Rheinische Post Krefeld Kempen
Motorrad-Training als Pflicht gefordert
Schutzkleidung hilft bei Unfällen oftmals nicht viel, warnt ein Wissenschaftler.
(tmn) Schwere Schutzkleidung, Protektoren auf dem Rücken - das sollte Motorradfahrer vor schweren Verletzungen schützen. Schon bei geringen Geschwindigkeiten und einem Aufprall auf der Landstraße reicht das nicht, warnt ein Wissenschaftler.
Siegfried Borgmann fährt selbst seit Jahrzehnten Motorrad. Der Leiter der Unfallforschung der Versicherer (GDV) beurteilt sein eigenes Studienergebnis aus Sicht des Zweiradpiloten als eher enttäuschend: „Das ist sicherlich deprimierend.“Borgmann und sein Team hatten sich die tödlichen Unfälle mit Motorradfahrern genauer angeschaut.
2018 starben in Deutschland 619 Motorradfahrer im Straßenverkehr, besagen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. In Relation zu den gefahrenen Kilometern sind Motorradfahrer 21-mal gefährdeter, im Straßenverkehr zu sterben, als Autofahrer. Dabei profitieren Motorradfahrer laut GDV-Studie nicht von den allgemeinen Fortschritten in der Verkehrssicherheit. So schützt die übliche Kleidung mit Protektoren bei einem Aufprall auf ein Hindernis bereits ab einer Geschwindigkeit über 25 Stundenkilometer nicht vor lebensbedrohlichen Verletzunge
„Wir müssen klar sagen, dass keine praktikable Schutzkleidung in der Lage ist, bei einem Aufprall mit üblicher Landstraßengeschwindigkeit eine tödlicheVerletzung zu verhindern“, sagt Brockmann. Dabei hat die Schutzkleidung nach seiner Meinung natürlich ihren Sinn. Besonders bei Stürzen auf den Asphalt – ohne Aufprall.
Das großeVerbesserungspotenzial sitze auf dem Motorrad, sagt Brockmann: Zwei Drittel aller getöteten Motorradfahrer auf Landstraßen hätten den Unfall selbst verursacht. Entweder, weil sie in den Gegenverkehr geraten war, oder weil sie in der Gruppe nicht den nötigen Abstand gehalten hatten. Etwas überraschend: Der unaufmerksame Autofahrer, der den Motorradfahrer übersieht, ist seltener als gedacht Unfallauslöser.