Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Dorf voller Mörder

Die Der Sendereihe Sonntagabe­ndkrimi„Terra X“ist erforscht zurück: in Im einer „Polizeiruf­neuen “Folgegibt es „Geheimniss­ezwar keine Leiche,auf dem aber Meeresgrun­d“.jede Menge Verdächtig­e.

- VON HENNING RASCHE

MAGDEBURG In einem Dorf bei Magdeburg findet ein Jäger ein Auto voller Blut. Es ist, wie sich rasch herausstel­lt, nicht nur der Wagen des Dorfrebell­en Jurij Rehberg, sondern auch sein Blut. Die Menge ist so groß, dass sein Überleben ausgeschlo­ssen werden kann. Die beiden Magdeburge­r Kommissare Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) nehmen in diesem „Polizeiruf 110“, der die Sommerpaus­e der Sonntagabe­ndkrimis beendet, die Ermittlung­en auf. Eine Leiche aber ist partout nicht aufzufinde­n.

Die Kommissare aus der Großstadt Magdeburg scheinen mit der Zeitmaschi­ne in dieses Dorf

gereist zu sein

Rehberg hatte einen zwiegespal­tenen Ruf in dem namenlosen Dorf. Die Frauen himmelten ihn, den maskulinen Haudraufwi­enix, an; die Männer hassten ihn genau deswegen. Aus der Reihe eifersücht­iger Männer und Frauen sticht zunächst Werner Wolf (Hans Uwe Bauer) heraus. Er drangsalie­rt seine Tochter Annette (Katharina Heyer), die von Rehberg ein Kind erwartet. Wolfs Hass auf die Welt hat sich auf die Tochter ausgeweite­t – auf ihren Freund sowieso. Aber auch wenn Wolf eingangs mit einem Gewehr herumfucht­elt, drängen sich noch ein paar andere als Tatverdäch­tige auf. Dass der Täter aus dem Kreise des Dorfes stammt, verrät bereits der Titel:„Mörderisch­e Dorfgemein­schaft“. Das Maß der Spannung hält sich dementspre­chend in Grenzen.

Das Dorf als Sehnsuchts­ort befindet sich in der Renaissanc­e. Ein ganzes Genre von Heimatroma­nen untersucht das zeitgenöss­ische Leben im Dorf. Dieser „Polizeiruf“bringt aus soziologis­cher Sicht leider keine neuen Erkenntnis­se. Er arbeitet sich an Klischees über das Dorf ab, dass es einem zwischendu­rch ganz schön müde werden kann.

Sämtliche Dorfbewohn­er weisen seltsame Züge auf. „Alle reden viel, keiner sagt was“, sagt Kommissari­n Brasch. Der Automechan­iker, die Bäcker-Familie, der Bauer – alle wirken hölzern. Die Kommissare aus der Großstadt Magdeburg scheinen mit der Zeitmaschi­ne in dieses Dorf gereist zu sein, wo an den Wänden selbstvers­tändlich Wildschwei­nund Hirschköpf­e hängen. Es ist ein bisschen schade, dass der Film dieses überzeichn­ete Bild eines Dorfes an keiner Stelle brechen kann.

Gemeinsam ist den Figuren die Einsamkeit, die stumm aus ihnen schreit. Sie vermissen Freundscha­ft, Leidenscha­ft, Abenteuer, mithin das Leben. So schlimm ist es nun auf ei

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FOTO: MDR/DPA ?? Die Kommissare und alle Tatverdäch­tigen in einem Raum, schon beginnt eine Orgie der Geständnis­se: Das ganze Dorf hat in der aktuellen Folge des „Polizeiruf­s“ein Motiv.
FOTO: ZDF/ROBERT MARC LEHMANN FOTO: MDR/DPA Die Kommissare und alle Tatverdäch­tigen in einem Raum, schon beginnt eine Orgie der Geständnis­se: Das ganze Dorf hat in der aktuellen Folge des „Polizeiruf­s“ein Motiv.

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