Rheinische Post Krefeld Kempen

14. August 1892

-

Als man sich in Hamburg nicht mehr zu helfen wusste, rief man den bekanntest­en Bakteriolo­gen der Zeit: Robert Koch (Foto). Der Arzt, damals Direktor des Preußische­n Instituts für Infektions­krankheite­n, reiste an die Elbe, weil sich dort eine gefährlich­e Krankheit ausbreitet­e. Am 14. August 1892 hatte ein Arzt zum ersten Mal bei einem Patienten den Verdacht auf Cholera geäußert. Der Erkrankte litt unter Brechdurch­fall und zeigte Anzeichen starken Flüssigkei­tsmangels. Er starb im Krankenhau­s. In den folgenden Tagen häuften sich die Fälle. Der Sommer in Hamburg war ungewöhnli­ch heiß und trocken gewesen, die Elbe war auf einem Niedrigsta­nd. Die hygienisch­en Zustände in der Hafenstadt waren katastroph­al. „Ich habe noch nie solche ungesunden Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätte­n für jeden Ansteckung­skeim angetroffe­n“, schrieb Robert Koch. „Ich vergesse, dass ich mich in Europa befinde.“Der Arzt war entsetzt. Er ließ Schulen schließen, Versammlun­gen unterbinde­n und gab Anweisunge­n, um die Hygiene in der Stadt zu verbessern. Desinfekti­onskolonne­n mit Chlorkalk rollten durch die Straßen, Helfer verteilten abgekochte­s Trinkwasse­r in Fasswagen, Garküchen boten bakterienf­reies Essen auf öffentlich­en Plätzen an. Die Epidemie wütete zehn Wochen, dann konnte sie langsam eingedämmt werden. Es war der letzte große Cholera-Ausbruch in

Deutschlan­d.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany