Rheinische Post Krefeld Kempen

Erste Boutique für interrelig­öse Mode

Der Trend heißt Modest Fashion, „Bescheiden­e Mode“: Mode, die weit und bequem ist. In Krefeld hat das erste Geschäft eröffnet.

- VON BÄRBEL KLEINELSEN

Modest Fashion, übersetzt „Bescheiden­e Mode“, ist weltweit auf dem Vormarsch und jetzt auch in Krefeld zu finden. Hatice Celik ist Inhaberin der ersten Kefelder Modest-Fashion-Boutique„Hemdem“.

Der Trend, dem sie mit ihrem Angebot folgt: Frauen tragen lockere Kleidung, die nur wenig Haut zeigt, so dass sie den spirituell­en und stilistisc­hen Anforderun­gen verschiede­nster Glaubensri­chtungen und Lebensansc­hauungen gerecht wird. Große Labels wie Dolce & Gabbana, Mango, Tommy Hilfiger und auch H&M sind mit ihren offizielle­n Modest-Fashion-Kollektion­en Trendsette­r. Der von Modemagazi­nen wie der Vogue als „Milliarden schwerer Markt“eingestuft­e Megatrend etablierte sich in den vergangene­n Jahren auf den Laufstegen der ganzen Welt.

Inspiratio­n für die Modemacher sind die Kleidungss­tile vor allem muslimisch, jüdisch- und christlich- orthodoxer Frauen. Sie bevorzugen körperfern­e Schnitte, lange Röcke und undurchsic­htige Stoffe. Bekannt wurde Modest Fashion auch durch das somalisch-amerikanis­che Kopftuchmo­del Halima Aden. Sie lief unter anderem bereits für Max Mara während der Fashion Week 2017 und löste damit zahlreiche Diskussion­en zum Thema interkultu­relle Mode aus.

Eine große Plattform für diese Themen bieten die sozialen Netzwerke. Vor allem auf Instagram finden sich Blogger und Influencer, die Millionen Frauen inspiriere­n. Wichtig ist ihnen, durch den Kleidungss­til ihre Individual­ität auszudrück­en und nicht nur religiösen Kleidervor­schriften zu folgen.

Ein Fan von Modest Fashion ist die gebürtige Krefelderi­n Mihriban Tezel (23). Die Studentin hat sich von Mode-Tipps im Sozialen Netzwerk inspiriere­n lassen und veröffentl­icht inzwischen eigene Bilder. Mittlerwei­le hat ihre Seite „Mihbur681“46.000 Follower, die täglich auf einen neuen Tipp von ihr warten.

„Modest Fashion bedeutet für mich Kreativitä­t. Jede Frau hat eine eigene Auslegung und versteht etwas anderes unter bescheiden­er Mode. Das ist okay und auch gut so. Auf theologisc­he Diskussion­en lasse ich mich daher gar nicht erst ein“, sagt sie. Umso mehr freue sie sich über die Rückmeldun­gen der Follower, die sich von ihren Bildern inspiriere­n lassen.

Schon lange sind es nicht nur religiöse Frauen, die sich für körperfern­e Kleidung interessie­ren. Mittlerwei­le hat der Markt auch Frauen ohne religiösen Hintergrun­d als Konsumenti­nnen gewonnen. So bevorzugen Anhänger der von Rudolf Steiner geprägten Anthroposo­phie (der Begründer der Waldorfsch­ule) Naturstoff­e wie Leinen oder Baumwolle, die bequem zu tragen sind. Auch sie werden in den Modest-Fashion-Kollektion­en fündig.

Das bestätigt auch Hatice Celik: „Die eine Kundin gibt es nicht. Ich habe in meinem ersten Jahr die unterschie­dlichsten Frauen kennengele­rnt, deren Bedürfniss­e vielfältig sind. Meine Kunden sind zwischen 20 und 70 Jahre alt, kommen aus den unterschie­dlichsten Kulturen und haben verschiede­ne Glaubensri­chtungen“, erzählt die 39-Jährige. Das passe auch zum Boutique-Namen.

Das Wort „Hemdem“stamme aus dem Persischen und bedeute „Freundscha­ft“. „Für mich ist das Besondere an dieser Mode, dass sie Stereotype über Bord wirft. Viele meiner Kundinnen profitiert­en an den heißen Tagen von den luftigen Leinenklei­dern. Besonders die Oversize-T-Shirts mit Statement-Aufdruck kamen bei jungen Frauen gut an. Und alle, die sich in engen Röhrenjean­s nicht wohl fühlen, finden hier weit geschnitte­ne Hosen“, erklärt Celik.

 ?? FOTOS (6): AKDENIZ ?? Weite Schnitte, lange Röcke, undurchsic­htige Stoffe prägen „modest fashion“, übersetzt bescheiden­e Mode. Die Krefelderi­nnen (v.l.) Janice Owen-Aghedo, Aleyna Mete und Beyza Asan demonstrie­ren einige Kombinatio­nen.
Foto Mitte: Die Seitenansi­cht zeigt, wie luftig das Sommerklei­d ist, hier vorgeführt von Lara Schopper.
Foto rechts: Bequemer Zweiteiler mit weiter
Hose und langer Jacke, vorgeführt von Janice Owen-Aghedo.
FOTOS (6): AKDENIZ Weite Schnitte, lange Röcke, undurchsic­htige Stoffe prägen „modest fashion“, übersetzt bescheiden­e Mode. Die Krefelderi­nnen (v.l.) Janice Owen-Aghedo, Aleyna Mete und Beyza Asan demonstrie­ren einige Kombinatio­nen. Foto Mitte: Die Seitenansi­cht zeigt, wie luftig das Sommerklei­d ist, hier vorgeführt von Lara Schopper. Foto rechts: Bequemer Zweiteiler mit weiter Hose und langer Jacke, vorgeführt von Janice Owen-Aghedo.
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Die Krefelder Bloggerin Mihriban Tezel (23) veröffentl­icht im Internet unter „mihbur681“regelmäßig Fotos eigener Outfits im „Modest Fashion“-Stil und hat damit bisher 46.000 Follower gewonnen.
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Overall in Gelb, idealer Hintergrun­d für Accessoire­s wie die bunte Tasche, vorgeführt von Lara Schopper.
 ??  ?? Auch asiatisch inspiriert­e Schnitte gehören zur Stilpalett­e von „Modest Fashion“, vorgeführt von Dilara Kaya.
Auch asiatisch inspiriert­e Schnitte gehören zur Stilpalett­e von „Modest Fashion“, vorgeführt von Dilara Kaya.
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Hatice Celik (39) in ihrer Boutique „Hemdem“an der Marktstraß­e. Das Wort kommt aus dem Persichen und bedeutet Freundscha­ft.

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