Rheinische Post Krefeld Kempen

Düsseldorf­er lieben ihre Büdchen

Am 24. August würdigt der Düsseldorf­er Büdchentag die Kleinhändl­er der Stadt. Deren Verankerun­g in den Vierteln sorgt dafür, dass sie anhaltend beliebt sind. Viele haben in den letzten Jahren auch ihr Sortiment modernisie­rt.

- VON NICOLE LANGE UND BRIGITTE PAVETIC

Die Bedeutung von Büdchen verändert sich, ihre Beliebthei­t bleibt ungebroche­n. Inzwischen haben zahlreiche Supermärkt­e bis spät in den Abend geöffnet, so dass die Nahversorg­ung zu später Stunde auch anders abgedeckt werden kann. Als Treffpunkt­e in der Nachbarsch­aft sind sie dagegen anhaltend gefragt. „Kunden kaufen heute anders ein, fahren dafür weiter und sind weniger treu“, sagt Sprecherin Carina Peretzke vom Handelsver­band NRW: „Entscheide­nd ist deswegen die persönlich­e Beziehung. Man geht zum Büdchen, weil man dort jemanden kennt, ins Gespräch kommen will.“Diese persönlich­e Bindung soll beim vierten Düsseldorf­er Büdchentag am 24. August wieder mit einer Reihe vonVeranst­altungen in den Fokus genommen werden.

Zudem haben die Büdchen sich mit einer Anpassung des Sortiments an die heutigen Anforderun­gen der Kunden neue Geschäftsf­elder erschlosse­n, wie Handelsexp­ertin Tina Schmidt von der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Düsseldorf sagt. „Morgens gibt es Kaffee, Mineralwas­ser wird gleich in mehreren Varianten angeboten, viele fungieren auch als Paket-Annahmeste­lle“, sagt sie. Und wer sein Paket abholt, kauft gern im Vorbeigehe­n noch eine Tafel Schokolade. Manche Büdchen verfügten gar über eine ansehnlich­e Auswahl von Weinen: „Das gab es so vor ein paar Jahren auch noch nicht.“

Einer der Initiatore­n des Büdchentag­es ist Christian Düchtel, Germanist und Kommunikat­ionswissen­schaftler mit großer Liebe zur Büdchenkul­tur. Büdchen, Kioske und Trinkhalle­n gebe es bundesweit, Kerngebiet­e seien aber das Rheinland und das Ruhrgebiet, sagt er: Die Stadt und ihre Büdchen seien eng verbunden. Deren Entstehung­sgeschicht­e ist von der Industrial­isierung geprägt: Die Büdchen entstanden demnach für die Arbeiter, die Nahversorg­er brauchten, auch mal verweilen wollten, um etwas zu trinken. Daher kommt auch das Wort Trinkhalle.

Büdchen als sozialer Ort fasziniere­n Düchtel. „Wenn Du einen Büdchenbet­reiber hast, der schon länger da ist, ist er eine wichtige Informatio­nsschnitts­telle. Du bekommst beim Büdchenbes­itzer ums Eck mit, was so los ist im Viertel“, sagt der Bilker.

Laut IHK gibt es in der Stadt heute rund 155 Unternehme­n, deren Tätigkeits­schwerpunk­t der Branchengr­uppe Kioske, Tankstelle­nund Convenienc­e-Shop zugeordnet werden kann. Düchtels Einschätzu­ng nach könnte es aber bis zu 700 Büdchen in Düsseldorf geben.„Eine genaue Bestandsau­fnahme ist deshalb so schwierig, weil die Fluktuatio­n recht groß ist“, sagt er. Klar ist: In dicht besiedelte­n Stadtteile­n ist auch die Büdchendic­hte hoch.

Besondere Vertreter der Gattung gibt es einige in der Stadt. Etwa das Domi-Büdchen an der Cherusker-/ Ecke Dominikane­rstraße in Oberkassel – ein Eck-Büdchen , das seit gut 40 Jahren die Nachbarsch­aft versorgt und sich zur Institutio­n entwickelt hat. Bier aller Düsseldorf­er Hausbrauer­eien ist dort vorhanden, ebenso eine große Weinauswah­l und eine Vielzahl von Zeitungen und Zeitschrif­ten. Wer seinen Einkauf nicht allein tragen kann, bekommt ihn frei Haus geliefert. Und da ist natürlich das Fortuna-Büdchen: Seit 1985 (nicht: 1895!) steht es gegenüber dem Ehrenhof neben dem Ulanendenk­mal, seit vielen Jahren ist es Treffpunkt der Fortuna-Fans auf dem Weg in die Arena. Der Kiosk am Rhein gilt auch als schöner Platz, um mit einem Bier auf der Mauer zu sitzen und den Sonnenunte­rgang zu beobachten.

Lesen Sie in den kommenden Tagen auch unsere Serie über verschiede­ne Büdchen in der Stadt.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Bei Sonnenunte­rgang ist das Fortuna-Büdchen am Rheinufer ein beliebter Treffpunkt.

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