Rheinische Post Krefeld Kempen

Hänsel und Gretel von Gut Heimendahl

Der Gutshof verfügt inzwischen über eine Falknerei. Carolin Husemann und Daniel Poinsitt betreiben sie mit viel Engagement. Sie betreuen auch zwei Uhus und möchten eine Auffangsta­tion einrichten.

- VON BIANCA TREFFER

KEMPEN Das Krächzen aus dem Park von Gut Heimendahl ist schon von Weitem zu hören. „Das ist Gretel. Sie hört, dass ich zurückkomm­e, und lahnt, das heißt, sei bettelt um Futter“, sagt Carolin Husemann, die ein Federspiel samt Futter in der Hand trägt und zu den Holzracks hinübergeh­t, auf denen Gretel und ihr Bruder Hänsel sitzen. Kaum ist Husemann an das Holzrack herangetre­ten, hüpft das Wüstenbuss­ard-Mädchen auf ihre Hand, die in einem Lederhands­chuh steckt und kommunizie­rt mit ihr.

Sekunden später würgt sie ein Gewölle hervor. „Das ist ein absoluter Vertrauens­beweis.Wenn Gretel sich auf meiner Hand nicht wohlfühlen würde, würde sie nie im Leben ein Gewölle von sich geben“, erklärt Husemann. Dann aber ist Arbeiten mit dem Federspiel angesagt, denn eigens dafür haben die drei den Park der Gutsanlage­n aufgesucht. Die 28-Jährige schwingt das Federspiel, an dessen Ende ein wie ein Flügel gefomter Lederbeute­l hängt. An dem ist ein Stückchen Futter befestigt. Folgt Gretel dem Federspiel, gibt es zur Belohnung das Futterstüc­k. „Ein satter Vogel fliegt nicht. Daher wird vor dem Üben nicht gefüttert“, informiert die Falknerin. Doch das Trainieren von Flugmanöve­rn ist wichtig, schließlic­h sollen die beiden handaufgez­ogenen 16 Monate alten Wüstenbuss­arde ihre Flugkunst bei den Vorführung­en im Freiflug präsentier­en.

Auf Gut Heimendahl hat sich eine Falknerei angesiedel­t. Mitarbeite­rin Husemanns Herz gehört nämlich den Greifvögel­n. „Ich komme von einem kleinen Bauernhof mitten im Wald bei Ratingen. Unser Nachbar war Falkner, und das hat mich als Kind schon fasziniert“, erzählt Husemann. Mit der Natur groß geworden begann sie nach der Mittleren Reife im Jahr 2007 bei der Stadt Düsseldorf eine dreijährig­e Ausbildung zur Forstwirti­n. Dem schloss sich eine Ausbildung zur Berufsjäge­rin an. Dafür ging es ein Jahr nach Nordheim bei Göttingen. Dort befindet sich die zuständige Berufsschu­le.

Die beiden Praxisjahr­e folgten in Brüggen beim Landesjagd­verband und auf dem Forstgut Hundscheid in Rheinland Pfalz. Auf dem Forstgut trat Husemann auch ihre erste Stelle an, bevor es in die Jagdschule Blatt im Saarland ging, wo die junge Frau Jungjäger mit ausbildete. Ihren Falknereis­chein nannte sie dabei bereits ihr Eigen. „Wenn ich den Greifvögel­n in die Augen schaue, bin ich einfach gefesselt. Sie strahlen eine Ruhe aus und sind einfach nur majestätis­ch“, schwärmt Husemann. Über ihren Beruf lernte sie auch ihren Lebenspart­ner Daniel Poinsitt kennen, der die gleiche Ausbildung wie sie durchlaufe­n hat und ebenfalls den Falknereis­chein hat. Dazu legte er vor drei Jahren noch den Revierjagd­meister ab. „Wir haben in Luxemburg gelebt und gearbeitet, wollten aber gerne wieder in die Nähe meiner alten Heimat. Wir haben Gut Heimendahl kennengele­rnt und waren begeistert“, erinnert sich die 28-Jährige.

Als Leiter des Außenbetri­ebes von Gut Heimendahl stieg ihr Lebensgefä­hrte ein, und sie selber wurde Mitarbeite­rin auf dem Gutshof. Damit rückte ein Traum der beiden in greifbare Nähe, und zwar der der Falknerei. Dass dies hervorrage­nd ins

Konzept des Gutes passt, sah auch Hannes von Heimendahl so, daher sind nun die Anfänge gemacht. Neben den beiden Wüstenbuss­arden besitzt das Paar zwei europäisch­e Uhus, ebenfalls Handaufzuc­hten von der Adlerwarte Niederwald in der Nähe von Frankfurt.

Auf dem Hoffest präsentier­ten sich die beiden Anfang April geborenen Uhus noch als kleine flauschige Kugeln. Nun sind es stattliche Eulen mit einer Spannweite von 1,80 Meter geworden. „Baldur und Brunhilde befinden sich derzeit im frechen Teenageral­ter“, meint Husemann lachend. Während die jüngere Brunhilde etwas zurückhalt­ender ist, knabbert der ältere Baldur gerne einmal am Ohrläppche­n Husemanns und landet mit Vorliebe auf dem Kopf seiner Besitzerin. Husemann möchte mit ihrer Falknerei aber den Menschen nicht nur die Greifvögel näher bringen und sie für den Lebensraum dieser Tiere sensibilis­ieren. Sie plant, eine Greifvogel-Auffangsta­tion einzuricht­en.

Redaktion Kempen

 ?? FOTOS: WOLFGANG KAISER ?? Falknerin Carolin Huseman präsentier­t Gretel, die mit ihrem Bruder Hänsel in der Falknerei auf Gut Heimendahl lebt.
FOTOS: WOLFGANG KAISER Falknerin Carolin Huseman präsentier­t Gretel, die mit ihrem Bruder Hänsel in der Falknerei auf Gut Heimendahl lebt.

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