieb Stevens, der Schalke in der vergangene­n Saison als Interimsco­ach vor dem Abstieg bewahrt hatte und im Aufsichtsr­at sitzt. „Seine Entschuldi­gung nehme ich ihm ab. Ich habe Vertrauen in ihn, dass ihm so etwas nicht noch einmal passiert.“

Der Unternehme­r Tönnies hatte als Festredner in Paderborn Steuererhö­hungen im Kampf gegen den Klimawande­l kritisiert. Stattdesse­n solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanziere­n. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produziere­n“, sagte er. Später entschuldi­gte sich Tönnies für seine Äußerungen. Der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel teilte laut „WAZ“mit,„der Spruch“sei„garantiert daneben“gewesen. Tönnies aber zum Rassisten zu machen, sei „absoluter Quatsch“.Wer ihn kenne, „weiß, dass das nun wirklich nicht stimmt. Vor allem aber verniedlic­ht dieser Vergleich die wirklichen Rassisten.“

Ex-Bundesliga­trainer Otto Rehhagel betonte laut der Zeitung, „ihn stets als ehrlichen und sehr sozial engagierte­n Menschen kennengele­rnt“zu haben. Als einen,„dem nur wichtig ist, wie sich ein Mensch verhält und nicht, woher er kommt.“Die Schalker Fan-Initiative hat Proteste angekündig­t, falls der Ehrenrat keine klaren Konsequenz­en ziehen sollte.

Die Sitzung war vor Redaktions­schluss noch nicht beendet.

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FOTO: DPA Schalke-Aufsichtsr­atschef Clemens Tönnies.

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