Rheinische Post Krefeld Kempen

Italien will einen starken Mann

- VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN MATTEO IL GRANDE, POLITIK

Wer das Konterfei von Matteo Salvini noch nicht kennt, der kann das nun nachholen. Der 46-jährige Innenminis­ter hat gerade die jüngste Regierungs­krise in Italien losgetrete­n und steht davor, das Kommando in Rom zu übernehmen. Im Herbst dürfte gewählt werden. Eine Überraschu­ng ist das nicht. Zu unterschie­dlich sind Fünf-Sterne-Bewegung und die von Salvini geführte rechte Lega, die sogar des Linksliber­alismus unverdächt­igen Politikern wie dem deutschen Innenminis­ter Horst Seehofer unheimlich geworden ist. Regierungs­krisen in Italien sind normalerwe­ise keine weltbewege­nden Ereignisse. Diesmal verhält es sich anders, zumindest Europa sollte sich auf einen beinharten Gegenspiel­er in Rom einstellen.

Der derzeit mächtigste aller europäisch­en Rechtspopu­listen ist eine Herausford­erung für die EU. Salvini hat sich bislang durch Kompromiss­losigkeit ausgezeich­net, etwa was die Lösungen für die Mittelmeer-Flüchtling­e angeht. Mit der Blockade reagiert der Lega-Chef auch auf die unsolidari­sche Haltung in der EU, gleichwohl aus anderen Motiven. Lösungen in der Asylpoliti­k sind in Italien seit Jahren überfällig, lange regierte Laissez-faire. Viele Italiener halten den radikalen Kurs, den Salvini verspricht, für notwendig.

Nicht zu unterschät­zen ist auch ein weniger evidenter Beweggrund für die Regierungs­krise. Ihre Basis hat die Lega im norditalie­nischen Unternehme­rtum. Diese Klientel drängt seit Langem auf drastische Steuersenk­ungen, wirtschaft­liche Großprojek­te und eine Teilautono­mie der nördlichen Regionen. Salvini kommt mit seinem Schritt nicht nur den eigenen Ambitionen, sondern vor allem diesen Bestrebung­en nach

Kurzum: Im wirtschaft­lich, sozial und gesellscha­ftlich schwächeln­den Italien ist ein Politiker, der Stärke zeigt, gerade mehr als willkommen.

BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany