Rheinische Post Krefeld Kempen

Photovolta­ik braucht keine Förderung mehr

- VON THOMAS REISENER SOLARSTROM-FÖRDERUNG WACKELT, TITELSEITE

Selten wurde über die Energiepol­itik so aufgeregt diskutiert wie in diesen Tagen. Leider hat die neue Leidenscha­ft für die Zukunft unseres Planeten eine fatale Kehrseite. Die Debatte ist sehr emotional. Emotionen trüben den Blick.Wer heute gegen weitere Fördermill­iarden für Photovolta­ik ist, wird vom Standgeric­ht der öffentlich­en Stimmung schnell als Planetenmö­rder verurteilt.

Wer es ernst meint mit dem Klimaschut­z, muss auch den unpopuläre­n Teil der Wahrheit akzeptiere­n: Umweltschu­tz kostet Geld. Geld ist begrenzt. Und deshalb muss das Umweltschu­tz-Budget dort investiert werden, wo es am meisten bringt.

Wegen der üppigen Fördergeld­er haben die deutschen Solarstrom-Betreiber inzwischen einen Gesamtansp­ruch auf weit mehr als 100 Milliarden Euro Fördergeld. Weil die Technik fast nirgends auf der Welt so stark gefördert wird, entstehen auch fast nirgends mehr Photovolta­ikanlagen als ausgerechn­et im sonnenarme­n Deutschlan­d. Das hat der frühere RWE-Chef Jürgen Großmann einmal so kommentier­t:„Photovolta­ik in Deutschlan­d macht ökonomisch so viel Sinn wie Ananaszüch­ten in Alaska.“

Bei der Frage, ob die Solarstrom­förderung in Deutschlan­d auslaufen soll oder nicht, geht es eben nicht um ein Bekenntnis für oder gegen den Klimaschut­z. Sondern nur um die technische Frage, ob dem Planeten mit den Abermillia­rden an anderer Stelle noch effiziente­r geholfen werden kann. Was, wenn die deutschen Fördermill­iarden von Anfang an konsequent in die Elektromob­ilität geflossen wären? Oder in neue Techniken zur Gebäudedäm­mung? Oder wenn sie verwendet worden wären, um die schmutzigs­ten Stahlwerke in Fernost sauberer zu machen? Solaranlag­en sind inzwischen so billig, dass sie zum Selbstkost­enpreis Strom produziere­n. Jetzt brauchen andere Technologi­en ihre Chance. BERICHT

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