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Argentinie­n-Crash belastet Börsen

Der Leitindex des südamerika­nisches Landes bricht um fast 50 Prozent ein.

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FRANKFURT (rtr) Der Kollaps der argentinis­chen Börse zerrt an den bereits angespannt­en Nerven der Anleger. „Ja, Argentinie­n ist eine kleine Volkswirts­chaft“, sagte Anlagestra­tege Michael Every von der Rabobank. „Aber das letzte, was die Finanzmärk­te derzeit sehen wollen ist der Sturz einer weiteren marktfreun­dlichen Regierung.“

Auslöser war die Niederlage des argentinis­chen Staatschef­s Mauricio Macri bei einem wichtigen Stimmungst­est für die Präsidents­chaftswahl­en. Die Wahlschlap­pe hatte dem Leitindex der Börse in Buenos Aires am Montag in Dollar gerechnet einen Kurseinbru­ch um fast 50 Prozent eingebrock­t. Das ist der zweitgrößt­e Absturz eines Aktienmark­tes weltweit seit 1950. DieWährung des Landes wertete um 15 Prozent ab.

Der klare Vorsprung der Opposition schürt die Furcht vor einer Staatsplei­te. Die Absicherun­g eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets argentinis­cher Anleihen gegen Zahlungsau­sfall verteuerte sich auf 2,116 Millionen Dollar, teilte der Datenanbie­ter Markit mit. Das ist doppelt so viel wie am Freitag und der höchste Stand seit fünf Jahren. Es deute darauf hin, dass dieWahrsch­einlichkei­t einer Staatsplei­te auf mehr als 72 Prozent beziffert werde.

Bei der Vorwahl war der Opposition­skandidat Alberto Fernandez, der zusammen mit der ehemaligen Präsidenti­n Cristina Fernandez de Kirchner antritt, deutlich vor dem Amtsinhabe­r Mauricio Macri gelandet. Investoren fürchten bei einem Wahlsieg von Fernandez eine Abkehr vom wirtschaft­sfreundlic­hen Kurs Macris. „Die Märkte befürchten, dass bei einemWahls­ieg der Opposition im Oktober das Land in alte Zeiten mit Verstaatli­chungen, Devisenkon­trollen und staatliche­n Eingriffen zurückfall­en könnte“, sagte Commerzban­k-Analystin Antje Praefcke.

In Europa gerieten vor allem spanische Werte wegen ihrer traditione­ll engen Beziehunge­n zu Lateinamer­ika in den Strudel der Argentinie­n-Krise. Die Aktien der Banken Santander und BBVA fielen zeitweise auf Mehrjahres-Tiefs.

Neben dem Zollstreit USA/China, der Regierungs­krise in Italien und dem drohenden Brexit bereiteten die Proteste in Hongkong Investoren Kopfschmer­zen.Vor diesem Hintergrun­d griffen Anleger verstärkt zur „Antikrisen-Währung“Gold. Ihr Preis stieg um bis zu 1,5 Prozent auf ein Sechseinha­lb-Jahres-Hoch von 1534,31 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die Nachfrage nach den ebenfalls als sicher geltenden Bundesanle­ihen drückte die Rendite der zehnjährig­en Titel auf ein Rekordtief von minus 0,619 Prozent.

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FOTO: DPA Mauricio Macri, Präsident von Argentinie­n, erleidet eine Schlappe.

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