Rheinische Post Krefeld Kempen
Jeder elfte Schüler lernt auf einer Privatschule
Viele Eltern ziehen sie den öffentlichen Schulen vor. Manche halten die Entwicklung für problematisch.
DORTMUND (dpa) Privatschulen haben in Deutschland deutlichen Zulauf - mit konstanten oder weiter steigenden Schülerzahlen in fast allen Bundesländern. Das hat eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben. Der Zustand vieler öffentlicher Schulen habe zur Steigerung der Nachfrage nach Privatschulen beigetragen, kritisierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Entwicklung sei höchst problematisch, die Politik solle dem„Privatschulboom“entgegenwirken, forderte die GEW in Nordrhein-Westfalen. „Die Existenz privater Schulen wirkt sozial selektiv“, meinte GEW-Landeschefin Maike Finnern. Jeder elfte Schüler lernt inzwischen lautVerband Deutscher Privatschulverbände (VDP) an einer privaten Schule – etwa einer Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft, einer Waldorf- oder Montessorischule. Sie alle müssen staatlich genehmigt werden. Der VDP sprach von einer „heterogenen Schülerschaft“. Auch für Nordrhein-Westfalen meldet das Statistikamt steigende Werte. Zuletzt lernten dort demnach fast 163.100 Schüler an einer Privatschule – 0,3 Prozent mehr als 2017/18. An der Schülergesamtzahl mache das einen Anteil von 8,6 Prozent aus; vor allem bei Gymnasien sei er mit 16,8 Prozent hoch. Nicht enthalten sind hier Berufs- und Weiterbildungskollegs, Förderschulen nur zu einem Teilbereich. Das Düsseldorfer Schulministerium zählt anders, kommt auf sogar 208.000 Privatschüler, aber einen „leicht rückläufigen“Trend. Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) sieht die Privaten als Ergänzung, alle Schulformen ermöglichten eine „gute Bildungsbiografie“.
Dagegen gingen in beispielsweise im Schuljahr 2018/19 knapp 146.800 Kinder und Jugendliche in eine der 625 Privatschulen. Das macht einen vergleichsweise hohen Anteil von 11,7 Prozent aus. Viele wollten ihre Kinder wohl vor dem in Bayern besonders leistungsorientierten System der öffentlichen Schulen bewahren, meint der dortige Lehrerverband. Es gebe auch elitär ausgerichtete Gründe. Von einer „bedauerlichen Entwicklung“spricht der Elternverband. Einige Eltern gingen von besserer Förderung bei privaten Trägern aus.
„Die Existenz privater Schulen wirkt sozial selektiv“
Maike Finnern GEW-Landeschefin